Gut 20000 Hapimag-Aktionäre wollen ihr Wohnrechtspapier gerne loswerden. Hapimag, die beim Verkauf die Rücknahme in Aussicht stellt, ist vom Ansturm komplett überfordert und zwar schon seit längerem, wie der neue Firmenchef Kurt Scholl freimütig eingesteht. Grund für den blockierten Markt: Hapimag verkauft kaum noch neue Aktien. 2002 waren es gerade noch 5800, so wenige wie seit 1993 nicht mehr. Da das Unternehmen pro Jahr höchstens für 10% der Neuverkäufe alte Scheine zurücknehmen muss, bleiben die Verkaufswilligen auf ihren Papieren sitzen. Die Situation dürfte sich in den nächsten Jahren gar weiter zuspitzen, da ein Grossteil der 260 000 Aktionäre längst im Pensionsalter ist.

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Ein unhaltbarer Zustand, findet Scholl. Und will für Abhilfe sorgen, indem er auf den freien Markt setzt. Dieser spielt bereits heute. Frustrierte Aktionäre haben nämlich längst damit begonnen, ihre Wohnrechtsaktien andersweitig zu verkaufen, etwa auf den Sites des Cyberauktionshauses Ebay. Die Folge davon ist ein gewaltiger Wertzerfall. Für weniger als 3500 Fr. ist das Papier im Internet zu finden. Hapimag selbst verkauft neue für 9100 Fr. Je mehr Aktien von Altaktionären auf den freien Markt geschwemmt werden, desto weniger verkauft Hapimag selbst, hat Scholl erkannt. «Das Monopol beim Handel mit den Aktien ist uns entglitten.» Da der Markt nun mal schon spielt, will ihn Scholl künftig nicht bremsen, sondern viel mehr «managen». Im Klartext: Hapimag wird den Verkauf von Neuaktien einstellen. Die Sales-Truppe soll künftig den Verkaufswilligen im freien Markt unter die Arme greifen. Dass diese ihre Papiere entgegen den Versprechungen von Hapimag mit grossen Abschlägen verkaufen müssen, dürfte an der Generalversammlung, an der Scholl das Verfahren durchboxen will, für Stimmung sorgen. Viel anderes übrig bleiben, als die bittere Pille zu schlucken, dürfte ihnen mit Blick auf die jüngste Vergangenheit nicht.

Viele unzufriedene Kunden

Die Verkäufe häufen sich, weil viele Kunden mit dem System unzufrieden sind. Hauptursache ist die chronische Überlastung von Topdestinationen während der Hochsaison. Hapimag erhält damit die Quittung für den Ferienpass, einem Angebot für Nichtaktionäre. Er wurde ursprünglich eingeführt, um die Zwischensaisons besser auszulasten. Dieses Ziel wurde laut Scholl zwar erreicht. Hapimag hat heute eine Auslastung von rund 85%. Im Gegenzug wurde es während der Hochsaison zunehmend enger. Um Gegensteuer zu geben, wird Hapimag 2004 das Produkt Ferienpass ebenfalls vom Markt nehmen. Gleichzeitig will Scholl das nachholen, was das Unternehmen schon längst hätte tun sollen: Wohnungen zumieten, um die Kapazität zu steigern. Heute verfügt Hapimag in 55 Ressorts über 5320 Appartements. Mit ersten Interessenten (Hotelketten) sei er bereits in Verhandlungen, sagt Scholl. Die Tourismuskrise spielt im Augenblick für ihn. Klar ist auch, dass Hapimag künftig kleinere Brötchen backen wird. Die vor drei Jahren in Angriff genommene Expansion Richtung USA wird beerdigt. Die Wohnungen in New York wurden bereits verkauft, gleiches soll mit einem Grundstück in Fort Lauderdale geschehen. Der weltgrösste Time-Sharing-Markt spielt beim Schweizer Anbieter künftig wieder eine Statistenrolle.

Fett angesetzt

Daneben soll die Organisation weiter dynamisiert werden. Laut Scholl, ehemals Berater bei Hapimag, hat das Unternehmen Fett angesetzt. Die Informatik und mit ihr die Prozesse seien zu optimieren, das Unternehmen zu flexibilisieren, erklärt er. Von Entlassungen will Scholl nicht reden. Damit will er den Trend zu kurzfristigerem Buchen auffangen. Mit zusätzlichen Angeboten wie Buchungsgarantien und Last-Minute-Angeboten will er die Zufriedenheit der Kunden erhöhen. Diese sei das Kapital des Unternehmens, so Scholl.

Ob es auch so kommt, muss sich erst noch weisen. Hapimag hat in den letzten Jahren immer wieder mit grossen Ankündigungen auf sich aufmerksam gemacht. Am Markt dagegen haben andere abgeräumt, allen voran US-Anbieter wie Hilton oder Mariott. Während Hapimag stagnierte, legten die anderen zu. Der einstige Marktführer in Europa ist heute nur noch ein Mitspieler unter vielen. Immerhin: Das System bzw. das Unternehmen ist nicht in Frage gestellt, auch wenn der Umsatz 2002 stagniert und kein Gewinn ausgewiesen wird. «Das Ganze ist bombenstabil», sagt Scholl vielmehr und verweist auf eine Eigenkapitalquote von 85% bei einer Bilanzsumme von 1,3 Mrd Fr.