Der Steuerstreit hat tiefe Spuren hinterlassen – und die Credit Suisse weit hinter die internationale Konkurrenz zurückgeworfen: Die Geldstrafe für Beihilfe zur Steuerhinterziehung belastete das Ergebnis der Bank vom Paradeplatz in diesem Frühjahr um 1,6 Milliarden Franken, wie heute morgen gemeldet wurde. Unterm Strich steht ein Minus von 700 Millionen Franken – der höchste Verlust seit der weltweiten Finanzkrise 2008.

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Sorge bereitet Beobachtern nun vor allem die schwächere Ausstattung mit Eigenmitteln. Denn die Bank ist systemrelevant – in einem etwaigen Krisenfall kann das für die Schweizer Steuerzahler also gefährlich und teuer werden. Umso wichtiger ist, dass die Credit Suisse auf stabilen Beinen steht.

Deutsche Bank, Barclays und UBS halten mehr Eigenmittel

Die Busse der Amerikaner drückte die sogenannte Kernkapitalquote nun auf 9,5 Prozent. Hier war die Credit Suisse schon mal weiter: In den Vorquartalen hatte diese Kennziffer noch bei 10,0 Prozent gelegen. Zum Vergleich: Die Münchner Hypothekenbank fiel kürzlich durch den Bilanz-Check der Europäischen Zentralbank mit einer Quote von 6,3 Prozent. Dagegen sieht es bei der Credit Suisse zwar noch gut aus.

Doch kann das der Massstab sein? Fakt ist: Fast alle anderen krisengeschüttelten Banken halten mehr hartes Kernkapital – zum Beispiel Barclays oder JP Morgan. Die viel kritisierte Deutsche Bank peilt nach einer Kapitalerhöhung nun knapp zwölf Prozent an. Erzrivale UBS kommt sogar auf einen Wert von 13 Prozent. Im Schnitt liegt die Kennziffer für die grossen Investmentbanken bei geschätzt etwa 11,5 Prozent. «Bei der Kernkapitalquote hinkt die Credit Suisse der internationalen Konkurrenz deutlich hinterher», sagt Roger Degen, Analyst beim Wettbewerber Julius Bär.

Eine kürzlich veröffentlichte Analyse der Privatbank Berenberg kommt gar zu dem Ergebnis, dass kaum eine andere Bank im Sektor mit einem schlechteren Verhältnis von Eigenkapital zu Fremdkapital arbeitet als die Credit Suisse.

«Ich würde eher auf die UBS setzen»

Bis zum Jahresende will die Bank einen Wert von mehr als zehn Prozent erreichen. Doch wie realistisch ist dieses Ziel? Und wie will die Credit Suisse das erreichen? Im Fachjargon lautet das Stichwort: Downsizing. Mit Immobilienveräusserungen und einer weiteren Verkleinerung der Investment-Bank soll die Quote schneller verbessert werden. So will man nun auch aus dem Rohstoffgeschäft aussteigen. «Darunter könnte jedoch die Profitabilität leiden», sagt Degen.

Deshalb bleibe abzuwarten, ob die Credit Suisse wirklich schon bald die Hälfte des Gewinns an die Aktionäre ausschütten wird. Dies kündigte die Bank heute jedoch an – sobald die Kernkapitalquote auf einen zweistelligen Wert klettert. Auch die Anleger scheinen skeptisch: Zum Handelsstart büssten die Titel der Credit Suisse ein halbes Prozent ein. Analyst Degen glaubt ebenfalls nicht an grosse Kurssprünge. «Ich würde eher auf die UBS setzen.»