Die Finanzaufsicht Finma wird kein förmliches Verfahren gegen Credit-Suisse-Präsident Axel Lehmann wegen seiner umstrittenen Äusserungen zu Kundengeldabflüssen einleiten. Das teilten die Finma und die Credit Suisse am Freitagabend mit.

Dennoch erteilte die Finma der CS einen Rüffel wegen ihrer ungeschickten Kommunikation. Und in den USA wurde eine Sammelklage wegen Lehmanns Äusserungen eingereicht.

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«Die Finma hat abgeklärt, ob durch die Aussagen Anhaltspunkte für eine Verletzung des Finanzmarktrechts vorliegen, die im Rahmen eines aufsichtsrechtlichen Verfahrens zu klären sind. Sie sieht nach Abschluss ihrer Abklärungen keinen ausreichenden Anlass, ein aufsichtsrechtliches Verfahren zu eröffnen», erklärte die Aufsicht.

Ende vergangenen Jahres hatte Lehmann in mehreren Interview erklärt, dass Kundinnen und Kunden keine Gelder mehr von der CS abziehen würden. So hatte er am 1. Dezember in einem Interview mit der «Financial Times» erklärt, nach starken Abflüssen im Oktober hätten sich diese «völlig abgeflacht und teilweise gedreht». Am Tag darauf legte er bei Bloomberg Television nach und sagte, die Abflüsse seien «im Wesentlichen gestoppt».

Abflüsse gingen im Dezember weiter

Ende November hatte die CS mit der Meldung geschockt, dass im Oktober und November Kunden rund 80 Milliarden Franken von ihren Konten und Depots bei der CS geräumt haben aus Sorge um die Stabilität der Bank. Lehmanns positiven Aussagen hatten den Aktienkurs der CS positiv beeinflusst.

Bei der Vorlage der Zahlen zum 4. Quartal im Februar zeigte sich aber, dass die Grossbank auch im Dezember weiter Gelder verloren hatte. Insgesamt zogen Kundinnen und Kunden rund 110 Milliarden Franken im vierten Quartal ab, rund 15 Prozent davon im Dezember. 

Finma rüffelt die Kommunikation

Der Widerspruch zwischen den Fakten und Lehmanns Aussagen hatte die Finma auf den Plan gerufen, ob möglicherweise Lehmann die Märkte mit seinen Aussagen manipuliert haben könnte. Für solche Verstösse gegen das Finanzmarktrecht sieht die Aufsicht nun keine Anhaltspunkte.

Ganz ungeschoren kommen Lehmann und die Credit Suisse aber nicht davon: Denn die Finma «hat der Bank ihre klaren Erwartungen in Bezug auf ihre künftige Kommunikation mitgeteilt», teilt die Finma mit. Im Klartext: Die Bankspitze soll künftig vorsichtiger kommunizieren. 

Sammelklage in den USA

Der Fall ist für die CS damit aber nicht vom Tisch: Zwei Anwaltsbüros in den USA haben eine Sammelklage gegen die Credit Suisse im Zusammenhang mit Aussagen von Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann betreffend Kundengeldern eingereicht.

Die Sammelklage gegen die Credit Suisse wurde von den zwei Anwaltsbüros Bernstein Liebhard und Bragar Eagel & Squire im US-Bundesstaat New Jersey eingereicht. Dies erfolge im Namen von Anlegern, die Wertpapiere der Credit Suisse im Sammelzeitraum zwischen dem 1. Dezember 2022 und einschliesslich dem 17. Februar 2023 gekauft oder erworben hatten. Das berichten Newsportale in den USA wie MT Newswires.

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Holger Alich
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