Die Genfer Familie Aponte gehört zu den reichsten der Welt. Ausgerechnet im Binnenland Schweiz hat sie ihr Vermögen mit dem Meer gemacht. Ihre Firma MSC ist die grösste Container-Reederei der Welt, eine der grössten Betreiberinnen von Hafenterminals und eine ganz grosse Nummer im Kreuzfahrtgeschäft. MSC ist eine Profiteurin der Globalisierung. Ohne ihre Schiffe und Kräne geriete der Welthandel ins Stocken.

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Und nun kaufen die Apontes die Schweizer Privatklinikgruppe Hirslanden. Ergibt das Sinn? Passt das? Und überhaupt: Was soll das?

Es wäre naiv, anzunehmen, dass die Aponte nur auf die Schifffahrt setzen würden

Die oberflächliche und helvetisch-kleingeistige Antwort auf diese Frage lautet: Nein, es ergibt keinen Sinn. Synergien zwischen Spitälern und Frachtterminals gibt es keine. Wir reden von Geschäften, die wenig bis nichts miteinander zu tun haben. Auch wenn die philanthropisch aktiven Apontes ein Spitalschiff bauen lassen wollen, das von Ankerplätzen an den Küsten Afrikas aus Bedürftige kostenlos mit chirurgischen Dienstleistungen versorgen soll.

Allerdings wäre es naiv, anzunehmen, dass die Apontes mit einem geschätzten Vermögen von gegen 25 Milliarden Franken ausschliesslich auf die Schifffahrt setzen würden. Vielmehr liegt es nahe, dass die diskrete Familie, die nicht einmal den Umsatz von MSC bekannt gibt, diverse Eisen im Feuer hat, um ihren Reichtum für die kommenden Generationen zu bewahren und zu mehren. Nur weiss die Öffentlichkeit nichts davon. Ausser eben jetzt bei der Hirslanden-Transaktion, bei der die Muttergesellschaft und die Holding kotierte Gesellschaften sind und entsprechende Offenlegungspflichten haben.

Viele Vermögende sind im Gesundheitswesen investiert

Fakt ist: Viele vermögende Familien sind mit Investments im Gesundheitswesen aktiv. Die Familie Jacobs zum Beispiel besitzt eine der grössten Zahnarztfirmen der Welt. Die dänischen Reeder-Kollegen der Apontes, die Familie Maersk, besitzt mit Unilabs eine sehr grosse Laborfirma. Und die Familie Mars aus den USA ist in der Veterinärmedizin eine grosse Nummer.

Das ist das eine. Das andere ist: Im Gegensatz zum höchst konjunktursensitiven Geschäft mit Fracht- und Freizeitschiffen liefert eine gut geführte Spitalgruppe in der Regel ziemlich stetige Resultate, die nicht den launischen Gezeiten der Weltwirtschaft folgen. So gesehen ist der Hirslanden-Deal für die Apontes so etwas wie ein kleiner, aber feiner Hedge mit erheblichem Entwicklungspotenzial. Aus einer solchen Perspektive hat das Geschäft dann plötzlich Sinn.

Nicht unterschätzen sollte man auch die dynastische Komponente des Deals: Die vollständige Übernahme von Hirslanden ist ein Geschäft unter in Genf residierenden Milliardären – der verkaufende Partner ist Richemont-Präsident Johann Rupert. Man kennt sich, man schätzt sich, man hilft sich – und man macht Geschäfte miteinander.