Sei heute ist die Zürcher Kantonalbank (ZKB) offiziell systemrelevant. Was eigentlich schon längst bekannt war, erhält damit einen offiziellen Anstrich – und macht die Nachteile der Kantonalbanken gegenüber den Grossbanken deutlich.

In Bezug auf die Corporate Governance muss die international ausgerichtete Konkurrenz bedeutend strengeren Kriterien genügen. Die ZKB hingegen ist politisch dominiert. «In keiner anderen Bank muss es Veloständer vor den Filialen und Pet-Sammelbehälter im Innern haben», umschreibt ein Experte das Problem der Bank. Ausserdem sei die Bank nicht nur in der «Geiselhaft der Märkte, sondern auch in derjenigen der Politik».

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Mangelnde Transparenz

Die Zürcher Kantonalbank ist nicht nur weniger professionell beaufsichtigt als die Grossbanken, sie muss auch weniger Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit schaffen. Jeder strategische Entscheid von UBS und CS wird von den Medien aufgegriffen und von den Aktionären sofort über den Aktienkurs goutiert – oder eben nicht. Der Staatsbank fehlt dieses Feedback. Ebenso fehlt die Kontrolle durch Unternehmen wie ISS, die im Frühling dieses Jahres mit Empfehlungen zum Stimmverhalten der Grossbanken-Aktionäre aufgefallen sind.

Diese Unterschiede lassen sich nicht durch die viel kleinere Bilanzsumme der ZKB rechtfertigen. Zwar stehen die 150 Milliarden Franken der ZKB den 1259 Milliarden der UBS gegenüber. Betrachtet man aber nur das Schweizer Geschäft der UBS, ist der Unterschied sehr viel kleiner. Das Gewicht der ZKB im hiesigen Markt rechtfertigt also den heute offiziell gemachten Sonderstatus. Immerhin entspricht die Bilanzsumme gut einem Viertel des Schweizer Bruttoinlandprodukts (BIP).

ZKB auch zu vernetzt um zu scheitern

Neben der reinen Grösse der Bank spielen bei der Qualifizierung als systemrelevant weitere Aspekte eine Rolle. Dazu gehört auch der Marktanteil an systemrelevanten Funktionen. Dass der ZKB unter den Kantonalbanken eine Sonderrolle zukommt, war bereits 2010 klar. Als einziges der staatlichen Institute wird sie im Abschlussbericht zur «too big to fail»-Problematik erwähnt.

Die Expertenkommission zur Limitierung von volkswirtschaftlichen Risiken durch Grossunternehmen, wie das Autorengremium offiziell heisst, weist darauf hin, dass in der Schweiz nur drei Banken den Zugang zu grossen internationalen Wechselkursgeschäften sicherstellen können. Neben der UBS und der CS ist das die ZKB. Da Banken diese Dienstleistung meist von nur einem Anbieter bezögen, hätte ein Ausfall weitreichende Folgen.

Es war deshalb höchste Zeit für eine Neubeurteilung des Gewichts, das die ZKB im Schweizer Markt hat. «Endlich macht man sich Sorgen», kommentiert der Experte in Bezug auf die Zürcher Kantonsräte, denen letztlich die Oberaufsicht über die Bank obliegt. «Man sollte die Besitzverhältnisse der Bank überdenken», ist seine Schlussfolgerung.