Die Credit Suisse hat mit Verspätung ihren Geschäftsbericht 2022 publiziert. Die Zahlen wurden nach Gesprächen mit der US-Börsenaufsicht SEC für die Jahre 2020 bis 2022 zwar bestätigt, allerdings hat die Bankführung für die Jahre 2022 und 2021 «wesentliche Mängel» in ihrer finanziellen Berichterstattung festgestellt und die Arbeit an der Behebung dieser Mängel begonnen, wie es im Geschäftsbericht heisst.

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Für das Krisenjahr 2022 werden der Geschäftsleitung alle Boni gestrichen. Doch für die Jahre 2023 bis 2025 sollen Körner und Co. einen Umbaubonus erhalten, sofern die Transformation der Bank tatsächlich gelingen sollte. Darüber werden die Aktionärinnen und Aktionäre bei der Generalversammlung am 4. April abstimmen. 

Konzernchef Ulrich Körner und seine Kolleginnen und Kollegen erhalten für 2022 lediglich die fixe Vergütung. Körner, der Ende Juli zum CEO befördert wurde, kommt damit noch auf 2,5 Millionen Franken. Sein Vorgänger Thomas Gottstein hatte nach einer Bonuskürzung für 2021 ein Gesamtgehalt von 3,75 Millionen Franken eingestrichen.

Auch der Rest der Konzernleitung bekommt die Probleme des Instituts in der eigenen Geldbörse zu spüren. Die 18 Mitglieder des Gremiums erhalten für 2022 insgesamt 32,2 Millionen Franken. Im Jahr davor beliefen sich die Fixgehälter und Boni der Geschäftsleitung noch auf insgesamt 38,1 Millionen Franken. Für den Rest der Belegschaft wurde der Bonuspool von 2 auf 1 Milliarde Franken zusammengekürzt.

Lehmann verzichtet

CS-Präsident Axel Lehmann verzichtet laut Vergütungsbericht auf 1,5 Millionen Franken Vergütung für seine Tätigkeit in den Ausschüssen. Für sein erstes Jahr an der Spitze der Grossbank bekommt er rund 3,2 Millionen Franken. Sein Vorgänger, der geschasste Portugiese António Horta-Osório, hatte für sein Gastspiel von Mai 2021 bis Ende Januar 2022 insgesamt 3,5 Millionen Franken kassiert.

Die CS steckt derzeit in einem verlustreichen Umbauprozess. Dieser soll sich aber, wie bereits erwähnt, langfristig für die Geschäftsleitung lohnen. Daher schlägt der Verwaltungsrat vor, dass die Generalversammlung der Geschäftsleitung einen «einmaligen aufgeschobenen aktienbasierten Transformations-Award» 2023 genehmigen soll. Dieser Extrabonus soll an die erfolgreiche Umsetzung der strategischen Ziele gekoppelt werden und unterliegt Leistungsbedingungen für die Zeit von 2023 bis 2025.

Erreichen Körner und Co. in diesen drei Jahren alle ihre gesteckten Ziele, so soll der Umbaubonus bei Zuteilung einen maximalen Wert von 70 Millionen Franken haben, wie die CS schreibt.  

«Wesentliche Mängel» bei den internen Kontrollen

Zu reden geben werden auch noch die «wesentlichen Mängel» der internen Kontrollen, welche die CS laut Geschäftsbericht entdeckt hat. Zur Erinnerung: Vergangene Woche blies die CS in letzter Minute die Veröffentlichung ihres Geschäftsberichts ab, weil kurz zuvor die US-Börsenaufsicht SEC noch Fragen zu den Cashflow-Statements und deren Kontrollen hatte.

Nun ist das Zahlenwerk da, und die Zahlen selbst wurden nicht verändert, sind also korrekt. Dennoch ist der Fall noch nicht vom Tisch. Laut Geschäftsbericht waren die internen Kontrollen über das Finanz-Reporting für die Jahre 2021 und 2022 «nicht angemessen». Wörtlich heisst es: «Die Geschäftsleitung hat keinen wirksamen Risikobewertungsprozess entwickelt und aufrechterhalten, um das Risiko wesentlicher falscher Angaben in den Jahresabschlüssen zu ermitteln und zu analysieren.» Die Bank verspricht hier schnelle Besserung. 

