IT-Spezialisten mit einer Passion für exzellentes Essen suchen am besten einen Job bei der AdNovum Informatik AG in Zürich. Das gemeinsame Mittagessen der Mitarbeiter gehört in diesem Unternehmen zum strategischen Konzept der Firmenkultur. Dafür sind vor ein paar Jahren mit Leslie und Charlie Höferlin zwei in der Gastroszene bekannte Namen für die Leitung der Betriebskantine engagiert worden. Betriebskantine ist eigentlich die falsche Bezeichnung, denn das «Guccinetta» mit seinen 35 Plätzen ist ein kleines Edelrestaurant innerhalb der Firmenmauern. Der Koch und die Köchin führten früher lange das Restaurant Rechberg im Niederdorf. Jetzt sorgen ihre kulinarischen Spitzenleistungen für Gesundheit und gute Laune in der IT-Firma.

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Beneidete «Edelfresser»

Die Angestellten zahlen 12 Fr. für das Mittagessen, das bei Berechnung der Vollkosten rund 50 Franken teuer wäre. Das Unternehmen subventioniert also das leibliche Wohl. «Ein Aufwand, der sich lohnt», ist CEO Ruedi Wipf überzeugt. Gesundheitsförderung sei ein Grund für diesen besonderen Service, lässt Firmensprecher Thomas Schönfelder durchblicken.

Das Lokal funktioniere aber vor allem als Kommunikationsplattform für den informellen Austausch unter den Angestellten. Zudem könnten dort Kunden gebührend empfangen und kulinarisch verwöhnt werden. In der Presse wurden die Mitarbeitenden der AdNovum auch schon als «Edelfresser» tituliert. Da dürfte wohl auch der Neid mitschwingen.

Auf einen Spitzenkoch setzt auch der Rückversicherungskonzern Swiss Re. Seamus Egan war 1995 Koch des Jahres und verwöhnte die Gäste im Hotel National in Luzern. Seine Kochkünste bleiben jetzt allerdings den Besuchern des Direktions- und Gästerestaurants Klubhaus K2 am Mythenquai vorbehalten. Doch auch die Angestellten, die sich in den beiden Personalrestaurants des Versicherungskonzerns in Adliswil verpflegen, müssen nicht darben: Zur Auswahl stehen fünf täglich wechselnde Menus, davon ein vegetarisches Essen. Hinzu kommen Salat- und Dessertbuffet, möglichst mit biologisch und ökologisch produzierten Zutaten, und dies zum Preis von 150 Fr. pro Monat. «Die Qualität ist so hervorragend, dass praktisch alle unsere Mitarbeiter das Angebot nutzen», erklärt Swiss-Re-Sprecherin Brigitte Meier.

Roche gibt sich international

Einen ähnlich hohen Standard pflegt der Basler Pharmakonzern Roche, der wie die Swiss Re ebenfalls in eigener Regie seine Personalrestaurants in Basel und Kaiseraugst betreibt. Firmensprecherin Martina Rupp hebt neben den Menus besonders den sogenannten «Free-Flow-Bereich» mit Salat- und Gemüsebuffet, asiatischen Gerichten, Pizza und Pasta sowie Früchten, Yoghurt und Cerealien hervor. «Eine grosse Auswahl an verschiedenen Gerichten ist uns wichtig, denn es arbeiten bei uns Menschen aus beinahe 70 verschiedenen Nationen», sagt sie.

Externe bei Lindt

Dass Lindt & Sprüngli nicht nur feinste Schokolade fertigt, sondern auch köstliche Verpflegung bietet, versteht sich von selbst. Das Personalrestaurant in Kilchberg ZH ist so beliebt, dass sogar externe Habitués täglich ins Lokal drängen. Deren Zahl musste allerdings aus Platzgründen auf 100 Personen beschränkt werden. «Firmen aus der ganzen Region würden ihre Belegschaft am liebsten bei uns vorbeischicken», verrät Firmensprecherin Sylvia Kälin. Das Küchenteam aus zwei Köchen und einem Hilfskoch zaubert täglich rund 350 Mittagessen auf den Tisch. Der eigentliche Tageshit wird jeweils im Front Cooking, also direkt vor den Augen der Gäste, zubereitet.Mitarbeiterverpflegung hat beim Schokoladenhersteller eine lange Tradition: Bereits 1931 wurde eine Mittagsküche eingerichtet. Im letzten Jahr baute Lindt & Sprüngli das Personalrestaurant um und scheute dabei keinen Aufwand. «Wir setzen auf eine angenehme und zeitgemässe, die Kommunikation begünstigende Ambience, die zur Stärkung der Unternehmenskultur beitragen soll», betont Kälin.

Wie die meisten Personalrestaurants bietet auch das von Lindt & Sprüngli ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis: Das Menu, für das man in einem normalen Restaurant wohl 25 bis 40 Fr. hinblättern müsste, kostet hier lediglich 8.50 Fr.

Geradezu Kultstatus geniesst das «Gallo Rosso» am Hauptsitz des Versicherungskonzerns Helvetia in St. Gallen. Das Personalrestaurant ist im Stil der 70er Jahre ausstaffiert und von den Stararchitekten Herzog & De Meuron renoviert worden. «Die Gestaltung ist natürlich immer wieder Gesprächsthema», sagt Firmensprecher Martin Nellen.

Caterer bei Helvetia

Das Essen kann mit dem Interieur durchaus mithalten. In der Küche bereiten täglich fünf Köche unter Leitung von Thomas Fuster rund 250 Mahlzeiten zu. Ein Salatbuffet und drei Menüs, die zwischen 7.50 und 12.50 Fr. kosten, stehen zur Auswahl. Das Unternehmen beteiligt sich, lässt Nellen durchblicken, an rund der Hälfte der Kosten. Im Gegensatz zu AdNovum, SwissRe, Roche oder Lindt & Sprüngli betreibt die Helvetia das Verpflegungsgeschäft allerdings nicht selber, sondern hat es an den Caterer SV Schweiz ausgelagert.

Das gilt auch für das «Culinarium» in Basel, das gleiche Qualitätsansprüche wie das «Gallo Rosso» erfüllen muss. Der Helvetia-Konzern beschreitet mit dem Outsourcing jenen Weg, wie er bei mehr als zwei Dritteln der grösseren Unternehmen inzwischen üblich ist.