Es gibt wenig Schöneres, als in ein Flugzeug zu steigen und ein paar Stunden später an einem völlig anderen Ort auf dem Globus anzukommen. Doch aus dem Traum vom Fliegen ist seit der Pandemie eher ein Albtraum geworden. Nach den Reisebeschränkungen 2020 und 2021 und dem Chaossommer 2022, in dem es an Personal und Flugzeugen fehlte, häufen sich im Reisejahr 2023 wieder die Unannehmlichkeiten für die Fluggäste.

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Der Flughafen Zürich sorgte in den letzten Tagen mit langen Schlangen vor der Passkontrolle für Schlagzeilen – und dies, nachdem zuvor ein Jahr lang Zeit gewesen war, um die Probleme des letzten Sommers zu beheben. Dennoch gelang es nicht, das Personal dem Kundenandrang entsprechend aufzustocken. Die Ausrede, dass sich die Nachfrage nach der Pandemie überraschend schnell erholt habe, zieht dieses Mal nicht mehr.

Das ist besonders schade, weil die Abläufe am Flughafen Zürich im letzten Jahr besser funktionierten als anderswo. Es gab hier 2022 weniger Verspätungen und stornierte Flüge als in den Alternativen Frankfurt, München und Mailand. Zürich gilt gemeinhin als gut organisiert und speditiv, womit sich die tendenziell höheren Ticketpreise rechtfertigen lassen. Doch auch hier droht Ungemach: Während etwa in Frankfurt bereits erste neuartige Gepäckscanner im Einsatz sind, mit denen die Reisenden ihre Flüssigkeiten und Laptops für die Kontrolle nicht mehr aus dem Handgepäck nehmen müssen, sollen diese in Zürich frühestens im zweiten Quartal 2024 getestet werden.

Massive Preiserhöhungen und hohe Gewinne

Und es sind nicht nur die Wartezeiten, die an der Zufriedenheit der Fluggäste nagen. Ein weiterer Ärger sind die exorbitanten Preiserhöhungen für Flugtickets. Laut einer Erhebung der Firma Cirium sind die durchschnittlichen Ticketpreise auf mehr als 600 der weltweit beliebtesten Strecken im Februar im Vergleich zum Vorjahr um 27 Prozent gestiegen – ein Mehrfaches der ebenfalls hohen Inflation in den USA. Eine andere Erhebung der Vergleichsplattform Kayak, die nach Klassen aufgeschlüsselt ist, ergab für 2023 bisher Preiserhöhungen von durchschnittlich 20 Prozent in der Business Class und 10 Prozent in der Economy Class. Gleichzeitig winkt den Airlines laut dem Luftfahrtverband Iata in diesem Jahr mehr als doppelt so viel Gewinn wie vorher erwartet. Die Branche dürfte 2023 einen Überschuss von knapp 10 Milliarden Dollar erwirtschaften.

Kein Wunder ist die Fluggastzufriedenheit tief. Laut der jährlichen Analyse von J. D. Power sank die Zufriedenheit von Flugreisenden in Nordamerika 2023 das zweite Jahr in Folge, und zwar am stärksten in der Kategorie «Kosten und Gebühren». Nach den Jahren der Pandemie mit eingeschränkten Reisemöglichkeiten sind die Menschen offenbar bereit, den schlechteren Service zu höherem Preis hinzunehmen. Doch Airlines und Flughäfen sollten den Reisenden das Reiseerlebnis bieten, das ihnen für ihr Geld zusteht. Sonst werden sich viele auf die Suche nach den positiven Ausnahmen unter den Anbietern machen.

Gabriel Knupfer
Gabriel KnupferGabriel Knupfer ist Redaktor Wirtschaft-Desk bei Blick und arbeitet seit zehn Jahren für die Handelszeitung.Mehr erfahren