BILANZ: Mussten Sie lange überlegen, bis Sie den Job als interimistischer Direktor akzeptierten?

Rudolf Minsch: Als ich über die Situation bei Economiesuisse informiert wurde, war mir sofort klar, dass ich meine Verantwortung wahrnehme. Dennoch musste ich zuerst einmal tief durchatmen, bis ich mich entschieden habe. Danach war es nur noch eine Frage von Minuten.

Weshalb nur ad interim? Traut Ihnen der Vorstand nicht zu, den Verband auch langfristig führen zu können?

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Das ist Courant normal. Hätte mich der Vorstand fest gewählt, wäre umgehend spekuliert worden, ich hätte meinen Vorgänger verdrängt. Für mich ist ad interim kein Misstrauensvotum, sondern der einzig gangbare Weg in dieser Situation.

Werden Sie sich für diese Position auch fest bewerben?

Ich habe mich noch nicht entschieden, denn die ganzen Ereignisse sind zu frisch. Als Ökonom ist die Arbeit im Dachverband der Schweizer Wirtschaft eine hochinteressante Herausforderung. Denn es ist die praktische Umsetzung von all den volkswirtschaftlichen Theorien und Ideen, mit denen man sich jahrelang auseinandergesetzt hat. Andererseits habe ich die Position des Direktors nicht gesucht und könnte deshalb mit meiner Rolle als Chefökonom auch weiterhin gut leben.

Wird das Budget nicht kleiner ausfallen, wenn der Uhrenverband nicht mehr zahlendes Mitglied ist?

Wir hoffen natürlich immer noch, dass wir den Uhrenverband bei Economiesuisse halten können. Es ist ein wichtiger Verband, da spielt die finanzielle Komponente nur eine Nebenrolle.

Sollte der Präsident eher Unternehmer oder Politiker sein?

Am besten beides, doch das wäre die Quadratur des Kreises. Bislang war Gerold Bührer der einzige Präsident, der eine grosse Politikerfahrung vorweisen konnte. Seine Vorgänger waren typischerweise Unternehmensvertreter. Doch die Kriterien für den neuen Präsidenten muss der Vorstandsausschuss definieren. Ein wichtiger Punkt wird die Verfügbarkeit sein. Die zeitliche Belastung hat sich über die letzten Jahre stark verändert.

Die Position des Präsidenten war noch nie so unattraktiv. Ist sie nicht sogar ein Schleudersitz?

So würde ich das nicht beschreiben. Allerdings setzt ein solcher Job, der nicht marktgerecht entschädigt wird, einen gewissen Idealismus und persönliches Engagement voraus.

Wie viel verdient der Präsident von Economiesuisse?

Das geben wir nicht bekannt. Es ist quasi ein Ehrenamt mit einer gewissen Entschädigung. Für einen Präsidenten lukrativ ist hingegen die Aussicht auf ein fantastisches Beziehungsnetz im In- und Ausland.

Wie sieht der Zeitrahmen aus?

Da wollen, ja müssen wir uns Zeit nehmen. Es könnte sechs bis neun Monate dauern, bis wir einen neuen Präsidenten und Direktor gefunden haben.