Mehr 2016 kann ein Kompliment eigentlich nicht sein. «Sie tippen aber schnell!», sagte der Mann mittleren Alters, der mir im Bus gegenübersass, und nickte anerkennend. Ich hatte gerade eine E-Mail auf meinem Handy verfasst. Verlegen, aber auch etwas stolz   erwiderte ich: «Danke!» – und stieg vor lauter Verwirrung eine Station zu früh aus.

Erst dann begann ich, mich zu fragen: War das überhaupt ein Kompliment? Oder ist es nicht eher besorgniserregend, wie selbstverständlich meine Finger über die Touchscreen-Tastatur wischen und die richtigen Buchstaben finden? Und das meistens, ohne dass ich hinsehen muss. Sollte ich die Aussage des Mannes vielleicht eher als subtile Kritik an meinem starren Blick aufs Handy verstehen?

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Sonderausgabe über das omnipräsente Smartphone

Egal, wie die Antwort auf diese Frage ausfällt: Die Omnipräsenz des Smartphones war für die «Handelszeitung» Anlass, sich in dieser Sonderausgabe damit auseinanderzusetzen, wie fest Handys unser Leben und die Wirtschaft im Griff haben. Sie sind Assistenten, Fotoapparate, Boten, Computer, der Draht zu Freunden und Familie in aller Welt. Kaum eine Tätigkeit, die sich nicht mehr mit dem kleinen Gerät erledigen lässt.

Das bringt am Markt gewaltige Veränderungen mit sich, mit Konsequenzen für Unternehmen und Manager. Schweizer Unternehmer und CEO haben für diese Ausgabe die Fragen der «Handelszeitung» zu ihrem Handy-Konsum beantwortet – und eines ist dabei klar geworden: Ganz ohne geht es bei kaum jemandem mehr.

«Little Big Brother»

Smartphones sind für uns alle zum «little big brother» geworden. Sie wissen mehr über uns als engste Freunde und Verwandte – und als wir selbst. So können etwa Forscher aus den Bewegungsdaten, Rückschlüsse über eine mögliche Parkinsonerkrankung ziehen. Über Risiken, aber auch über Chancen der Vermessung unseres Lebens können Sie in dieser Ausgabe lesen.

Willy Knüsel muss sich um die Datenkrake Smartphone keine Gedanken machen. Der Unternehmer gehört einer aussterbenden Spezies an. Vor einigen Jahren entschied er sich bewusst, dem Handy für immer Adieu zu sagen. Seither ist er «omline». In unserem Beitrag lesen Sie, was das Wort bedeutet – und warum Knüsel die Entscheidung nie bereut hat.

Digital Detox – mit mässigem Erfolg

Was für Knüsel Alltag ist, lässt bei anderen den Angstschweiss fliessen – unter anderen bei unserem Autor, der sich eine 14-tägige Digital-Detox-Kur auferlegt hat. Sein Erfolg war eher mittelmässig, seine Erlebnisse waren dafür umso amüsanter. Vor seiner Leistung habe ich aber grenzenlosen Respekt. Ich hätte wohl keine 24 Stunden ganz ohne Handy überstanden. Dafür habe ich aber auch viel zu viel zu tippen. Und zwar schnell. Wir wünschen Ihnen schöne Ferien und eine spannende Lektüre!