Magdalena Züger hat einen neuen Job. Sie ist seit sechs Wochen Mitglied des Verwaltungsrates der Gemini Holding - mit Einzelunterschrift. Auf ihr Mandat angesprochen, bleibt sie erst Mal unangenehm lange sprachlos. Dann sagt sie: «Ich bin auf dem Sprung. Wir rufen zurück.» Der versprochene Anruf erfolgt nie.
Dabei hat Züger durchaus eine verantwortungsvolle Aufgabe. Die Gemini Holding kaufte vor kurzem grosse Teile der insolventen deutschen Chemiegruppe Hansa, die Rohstoffe für Wasch- und Putzmittel, aber unter den Marken Abrador, Carava, Lunessa und Lunika auch direkt Endprodukte herstellt. Man habe einen «Kaufvertrag über Vermögenswerte der Hansa Group und deren Tochtergesellschaften Luhns Waschmittelwerk Genthin sowie Chemische Fabrik Wibarco» abgeschlossen, teilte das Unternehmen aus dem Osten Deutschlands mit.
Verwaltung weltweiter Beteiligungen
Doch wer ist die Käuferin? Die Gemini Holding trat bislang nie in Erscheinung. Das konnte sie auch nicht. Denn die Firma wurde eben erst gegründet. Am 1. Oktober wurde sie mit dem Minimalkapital für schweizerische Aktiengesellschaften von 100'000 Franken ins Handelsregister eingetragen. Zweck ist der «Erwerb und die Verwaltung weltweiter Beteiligungen sowie die Verpachtung von Betriebsvermögen».
Ihren Sitz hat die Gemini Holding in einem tristen Mehrfamilienhaus im steuergünstigen Freienbach SZ bei einem kleinen Treuhandbüro. «Dazu können wir nichts sagen», sagt der Inhaber nur. Auch am Sitz der börsenkotierten Hansa Group gibt man sich dünnlippig. Man habe alle Informationen veröffentlicht, die man veröffentlichen könne, sagt eine Firmensprecherin. «Da wir Vertraulichkeit vereinbart haben, können wir uns zu Details aus den Verträgen nicht äussern. Bitte haben Sie Verständnis dafür».
Hansa-Chef besitzt viele Firmen in der Schweiz
Fragen gibt es aber durchaus. Warum verkaufte die insolvente Hansa ihr Tafelsilber an eine unbekannte, neue Schweizer Holding? Es habe ein Bieterverfahren gegeben, erklärt man bei Hansa nur. Daraus sei eine Investorengruppe um Gemini erfolgreich als Sieger hervorgegangen.
Wie Recherchen und Aussagen von Insidern in der Hansa Group zeigen, sollen die Hansa-Teile an eine Investorengruppe rund um den Hansa-Group-Chef Khodayar Alambeigi gegangen sein. Der iranischstämmige Unternehmer war über seine bestehende Schweizer Holdings Hansa Trust International aus Zollikon und United European Investment in Freienbach SZ bereits Grossaktionär der Hansa Group. Die United European hat ihren Sitz übrigens beim gleichen kleinen Treuhandbüro in Freienbach wie die Gemini Holding. Ausführliche schriftliche Fragen von handelszeitung.ch dazu beantworteten weder Alambeigi, Vorstand und Restrukturierungschef Bernd Depping noch Alambeigis Schweizer Firmen.
«Kaufvertrag mit einer nahe stehenden Person»
Dann plötzlich die Kehrtwende. Und eine kleine Offenbarung. Der Kaufvertrag mit der Gemini Holding könne nicht endgültig wirksam werden, da die Verhandlungen mit den gewählten Vertretern der Beschäftigten noch andauerten, meldete die Hansa Group am späten Donnerstagabend per Medienmitteilung. «Die Parteien arbeiten derzeit intensiv an einer kurzfristigen Einigung». Die Gläubigerversammlung habe zudem bestimmt, dass «der Geschäftsbetrieb unter der Voraussetzung der Kostendeckung fortgeführt wird».
Und dann folgt ein spannender Satz: «Die Gläubigerversammlung hat in der heutigen Sitzung allerdings zugestimmt, dass ein Kaufvertrag mit einer nahe stehenden Person gem. § 162 InsO erfolgen kann». Damit wird klar: Hinter der neu gegründeten Firma steht der jetzige Hansa-Chef.