Viele Chief Executives sind für ihre Organisationen bedenklich. Eine wesentlich kleinere Anzahl ist an der Wall Street jedoch wirklich von Bedeutung für ihre Unternehmen. Zu diesem Schluss kommt die viel beachtete Rangliste von «Barrons», des wöchentlichen Magazins für Anleger, die ebenso wie das «Wall Street Journal» von Dow Jones publiziert wird.



Bei der Zusammenstellung von «Barron’s» dritter Jahresliste von 30 Top-Unternehmenslenkern aus der ganzen Welt war es unser Bestreben, CEO herauszufiltern, die einerseits in der Finanzwelt eine erstklassige Reputation geniessen, andererseits von den Anlegern vermisst würden, sollten sie unerwartet ihren Posten räumen. Das ist zugegebenermassen eine subjektive Auswahl, aber wir haben mit vielen Anlegern gesprochen, die Performance an Finanz- und Aktienmärkten geprüft und immaterielle Faktoren wie Führungsqualitäten und Status innerhalb der Branche bewertet. Wir haben das Wissen unserer Mitarbeiter einbezogen, viele davon haben zu diesem Artikel beigetragen.

Um sich zu qualifizieren, mussten die CEO seit drei Jahren ihr Amt bekleiden, aber wir tendierten dazu, solche vorzuziehen, die bereits fünf Jahre Erfahrung haben, da es einige Zeit in Anspruch nimmt, auf ein grosses Unternehmen Einfluss auszuüben und eine Reputation in der Investmentwelt aufzubauen.

Viele der CEO in unserer diesjährigen Ruhmeshalle haben die Unternehmen gegründet oder sind bereits seit über zehn Jahren dafür tätig. Unter den Gründern befinden sich Rupert Murdoch von der News Corp., Warren Buffett von Berkshire Hathaway, James Sinegal von Costco Wholesale, Fred Smith von FedEx und Charlie Ergen von EchoStar Communications. Viele Anleger unterschätzen den positiven Einfluss der anhaltenden Präsenz eines Gründers einer Organisation, langjährige Halter einer Aktie geniessen jedoch die Vorteile eines Buffett, Smith oder Sinegal an der Unternehmensspitze.

Ein Gründer besitzt oft intime Geschäftskenntnisse, verfügt über eine starke Mitarbeiterloyalität und kann dem regelmässig wiederkehrenden Flehen der Wall Street nach schnellen Lösungen für schwierige Problemstellungen widerstehen. Aber nicht jeder Gründer ist durch und durch ein Plus für Anleger. Viele an der Wall Street glauben zum Beispiel, dass es für den 83-jährigen Sumner Redstone an der Zeit sei, seinen Platz bei Viacom und CBS zu räumen.

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Apples Abhängigket von Jobs



Der ultimative CEO, der eine grosse Rolle spielt, ist Steven Jobs, Mitgründer und führende Kraft bei Apple. Verliesse Jobs das Unternehmen, hätte das wahrscheinlich einen grösseren Verlust des Aktienwerts zur Folge als bei jedem anderen CEO auf der Welt. Jobs könnte etwa 20 Punkte für die Apple-Aktien wert sein, also etwa 16 Mrd Dollar. So verwundert es nicht, dass das Unternehmen im vergangenen Jahr darauf erpicht zu sein schien, Jobs’ Rolle bei Apples Problemen mit zurückdatierten Optionen herunterzuspielen. Apple fährt damit fort, bei Innovationen Microsoft, das zehnmal so viel für Forschung und Entwicklung ausgibt, zu überholen.

Ein gemeinsamer Nenner der 30 CEO ist, dass sie die Erwartungen ihrer Aktionäre erfüllten. Fast alle der Aktien haben während der Amtszeit der CEO besser abgeschnitten als der Standard&-Poor’s-500-Index. Eine bemerkenswerte Ausnahme ist General Electric (GE), dessen Aktienpreis sich unter der fünfjährigen Ägide von Jeffrey Immelt nur geringfügig verändert hat. Immelt wurde jedoch trotzdem in den Kreis mit aufgenommen aufgrund der starken finanziellen Performance während seiner Amtszeit und seines Bemühens, das Portfolio von GE in Richtung Geschäftsfelder mit hohem Wachstum zu verändern. Man muss sich nur überlegen, wie die letzten fünf Jahre bei GE hätten verlaufen können, wenn der Vorstand 2001 den herrischen Robert Nardelli als Nachfolger von Jack Welch erwählt hätte. Nardelli, ein früherer Bereichsleiter, war ein Mitbewerber um den Posten von Welch und ging, nachdem er gegen Immelt verlor, zu Home Depot Inc.

