Das Unheil für die Swiss hat sich langsam, aber sicher abgezeichnet. Schon im Sommer dieses Jahres gab es die ersten Triebwerks-Probleme beim Mittelstreckenflieger C-Series der Swiss. Dieser Typ heisst mittlerweile A220, nachdem Airbus beim kanadischen Hersteller Bombardier eingestiegen war.

Dann folgten im Herbst weitere ernsthafte Zwischenfälle. Die A220-Maschinen der Swiss hatten Probleme mit den Triebwerken des Herstellers Pratt & Whitney. Passagiere berichteten von Flammen im Triebwerk, die Swiss-Medienstelle sprach hingegen von «Funken». Sicher ist: Triebwerksteile brachen ab und fielen zu Boden. Die US-Flugaufsicht FAA schaltete sich ein. Ein entspannter Flugbetrieb sieht anders aus.

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Bisher versuchte die Swiss ihre Kunden in Sachen A220-Problemen damit zu beruhigen, dass die Sicherheit an Bord nie in Gefahr gewesen sei. Tenor: Man halte sich an alle Bestimmungen und stehe in engem Austausch mit Aufsichtsbehörden und Hersteller.

«Die A220 sind das Rückgrat der Swiss im Mittel-und Kurzstrecken-Bereich. Es gibt keine anderen Flieger, die mal eben schnell einspringen können.»

Der Flugbetrieb ging also regulär weiter. Nachdem es in dieser Woche abermals einen Zwischenfall gegeben hat, musste Swiss-Chef Thomas Klühr am Dienstag die Notbremse ziehen. Er holte alle 29 A220-Flieger vom Himmel - dies zeigt die Dramatik des Falls. Klar, Inspektionen und Wartungen beim Fluggerät sind immer nötig, aber plötzlich 29 Flugzeuge in die Werkstatt zu rufen - solch eine schwerwiegende Entscheidung hat Klühr bisher nicht treffen müssen. Immerhin handelt es sich um rund ein Drittel der gesamten Swiss-Flotte. Es ist also ein enormer Eingriff in den Flugbetrieb, denn die A220 sind das Rückgrat der Swiss im Mittel-und Kurzstrecken-Bereich. Es gibt keine anderen Flieger, die mal eben schnell einspringen können.

Nach Berechnungen des Luftfahrtdatenanbieters CH-Aviation offeriert die Swiss mit ihrer A220-Flotte allein an einem Tag wie dem heutigen Dienstag rund 21.000 Sitzplätze auf rund 150 Flügen - das ist also die gesamte Kapazität der betroffenen A220-Flieger. Nicht alle dieser Sitzplätze müssen zwangsläufig auch gebucht und verkauft worden sein. Es zeigt aber wie gross die Auswirkungen auf Swiss und ihre Kunden sind. Ein Swiss-Sprecher sagte gegenüber dem «Blick», dass am Dienstag 6995 Passagiere gestrandet seien, 73 Flüge seien ausgefallen.

Auch wenn am Mittwochmorgen 12 Maschinen wieder in den Flugbetrieb zurückkehrten und es hiess, dass am Donnerstag der Flugbetrieb wieder in geordneten Bahnen laufen solle: Die Folge sind auch in den nächsten Tagen massive Flugausfälle, viele genervte Kunden und ein hoher finanzieller Schaden für die Airline. Gut ist allerdings, dass Swiss keine halben Sachen macht: Die Sicherheit hat höchste Priorität, für das eigene Personal und die Passagiere ebenso.

Was bleibt, ist auf jeden Fall ein enormer Vertrauensverlust in die A220. Die Swiss war im Jahr 2016 die weltweit erste Airline, die die C-Series in Dienst stellte. (Mehr dazu hier.) Das Modell wurde - auch wegen seiner neuen Triebwerkstechnologie «Geared Turbofan» - als supermoderner und effizienter Flüsterflieger angepriesen, der den Passagieren das Reisen sicherer und angenehmer machen soll.

Umso mehr ist das Publikum jetzt verunsichert.

(Die ursprüngliche Version dieses Textes wurde mit weiteren Infos aktualisiert.)

Infos rund um den A220, die ehemalige C-Series der Swiss
  • Die C-Series ist seit 2016 für die Swiss in Betrieb.
     
  • Die C-Series wird vom kanadischen Hersteller Bombardier gebaut. 2018 wurde diese Sparte von Airbus übernommen und die C-Series in A220 umgetauft. Mehr dazu hier.
     
  • Die Swiss war weltweit die erste Airline, welche die C-Series eingesetzt hat. 
     
  • Das Flugzeug war eine komplette Neuentwicklung von Bombardier und sollte Airbus und Boeing im Mittel- und Kurzstrecken-Bereich konkurrenzieren. 
     
  • 29 Maschinen der C-Series sind für die Swiss derzeit im Einsatz: 20 A220-300 und 9 A220-100.
     
  • 2019 hatte die Swiss mehrmals ernsthafte Probleme mit dem Triebwerk.
     
  • Am Dienstagmorgen musste erneut ein Flug von London nach Genf in Paris zwischenlanden. Daraufhin hat die Swiss alle Flieger der C-Series vom Himmel geholt. 
     
  • Mehr Infos zur C-Series gibt es hier