Die Zeit der reinen Pampering-Spas ist abgelaufen – die Zeit der architektonisch und atmosphärisch gesichtslosen Gesundheitszentren ebenso.

Einer der Ersten, die es verstanden haben, medizinischen Ferien den Anstrich von Chic und Eleganz zu verleihen, war Henri Chenot. Sein Palace Merano, das sich 2018 als alleiniger Sieger unter den Health-Retreats behauptet und idyllisch in einer Gartenanlage am Rand der Meraner Altstadt liegt, zählt weder zu den neusten noch zu den publicityträchtigsten Gesundheitshotels, dafür zu den vollkommensten über viele Jahre. Der Palast des bewussten Lebens ist das beste Beispiel dafür, dass eine gewisse Magie entstehen kann, wenn talentierte und passionierte Menschen unermüdlich daran arbeiten, einen bereits wunderbaren Ort noch besser und schöner zu machen – und wie wichtig es ist, auf viele langjährige Mitarbeiter zählen zu können.

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Hier entschleunigen ausgepowerte Topmanager, stilbewusste Models und teilweise weltberühmte Leute, die nicht gesehen werden wollen – und unterziehen sich ohne Wenn und Aber dem strengen, individuell massgeschneiderten Gesundheitsregime. Hat man die ersten drei entbehrungsreichen Entgiftungstage hinter sich gebracht und gelernt, bewussten Verzicht nicht als Selbstkasteiung zu betrachten, sondern als ein Geschenk, um den Kopf frei zu kriegen und den Körper auf Trab zu bringen, fühlt man sich wie neu geboren. Im neuen Jahr wird das begleitende Sportprogramm durch Outdoor-Aktivitäten ergänzt.

Das Palace Merano toppt im qualitativen Gesamtvergleich die beiden zweitplatzierten Lanserhof-Betriebe in Lans und am Tegernsee. Das Grand Resort Bad Ragaz verliert etwas an Strahlkraft, während das Hotel Post Bezau auch junge Selbstoptimierer zu begeistern versteht.

Während man sich im Palace Merano in heiter stimmendem Belle-Époque-Ambiente regeneriert, setzen die beiden zweitplatzierten Schwesterbetriebe Lanserhof Lans in Tirol und Lanserhof Tegernsee in Oberbayern auf zeitgemäss coole Gemütlichkeit mit klaren Linien und einem Hauch von Zen. Vor allem im frisch sanierten und erweiterten Lanserhof Lans, dem «Original» seit mehr als dreissig Jahren, wird der Detailpflege so grosse Aufmerksamkeit zuteil, dass man sich nie als Patient und stets als Hotelgast fühlt.

Die Ärzte- und Therapeutenteams arbeiten mit einer tüchtigen Portion Sendungsbewusstsein am grossen Ziel: den Lanserhof-Gast in eine rundum erneuerte Version seiner selbst zu verwandeln und dabei alles zu beseitigen, zu verhindern oder zumindest zu verzögern, was krank und alt macht.

Im Mittelpunkt steht das sogenannte Lans Med Concept, das traditionelle Naturheilverfahren und neustes medizinisches Fachwissen vereint. Im Zweifelsfall kommen Untersuchungen im Schlaflabor, eine 24-Stunden-Messung des vegetativen Nervensystems oder eine Kapsel-Endoskopie zur Beurteilung des gesamten Verdauungssystems zum Einsatz.

Nutzt er alle Möglichkeiten, kostet das den Gast schnell und ohne weiteres über 1000 Euro pro Tag. Aber wer fragt schon nach dem Preis, wenn am Ende der Kur das Glück von mehr Gesundheit und weniger Gewicht steht?

Bürgenstock Hotel & Palace Hotel: Der Newcomer schafft es auf Anhieb in die Top-Liga.

Bürgenstock Hotel & Palace Hotel: Der Newcomer schafft es auf Anhieb in die Top-Liga.

Quelle: Handelszeitung

Das Grand Resort Bad Ragaz (Rang 4) punktet mit einer enormen Vielfalt an medizinischen Disziplinen. Und falls die hoch spezialisierten Fachärzte, Dermatologen und Gynäkologen, Neurologen und Internisten nicht weiterwissen (oder ihre Antworten zu radikal ausfallen), haben alternativ ausgebildete Experten Termine frei. Vom Meister der Traditionellen Chinesischen Medizin über den Psychotherapeuten bis zum plastischen Chirurgen ist in Bad Ragaz so ziemlich jede Schule vertreten. Die Ostschweizer Gesundheitsbastion, deren Quellenhof-Trakt im ersten Halbjahr 2019 für 40 Millionen Franken rundum erneuert wird, spürt mehr als andere Schweizer Luxushotels den Einbruch bei den Zahlen arabischer Gäste und kämpft mit dem schwierigen Spagat, gleichzeitig Wellness, klinische Regenerationsaufenthalte und Tagungen anzubieten.

Dass die Ansprüche dieser Gästesegmente zu unterschiedlich und nur in Ausnahmefällen gewinnend in Einklang zu bringen sind, haben die Planer des Waldhotel Health & Medical Exellence (Rang 7) frühzeitig erkannt. Das Gesundheitszentrum des Bürgenstock Resorts, als eigenes Hotel ein paar hundert Meter vom restlichen Hotelkomplex entfernt im Grünen erstellt, fokussiert auf die Bereiche postoperative Rekonvaleszenz, Treatments für Burn-out-Patienten, medizinische Kontrolluntersuchungen und Gewichtsregulation mit entsprechender Ernährungsberatung. Anders als im benachbarten Bürgenstock Hotel geht es hier nicht um Entscheidungen wie «Heute lieber Peeling oder Pediküre?», sondern um die Frage: «Wie fühle ich mich?» Das Waldhotel eignet sich für alle, die sich vertrauensvoll in kompetente Hände begeben möchten, um körperlich und geistig wieder in die Balance zu kommen.

Das Hof Weissbad (Rang 9) im Appenzellerland, das seit mehr als zwanzig Jahren viele Möglichkeiten für eine gesunde Auszeit in lockerer Atmosphäre bietet, steckt gerade selber in einer Verjüngungsphase. Bis Ende Februar werden alle Zimmer und Badezimmer sowie die Hotelhalle und zwei Restauranträume vom Zürcher Architekturbüro Grego komplett renoviert. Langfristig sind zudem zwölf Baumhäuser auf dem heutigen Tennisplatz-Areal geplant, das im Herbst 2018 aufgegeben wird.

Die Modernisierungen weisen in die richtige Richtung, nämlich vom Altersheim-Image der Schweizer Gesundheitszentren wegzukommen und ein jüngeres Publikum anzusprechen. Das Hotel Post Bezau (Rang 5) im Bregenzerwald macht uns exemplarisch vor, wie man Gesundheitsferien neu definieren, den klassischen Kurgedanken entstauben und die Generationen X und Y mit naturverbundener Medical Wellness dazu motivieren kann, frühzeitig in sich selbst zu investieren.

Claus Schweitzer ist Autor des umfassenden, soeben bei Hallwag Kümmerly+Frey erschienenen Buchs «Reiseziel: Ich – 100 beste Wellbeing- und Gesundheitshotels zum Relaxen und Revitalisieren».