Es finden sich viele Namen auf der Liste aus früheren Jahren, 21 von den 30 CEO im vergangenen Jahr sind auch diesmal wieder dabei. Steven Reinemund von Pepsi- Co taucht nicht mehr auf, da er in den Ruhestand getreten ist, während John Browne von BP nicht mehr aufgenommen wurde, weil er kurz davorsteht.

Andere fehlen aufgrund von geschäftlichen oder finanziellen Schwierigkeiten. So etwa Robert Toll, Mitgründer von Toll Brothers. Toll mag zwar der beste CEO im Baubereich sein, aber die Profite in diesem Geschäftsfeld sind eingebrochen, und der Finanzausblick ist sogar für Top-Bauunternehmen düster.

Glenn Renwick von Progressive schied aus, obwohl Progressive wahrscheinlich einer der zwei bestgeführten Autoversicherer bleibt – neben Berkshires Geico. Die Umsatzrendite von Progressive und der Aktienpreis werden jedoch in einem zunehmend umkämpften Umfeld leiden. Ebenfalls nicht mehr auf der Bestenliste befindet sich Raymond «Chip» Mason, der in 20 Jahren aus Legg Mason ein Kraftwerk der Vermögensverwaltung machte. Mason könnte 2005 jedoch ein Geschäft zu viel abgeschlossen haben, als er den Investmentmanagement-Arm der Citigroup kaufte; eine Transaktion, die sich bisher als enttäuschend erwiesen hat.



Murdochs cleverer Schachzug

Bemerkenswerte Neuzugänge schliessen Rupert Murdoch ein, der nach wie vor intelligente geschäftliche Schachzüge macht, wie zum Beispiel den Kauf von MySpace.com 2005, und kluge Finanzaktionen wie ein riesiges Aktienrückkaufprogramm, indem er den Mehrheitsanteil von News an DirecTV gegen einen 16%-Anteil an News, den John Malones Liberty Capital hielt, eintauschte.

Laurence Fink von BlackRockFinancial Management fällt zwar nicht auf, aber ist bekannt dafür, einer der smartesten Männer in der Vermögensverwaltung zu sein. Unter seiner Führung wurde BlackRock zu einem der besten amerikanischen Anleihe-Manager, und die Aktien sind seit dem Börsengang 1999 um ein Zehnfaches gestiegen. Der frühere Hypothekenhändler Fink fürchtet sich nicht vor grossen Wetten und tauschte im vergangenen Jahr fast die Hälfte der Unternehmensaktien 1:1 gegen den Investment-Management-Zweig von Merrill Lynch, um ein grosses Eigenkapitalgeschäft aufzubauen. Vier Chief Executives von nicht amerikanischen Unternehmen sind neu auf der Liste: Ratan Tata von Tata Sons, Teil der Tata Group; James Schiro von der Zurich Financial Services AG; Franck Riboud von Groupe Danone SA und Saturo Iwata von Nintendo. Tata, dessen familienkontrolliertes Unternehmen Aktienpakete von einigen der grössten indischen Unternehmen hält, einschliesslich Tata Motors und Tata Steel, ist einer von Indiens herausragendsten Unternehmensführern.

Während Konkurrenten wie Microsoft und Sony in einem Hardware-Krieg gefangen sind um die Entwicklung der leistungsstärksten Videogame-Plattform, wartete Nintendo mit einer populären Alternative – der Wii – auf, und die Aktien von Nintendo haben sich im vergangenen Jahr fast verdoppelt.

Amerikanische Investoren denken im Allgemeinen nicht an Frankreich als eine Brutstätte für Weltklasse-Executives, aber Franck Riboud ist eine Ausnahme. Danone ist ein erstklassiger Nahrungsmittelkonzern mit einem der höchsten Kurs-Gewinn-Verhältnisse in diesem Bereich – ein klares Zeichen für die Wertschätzung der Anleger. Es ist kein Wunder, dass es 2005 Gerüchte gab, dass PepsiCo, ein anderes gut gemanagtes Unternehmen, daran interessiert gewesen sein soll, Danone zu kaufen. Der Amerikaner James Schiro hat bei der Zurich Financial eine Wiederbelebung bewerkstelligt, seitdem er 2002 die Führung übernommen hat.

Bei der Zusammenstellung der Liste haben wir versucht, eine Mischung aus bekannten und weniger vertrauten CEO in den Blickpunkt zu stellen. Peter Rose, Mitgründer und langjähriger CEO des Spediteurs Expeditors International of Washington, ist zwar nicht allgemein bekannt, aber er ist in der Transportbranche dafür berühmt, ein erstklassiges weltweites Logistikunternehmen aufgebaut zu haben. Dank der beeindruckenden Wachstumsaussichten hat Expeditors ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 35, das ist das höchste der 30 Unternehmen auf der Liste.

