Meyer Burger findet nicht aus der Krise. Aus dem einst stolzen Berner Solartechnologieunternehmen ist in der Schweiz nicht mehr viel übriggeblieben. Im Oktober baute Meyer Burger hierzulande erneut Stellen ab. Das Management verlegte den Rest der Produktion nach China und Deutschland.

Nun kehrt kurze Zeit später wieder Unruhe ein. Der grösste Aktionär Sentis Capital hat sich mit einer Mitteilung zu Wort gemeldet und Forderungen gestellt. Laut Sentis wälzt die Konzernführung derzeit Pläne, wie sie mehr aus Meyer Burgers besten Technologien herausholen kann. Es geht insbesondere um die Perle im Angebot der Thuner: Die Produktionsanlagen für Hetero-Junction-Solarzellen (HJ). Diese neuartige Solarzellenart wandelt Sonnenlicht effizienter und kostengünstiger in Energie um als ältere Technologien. Meyer Burger ist einer der führender HJ-Anlagenbauer. Doch derzeit verkaufen sie sich schlecht, weil im Solarmarkt Flaute herrscht.

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«Anzeichen für eine strategische Partnerschaft»

Sentis Capital will nun verhindern, dass Meyer Burger ohne Mitsprache der Aktionäre für seine besten Technologien eine strategische Zusammenarbeit eingeht. Die Gesellschaft des schwerreichen Russen Petr Kondrashev sieht Anzeichen dafür: Meyer Burger habe eine Schweizer Investmentbank beauftragt, um Optionen für seine Technologien auszuloten. «Die Anzeichen, dass Meyer Burger eine strategische Partnerschaft sucht, haben sich in den letzten Wochen verdichtet», sagte ein Sprecher von Sentis.

Zu einem Joint-Venture will die Gesellschaft nur Hand bieten, falls die Aktionäre zuvor mitreden können – und bei einem Zusammengehen mit einem Partner dank einer strategischen Prämie finanziell profitierten. Denn es sei bekannt, dass sich Partnerschaften für Aktionäre nicht lohnten, so Sentis. Die Gesellschaft des Wahl-Wieners kontrolliert nach letzten Angaben 6,1 Prozent des Kapitals.

Mitarbeiter von Meyer Burger mit Solarpanel

Meyer-Burger-Produktion in Thun: Ein Bild aus vergangenen Zeiten.

Quelle: Keystone

Meyer Burger soll in ein neues Geschäftsfeld einsteigen

Sentis stellt einen alternativen Vorschlag in den Raum: Meyer Burger solle selber Hetero-Junction-Solarzellen herstellen, statt nur die Produktionsanlagen zu verkaufen. Das Vorhaben lasse sich über eine weitere Kapitalerhöhung finanzieren. Es wäre die vierte Kapitalerhöhung innert kurzer Zeit. Sentis sieht darin kein Problem. Die bisherigen hätten zur Sanierung gedient, so der Sprecher. Jetzt handle es sich «um eine hochattraktive Investitionsmöglichkeit, die man den Aktionären nicht vorenthalten sollte».

Meyer Burger äusserte sich nur knapp zu Sentis Wortmeldung. Der Konzern sei ein Hersteller von Anlagen und nicht von Solarzellen oder Modulen, hiess es in Thun – aber solche Ideen würden immer wieder geprüft. Und es gebe keine Pläne für ein Joint-Venture, das bestehende Aktionäre benachteiligen würde.

Alexander Vogel, neuer Verwaltungsratspraesident spricht an der ausserordentlichen Generalversammlung von Meyer Burger. Aktionaere des Solarunternehmen bestimmen an dieser ausserordentlichen Generalversammlung ueber eine Kapitalerhoehung von 160 Millionen Franken, am Freitag, 2. Dezember 2016, in Thun. (KEYSTONE/Peter Schneider)

Meyer-Burger-Präsident Vogel: Er wird vom Grossaktionär hart kritisiert.

Quelle: © KEYSTONE / PETER SCHNEIDER

Der Grossaktionär drängt auf Führungswechsel

Diese zurückhaltende Reaktion überrascht nicht – denn die Stimmung zwischen Management und Sentis ist angespannt. Seit Monaten drängt Kondrashevs Gesellschaft über die Medien auf die Absetzung von Präsident Alexander Vogel und weiteren Mitgliedern des Verwaltungsrats. Auch der frühere Finanzchef Michel Hirschi passte Sentis nicht – er wurde im September durch Manfred Häner ersetzt.

Es dürfte zu weiteren Abgängen an der Spitze von Meyer Burger kommen – das hat der Konzern im Oktober angekündigt. Insbesondere Präsident Alexander Vogel dürfte sich angesichts der Dauerkritik des Grossaktionärs eine weitere Amtszeit gut überlegen. Ob Sentis bis zur nächsten Generalversammlung im Frühling auf die Wechsel warten will, ist fraglich: «Wir gehen davon aus, dass diese Anpassungen möglichst zeitnah erfolgen», schreibt die Gesellschaft. Bei Meyer Burger dürfte nicht schnell wieder Ruhe einkehren.