Pleite der Silicon Valley Bank lässt CS kalt

Vom Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) geht kein Risiko für die Credit Suisse aus. Das sagte CS-Bank-Chef Ulrich Körner bei einer Finanzkonferenz der Grossbank Morgan Stanley. «Unser Kredit-Engagement bei SVB ist nicht wesentlich», so Körner. Zudem habe die CS keine Liquiditätsproblem. Als global systemrelevante Bank unterliege die CS hier strengen Regeln. Die Liquiditätsrate lag Ende 2022 bei 144 Prozent, derzeit liege der Wert bei mehr als  150 Prozent, so Körner.

Auch vom Anleihebestand in der Bilanz gehe keine Gefahr aus, dies betrage nur 2,5 Milliarden Franken und Zinsänderungsrisiken seien vollständig abgesichert. 

Die SVB Bank war in Schieflage geraten, weil sie Anleihen mit Verlust verkaufen musste, um das Abfliessen von Kundeneinlagen zu finanzieren. Der Zusammenbruch der SVB in den USA hat weltweit Bank-Aktien unter Druck gesetzt, bei der Credit Suisse sind die Kursrückgänge aber besonders ausgeprägt. Am Dienstagmittag lag die CS-Aktie mit 4,5 Prozent im Minus, das Papier der UBS verlor dagegen weniger als 1 Prozent.

Körner versuchte, Optimismus zu verbreiten, die Bank komme beim Umbau gut voran, beim Senken der Kosten läge sie sogar über den Plan. Die Abflüsse von Kundengeldern seien signifikant zurück gegangen, wenn auch noch nicht vollständig gestoppt. Körner hofft, die verlorenen Gelder zurückholen zu können, um dann wieder zu wachsen. Im ersten Quartal werde die Vermögensverwaltung aber erneut rote Zahlen schreiben. (ali)

Es habe an Kontrollen des Managements bei der internen Prüfung der eigenen Kontrollmechanismen gemangelt. Hierfür seien zu wenig Managementkapazitäten eingesetzt worden. Infolgedessen seien die Mängel nicht rechtzeitig entdeckt und den zuständigen Stellen kommuniziert worden. Ferner habe es keine effektive Kontrolle über die Cashflow-Statements gegeben, heisst es im Geschäftsbericht. 

Aus diesem Grund seien Korrekturen bei den Cash-Flow-Statements für die Jahre 2019, 2020 und 2021 erfolgt, welche die Grossbank zuvor bereits publiziert hatte. Was ist davon zu halten? Die Korrekturen der Cashflow-Statements sind lange bekannt und haben bis dato niemanden interessiert. Mit Blick auf die finanzielle Lage der Credit Suisse erscheinen diese Korrekturen von vernachlässigbarer Bedeutung zu sein. Aber: Die Tatsache, dass die Bank einräumen muss, dass es Kontrollmängel bei der Erstellung ihres Zahlenwerkes gibt, ist nicht geeignet, das Vertrauen von Investorinnen und Investoren zu stärken. Die Episode kommt klar zur Unzeit. 

Abflüsse gehen weiter

Im Geschäftsbericht macht die Bank auch Angaben zu den Abflüssen von Kundengeldern: Im vierten Quartal 2022 hat die Grossbank über 100 Milliarden Franken an Kundengeldern verloren. «Die Abflüsse haben sich auf viel tieferem Niveau stabilisiert, aber haben zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts noch nicht umgekehrt», heisst es dazu im Geschäftsbericht. Sprich, die CS verliert weiter Kundengelder, womit die zukünftige Ertragsbasis geringer ausfällt. 

Bankpräsident Axel Lehmann hatte mit missverständlichen Aussagen zur Lage der Abflüsse den Argwohn der Aufsicht Finma geweckt: Lehmann hatte im Dezember davon gesprochen, dass die Abflüsse de facto gestoppt seien. Tatsächlich gingen sie auch im Dezember weiter. Die Finma verzichtete auf die Eröffnung eines formellen Verfahrens, rüffelte aber das Kommunikationsverhalten der Grossbank.

Das Thema dürfte auch bei der nächsten Generalversammlung im April zu reden geben. Wie schon im Vorjahr werden dabei beim Antrag auf Entlastung der Mitglieder des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung für das Geschäftsjahr 2022 alle Themen mit Bezug zur Greensill-Affäre ausgeklammert.

Die Angelegenheit sei noch nicht abgeschlossen. Es würden weiterhin Zivilprozesse, einschliesslich angestrengter Fälle zur Wiedereinbringung von Mitteln der Anlegerinnen und Anleger, sowie Verfahren im Zusammenhang mit ehemaligen Mitarbeitenden laufen, begründet die Bank die Ausklammerung.  

(Mit Material von awp)