Jérôme Gilg ist seit einen Jahr Chef von Manor. Nun stellt er «die Weichen für die Zukunft», wie es in der Mitteilung von Freitag Nachmittag hochtrabend heisst. Klar ist: Bleibt es bei dieser Weichenstellung, führt die Zukunft von Manor aufs Abstellgleis.

Denn entschieden hat Gilg wenig: Erstens schliesst er eine unbedeutende Filiale in einem Industriequartier in Bachenbülach ZH. Einen Laden notabene, der an diesem Standort gar nicht erst hätte eröffnet werden dürfen. Das kostet 27 Angestellte den Job.

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Zweitens sperrt er zwei Supermärkte zu. Drittens fasst er die 60 Warenhäuser zu 28 Verkaufseinheiten zusammen und spart so rund 40 weitere Angestellte ein. Die bisherigen Filialleiter heissen nun «Store Director» und sind neu für mehrere Standorte verantwortlich.

«Die entscheidenden Fragen beantwortet Manor nicht.»

Ein seltsamer Beigeschmack

An konkreten Massnahmen war es das bereits. Denn dass Manor vermehrt in die digitale Transformation investieren will, ist im Retail selbstverständlich. Alles andere wäre schlicht Selbstmord, vor allem im mittleren Marktsegment, in dem Manor aktiv ist.

Deshalb hat auch die neu formulierte Vision, wonach Manor «das führende «Omnichannel-Warenhaus der Schweiz» werden will, einen reichlich seltsamen Beigeschmack.

Denn Manor ist längst das führende Omnichannel-Warenhaus der Schweiz: Rivale Coop City hat den E-Commerce noch nicht entdeckt, Loeb und Jelmoli sind als lokale Akteure keine Messlatte und Globus viel kleiner. Und das Online-Warenhaus Galaxus bespielt nur den Verkaufskanal Internet.

Kurz: Das wird nicht reichen, Herr Gilg!

Die entscheidenden Fragen bleiben offen

Die entscheidenden Fragen beantwortet Manor nicht: Wie und wo will das Unternehmen den Umsatzverlust durch die Schliessung an der Zürcher Bahnhofstrasse kompensieren? Wie soll die Wende vom jahrelangen Schrumpfen zu neuem Wachstum geschafft werden? Wie will Manor die Frequenzen in ihren Warenhäusern wieder steigern?

Wie will Manor die rund 1 Milliarden Franken Umsatz, welche das Unternehmen in den letzten zehn Jahren verloren hat, wieder gewinnen? Und vor allem: Wie sollen die aufgeräumt-langweiligen Warenhäuser, die noch immer aussehen, wie Warenhäuser während Jahrzehnten aussahen, aufgefrischt und mit Leben gefüllt werden?

Mit den beschlossenen Sparmassnahmen beim Personal und der zaghaften Ausdünnung im Filialnetz hat Gilg eine Duftmarke gesetzt. Mehr nicht.

Marcel Speiser Handelszeitung
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