Mozilo und die US-Hypotheken



Wir haben uns viele Gedanken darüber gemacht, ob wir Angelo Mozilo, den CEO von Countrywide Financial, auf unserer Liste behalten sollen wegen der Marktbereinigung im Subprime-Hypothekenmarkt, dem Markt mit zweitklassigen Hypotheken. Als der amerikanische Top-Immobilienfinanzierer ist Countrywide ein grosser Subprime-Kreditgeber. Wir halten an Angelo Mozilo fest, weil er eine erstklassige Organisation mit starken Risikokontrollen aufgebaut hat, die sogar noch stärker aus dem aktuellen Abschwung des Subprime-Markts hervorgehen könnte.

Einige Leser mögen die Wahl von Mozilo oder jedes anderen der restlichen 29 CEO infrage stellen. Wir begrüssen Rückmeldungen. Lassen Sie uns wissen, welche CEO wir ihrer Meinung nach aufnehmen, herausnehmen oder behalten sollten. Bitte mailen Sie uns Ihre Vorschläge an editors@barrons.com.

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Henning Kagermann

SAP, CEO seit 2003

Warum

Steuert einen Riesen geschickt durch Turbulenzen



Fast wären die Gewinnmeldungen auf unserer Liste die letzte über Kagermann zu lesende Meldung gewesen. Es war erwartet worden, dass der charmante und zurückhaltende CEO zum Jahresende in den Ruhestand geht. Doch sein Vertrag wurde vor kurzem verlängert, und er wird das weltgrösste Unternehmen für Firmen-Software noch bis 2009 leiten.

Das ist gut für SAP: Er hat den deutschen Riesen geschickt durch die Flaute nach der Börsenblase geführt und das Durcheinander rund um die Übernahme von Peoplesoft, Siebel Systems und anderen durch Oracle Corp. geschickt für sein Unternehmen genutzt.

Jetzt, wo Oracles Konsolidierungsstrategie erste Früchte trägt, könnte Kagermann seine entschiedene Abneigung gegen grosse Deals noch einmal überdenken und selbst zum Einkaufen gehen.

Während webbasierte Start-ups wie Salesforce.com versuchen, in den Servicebereich für Firmen-Software vorzudringen, waren ähnliche Entwicklungen von SAP bisher eher erfolglos. Unser Tipp: Kagermann wird an dieser Aufgabe wachsen und sich seine goldene Uhr verdienen.

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Terry Leahy

Tesco, CEO seit 1997



Warum

Bester Lebensmittelhändler seiner Klasse mit globalen Ambitionen

Wenn es das Höchste ist, von Warren Buffett bemerkt zu werden, dann hatte Tesco, die grosse britische Supermarktkette, Anfang des Jahres allen Grund, zart zu erröten. Das Orakel von Omaha teilte mit, dass seine Berkshire Hathaway knapp 3% an Tesco erworben hat.

Es ist ganz klar, warum Leahy mit dem besten Betrieb seiner Klasse weltweit expandiert. Anders als andere Lebensmittelketten konnte sich Tesco nicht nur auf heimischem Boden gegen den US-Riesen Wal-Mart behaupten, sondern den Erfolg sogar ausbauen. Ein Drittel des Einzelhandelsumsatzes im Lebensmittelbereich fliesst in Tescos Kassen. Leahy will nun den lang geplanten Angriff auf Wal-Mart starten und eröffnet Läden in Los Angeles, San Diego und Las Vegas. Auch nach China und in die Türkei hat er expandiert.

Leahy hat sich stets den Tesco-Wahlspruch zu Herzen genommen: «Staple hoch und verkaufe billig.» Auch die Gewinne sind sehr hoch, und die Investoren freuen sich seit Leahys Amtsantritt über Erträge von mehr als 400%.

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James Schiro

Zurich FS, CEO seit 2002



Warum

Reparierte einen Schweizer Fehlschlag

Nennen Sie ihn den Transformer. Mitte 2002 übernahm James Schiro unter äusserst stürmischen Verhältnissen auf dem Schweizer Markt bei der grossen Zurich Financial Services die Führung.

Die Papiere der europäischen Versicherer waren nach den Terrorattacken vom 11. September 2001 auf einem absoluten Tiefpunkt. Darüber hinaus

rissen niedrige Zinssätze und die abstürzenden Aktienpreise ein grosses Loch in die Investmentgewinne.Schiro ging entschieden vor, aber auch dramatisch. Er konzentrierte das Geschäft wieder auf die Kernmärkte und Kernprodukte und trennte sich von Sparten, die die gesetzten Limits unterschritten. Er verbesserte auch die maue Unternehmensbilanz, verlangte finanzielle Disziplin, zentralisierte Prozesse und steigerte die Profitabilität.

