Die Banken sollen ihr Kassen-Geschäft mit Bargeld an die Post auslagern. Erste Interessenten bestehen.

Geld auf das Konto der Basler Kantonalbank einzahlen? Geld bei der UBS abheben? Oder die Ausweiskopie für die Kontoeröffnung bei Raiffeisen abliefern? Die Namen sind noch rein fiktiv, aber das Geschäftsmodell könnte bald real werden. Denn die Post will für die Banken das Schalter- und Bargeldgeschäft übernehmen, wie sie gegenüber der «Handelszeitung» bestätigt. Das geht weit über die bislang angekündigten Partnerschaften hinaus. Die Post will all das, was sie für die Tochter Postfinance erledigt, auch für andere Banken tun. «Bereits heute können Kundinnen und Kunden von Postfinance Ein- und Auszahlungen am Schalter der Post machen. «Die Post bringt Bargeld in Zirkulation und nimmt dieses auch entgegen», sagt Pressesprecherin Silvana Grellmann. «Daher ist es naheliegend, dass die Post dieses Angebot auch für weitere Bankpartner öffnet.» Postmanager Simon Treichler präsentierte das neue Geschäftsmodell diese Woche an einer Bankentagung der Hochschule Luzern. Das Konzept sehe vor, die Partnerschaften für «transaktionale Geschäfte» breit zu öffnen. Auch er verwies auf den Bargeldverkehr. Man arbeite daran, dass es einfacher werde, Banken so an das Postnetz anzubinden, «dass die Bankkunden in allen Filialen Geld abheben können». Es gibt bereits Banken, die an der Schalter-Auslagerung an die Post interessiert sind Einen genauen Zeithorizont könne man nicht nennen, weil noch regulatorische Abklärungen liefen, sagt Post-Sprecherin Grellmann. Interesse von Seiten Banken bestehe aber. «Erste interessierte Banken haben sich bereits mit der Post in Verbindung gesetzt.» Mit der Idee, Bargeldtransaktionen für andere Banken abzuwickeln, erweitert die Post ihre Strategie, ihre Filialen auch anderen Banken zu öffnen. Heute arbeitet die Post mit der Migros Bank, der Hypothekarbank Lenzburg und der Cornèr Bank zusammen. Diese Partner können in den Poststellen mit einer eigenen Präsenz Kundenberatungen, etwa für Hypotheken oder Anlagegeschäfte, anbieten. Das Ziel von Post-Chef Roberto Cirillo: Er will mehr Leben und damit Umsatz in die Poststellen holen, damit sich der Betrieb des Poststellennetzes rechnet. Denn das klassische Postgeschäft mit Briefen und in bar bezahlten Rechnungen ist stark rückläufig. Er hat daher die Poststellen bereits für externe Partner wie Versicherungen oder Banken geöffnet. Digitalbanken erhalten eine Kasse, traditionelle Banken sparen viel Geld Für die Banken könnte das neue Angebot mit den ausgelagerten Schaltertransaktionen interessant sein. Einerseits gibt es neue Digitalanbieter wie Neon oder Yuh ohne eigene Filialen. Teilweise arbeiten diese heute mit Anbietern wie Sonnect zusammen, die es erlauben, an Kiosken oder anderen Partnergeschäften Geld abzuheben. Ein Angebot wie das der Post würde deutlich weiter gehen und könnte diese Digitalkonten somit für weitere Kunden interessant machen. Etwa auch für Personen, die regelmässig Bargeld einzahlen müssen. Andererseits gibt es immer mehr traditionelle Banken, die aus Kosten- und Sicherheitsüberlegungen keine bedienten Kassen mehr führen. So hat beispielsweise die Basler Kantonalbank im Februar angekündigt, Bargeldverkehr künftig nur noch über Automaten anzubieten – was zu teilweise harschen Reaktionen der Kundschaft geführt hat. Künftig könnte die BKB ihre Kundschaft für Bargeldgeschäfte an die Post verweisen. Spannend ist das Zusatzgeschäft mit den Banken mit Blick auf den Grundversorgungsauftrag im Zahlungsverkehr, der seit jeher von der Post wahrgenommen, aber gelegentlich in Frage gestellt wird. So liess sich Raiffeisen-CEO Heinz Huber vor Kurzem von der «Aargauer Zeitung» zu einer Aussage verleiten, die dahingehend interpretiert werden kann, dass sich auch Raiffeisen vorstellen könnte, sich für diesen Auftrag zu bewerben. Gleichzeitig auch Kassengeschäfte für andere Banken abzuwickeln, könnte diese Bargeld-Grundversorgung für die Post deutlich attraktiver machen – und Konkurrenten vom Plan abhalten. Für die Post ist das Partnergeschäft ein strategisches, wie Manager Treichler auch vor den Branchenkollegen festhielt. «Wir haben eine neue Mission für das Poststellennetz», betont er. «Wir sind das Bindeglied.» Die Banken können gern alles digitalisieren, «und wir besorgen dann den Rest». Die klare Botschaft: Wenn alle ihre Schalter geschlossen haben, gibt es immer noch die Post. Ziel: Schon bald eine zweistellige Anzahl Partnerbanken zu haben Vorbild für diese Strategie sei die australische Post. Diese arbeitet bereits mit 90 Banken zusammen, sagt Postmanager Treichler: «So viele würden wir natürlich auch gern in unserem Postnetz haben.» Noch sei die Schweizer Post davon weit entfernt. Bis in fünf Jahren werde man aber sicher bei einer «zweistelligen» Zahl landen, so Treichler an der Branchentagung. Als Partner peilt die Post nicht nur Banken an, sondern auch andere Unternehmen oder Verwaltungsstellen, die gelegentlich einen persönlichen Kontakt benötigen. Die Post könnte auch zum ausgelagerten Behördenschalter werden, erklärt Treichler. Etwa für das Bestellen von Strafregisterauszügen oder das Beglaubigen von Unterlagen. Schon heute ist es möglich, zum Beispiel beglaubigte Ausweiskopien am Postschalter zu erstellen. Insgesamt plant die Post, ihre Partnerschaften noch deutlich auszubauen – auch bezüglich der Banken, die physisch präsent in den Filialen sind. Pro Filiale komme da aber jeweils maximal eine Bank zum Zug. Das setzt natürliche Grenzen.

Die Banken sollen ihr Kassen-Geschäft mit Bargeld an die Post auslagern. Erste Interessenten bestehen.

Post will Bargeldgeschäfte für andere Banken abwickeln