Seit dieser Woche dürfte sich Fifa-Zampano Gianni Infantino noch mehr darüber ärgern, dass er es sich mit dem Gaming-Konzern Electronic Arts (EA) verscherzt hat. Vor Jahresfrist vertäubte er seine langjährigen Partner, mit denen er das weltweit beliebteste Fussballgame Jahr für Jahr neu herausgegeben hatte, indem er mehr als die rund 150 Millionen Dollar an jährlichen Lizenzeinnahmen herausschinden wollte. Daraufhin setzte EA die Fifa und Infantino vor die Tür und publiziert das Game seither ohne Fifa-Siegel, aber genauso erfolgreich.

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Besonders schmerzlich für Infantino: Seit dieser Woche ist klar, dass EA künftig in den Einflussbereich von zwei guten Freunden Infantinos gehört – Donald Trump aus den USA und Mohammed bin Salman aus Saudi-Arabien. Im grössten Leveraged Buy-out aller Zeiten – einem Deal im Umfang von 55 Milliarden Dollar – wird EA von der Börse genommen und geht in den Besitz von drei Unternehmen über: Silver Lake Capital aus dem Silicon Valley, Affinity Partners aus Miami und PIF aus Riad, dem Staatsfonds aus Saudi-Arabien. Wobei Affinity, die Investmentgesellschaft von Jared Kushner, dem Schwiegersohn von Präsident Trump, ebenfalls hauptsächlich aus saudischem Geld besteht; Kushner, verheiratet mit der Präsidententochter Ivanka Trump, geht in der saudischen Hauptstadt ein und aus.

Die Deal von soziokultureller Relevanz

55 Milliarden Dollar sind eine gewaltige Summe. Wir reden von der zweitgrössten Transaktion in der Gaming-Industrie – nach der Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft für knapp 69 Milliarden Dollar. Die wirkliche Bedeutung des Deals liegt aber nicht in den grossen Zahlen oder im erreichten Rekord bei einer spezifischen Finanztransaktion.

Sie liegt in der soziokulturellen Dimension der Transaktion: Eine der wichtigsten Firmen der Branche ist nun in der Hand von privaten Investoren eines autoritären Landes mit besten Beziehungen zum Land, das gerade die Weltordnung neu zeichnet.

Gaming ist eine 300-Milliarden-Dollar-Industrie, doppelt so gewichtig wie Hollywood und Bollywood zusammen, der wichtigste Teil der Entertainment-Branche. Wer Zugang zu Gamern hat, hat Zugang zu den Kids und zur Jugend. Er kann eine Generation mit Inhalten prägen. Zum Beispiel mit der Integration der Saudi Pro League ins Fussballspiel «EA Sports FC». Oder mit den ideologisch korrekten Feinden in Ballergames wie «Battlefield». Wer den Diskurs in Spielen beeinflusst, beeinflusst die Kultur von jungen Frauen und Männern. Oder können Sie sich vorstellen, dass EA jetzt noch ein Spiel vorlegt, in dem eine Transgender-Heldin für den Erhalt des Regenwaldes kämpfen würde? Eben.

Donald Trump verschafft den ihm geneigten Investoren Zugang zum amerikanischen Teil von Tiktok. Und gibt offen zu, dass er den Vorschlagsalgorithmus in der Video-App am liebsten auf «Maga» umstellen würde. Hinter dem Going Private von Electronic Arts steckt – wenn auch nicht so explizit ausgesprochen – die gleiche Motivation: Es geht darum, kulturelle Dominanz zu erringen. Und natürlich um gute Geschäfte.