Diese Massnahmen des in den USA geborenen CEO führten das Unternehmen von einem Verlust von 3,4 Mrd Dollar zu einem Gewinn von 4,5 Mrd Dollar im vergangenen Jahr. Die Aktien brachten seit dem Tiefpunkt im Jahr 2003 gute 280%.

Schiros Zurich Financial agiert auf dem europäischen und nordamerikanischen Markt und streckt nun seine Fühler auch in neue Regionen wie etwa Russland aus, wo sie von den gefahrenen Kilometern abhängige sogenannte «Pay as you drive»-Versicherungen anbietet.

Der Erfolg ist ihm sicher.



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Fred Goodw

Royal Bank of Scotland, CEO seit 2000

Warum

Mischt schottische Elemente in die globale Finanzwelt

Was tut ein schottischer CEO, nachdem er 14 Jahre in Folge die Dividenden um 15% oder mehr erhöht hat? Ein Fred Goodwin kurbelt die Geschäfte in Amerika und Asien an.

Über Jahre hinweg machte er sich einen Namen durch rigorose Einsparungen und die Integration zahlreicher Akquisitionen in den Riesen-Kreditgeber, der die Bank of Scotland heute ist. Jetzt will das in Edinburgh beheimatete Institut eine der grossen Unternehmensbanken in den Vereinigten Staaten werden und mit Citigroup und Bank of America in Konkurrenz treten.

Das heisst, es soll mehr aus seiner amerikanischen Citizens Bank herausholen, deren Ergebnisse bisher eher bescheiden waren. Und Goodwin beherrscht seinen Job. Er hat das Talent, mit seinen Unternehmen zweistellige Ergebnisse zu erzielen. Im vergangenen Jahr stieg der Nettogesamtwert um 15% auf 6,2 Mrd britische Pfund.

Mittlerweile sieht es auch bei Goodwins einst so kritisiertem Investment in die Bank of China so aus, als kämen die Ergebnisse zustande, an die sich die Aktieninhaber inzwischen gewöhnt haben.



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Michael O’Leary

Ryanair Holdings, CEO seit 1994



Warum

Bringt frischen Wind in die europäische Reisebranche

Schon lange wurde vorhergesagt, dass Ryanair Holdings, die Erfinderin des Billigfliegens in Europa, der Konkurrenz nicht standhalten oder nicht mehr weiterwachsen könne. Noch sieht es aber nicht danach aus. Erst im vergangenen Monat hob das Reiseunternehmen mit Sitz in Dublin seine Gewinnaussichten für das im März endende Geschäftsjahr stark an auf 390 Mio Euro 29% mehr als im Vorjahr.

Die Aktieninhaber können sich bei O’Leary bedanken. Der kämpferische Verteidiger freier Märkte legt sich mit Regierungen, Rivalen und Gewerkschaften gleichermassen an. Sein neuester Plan: Eine grosse Expansion in Deutschland und die Eröffnung von 16 neuen Routen. Bis 2012 will er die Passagierzahlen von für dieses Jahr prognostizierten 42,5 Mio Menschen verdoppelt haben. Bereits jetzt hat er mehr Passagiere als jede andere europäische Fluggesellschaft.

Die Ryanair-Papiere brachten in den vergangenen zehn Jahren mehr als 1000% Ertrag. Nun denkt das Unternehmen über eine Sonderdividende oder einen Aktienrückkauf in Höhe von 300 Mio Euro nach.

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Franck Riboud

Danone Gruppe, CEO seit 1996



Warum

Führt regionalen Milchhändler zu Weltruhm

Wer hätte gedacht, dass man aus Milch und Keksen Geld machen kann? Genau das schaffte Franck Riboud für seine Aktieninhaber.

Riboud, der vor mehr als zehn Jahren die Konzernführung übernommen hat, machte aus der französischen Danone, dem regionalen Lieferanten von Milchprodukten und Keksen, ein starkes Unternehmen für Nahrungsmittel und Getränke mit weltweit anerkannten Marken wie Wasser von Evian und Danone-Joghurt.

Unter Riboud lag Danone bei den Verkäufen mit einem hohen einstelligen Wachstum stets vor den Konkurrenten. Das brachte dem Unternehmen eines der besten Kurs-Gewinn-Verhältnisse und fast ständig die Führung im Buyout-Bereich.

Riboud und sein Team waren auch bei Innovationen immer vorn dran. In den vergangenen Jahren zeigte sich das besonders bei der Einführung «probiotischer» Zutaten, die angeblich gesundheitsfördernde Mikroorganismen enthalten. Unstrittig ist die Performance der Aktien. Ein Gesamtertrag von knapp 400%, rund 50% mehr als der führende französische Index.