Die anhaltend schwache Konjunktur wirkt sich nicht nur auf den Normalverbraucher aus, sondern greift immer häufiger auch die finanziellen Reserven grosser Konzerne an. Gespart wird an allen Ecken und Enden, auch bei geschäftlichen Flugreisen. Zu spüren bekommen dies neben Linien-Airlines auch zahlreiche Taxi-Fluggesellschaften, die in der Vergangenheit wie Pilze aus dem Boden geschossen und voller Optimismus in einen vermeintlichen Wachstumsmarkt eingetreten sind.

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Im Vergleich zum Linien- und Charterverkehr nehmen sich die Statistiken der Privatfliegerei am Zürcher Flughafen recht komfortabel aus. Nur gerade um 0,1% sei die Anzahl Flugbewegungen in den ersten acht Monaten gegenüber der Vorjahresperiode zurückgegangen, sagt eine Sprecherin des Unique-Airports. Im Vergleich zu den gesamthaft über 20% weniger Starts und Landungen ein Erfolg.

In Basel sind die Flugbewegungen privater Gesellschaften hingegen um 10% zurückgegangen. Im Vergleich zu Zürich und Genf nimmt dieses Segment am Euroairport gemäss Sprecher Andreas Hatt allerdings nur eine sehr marginale Rolle ein. Dennoch belegt die Zahl, dass auch die Privat-Airlines unter der Konjunkturflaute leiden. Vor allem kleinere Anbieter geraten immer mehr in Bedrängnis. Der Grund: Es gibt zu viele. Nach dem 11. September 2001 nahmen unzählige verängstigte Geschäftsleute aus Sicherheitsüberlegungen in Privat-Jets Platz. Der schon zuvor einsetzende Boom schien sich weiter zu akzentuieren, und es verging kaum ein Tag, an dem nicht neue private Lufttaxis ihre Dienste offerierten.

Zu viele Anbieter

Heute agieren in der Schweiz rund 30 solche Gesellschaften, doch der Markt kann dieses Überangebot nicht absorbieren. Denn inzwischen ist das Vertrauen in die grossen Schedule-Airlines schneller als angenommen zurückgekehrt. Vor allem kleine Anbieter von Privat-Jets geraten angesichts der erhöhten Preissensibilität der Kundschaft zunehmend in Bedrängnis, da sie aufgrund ihrer oft nur kleinen Flotte von ein bis zwei Flugzeugen nicht mit den Marktleadern konkurrieren können.

Erste Konkursfälle wie der jüngste von Swiss Global Aviation in Zürich sind die logische Konsequenz. Noch im letzten Winter habe das Unternehmen zahlreiche Flüge nach Samedan ausgeführt, sagt der lokale Flughafendirektor Beat Margadant. «Die plötzliche Liquidation deutet auf ein Strukturproblem in der Privatfliegerei hin», vermutet er. Der Airport Engiadina wird nur von Taxi-Airlines angeflogen und erleidet gemäss Margadant dieses Jahr gewaltige Frequenzeinbussen.

Von der bevorstehenden Marktbereinigung profitieren dürften die grossen und im Markt etablierten Anbieter wie Jet Aviation oder TAG Aviation. «Die Prophezeiungen einer Marktexplosion haben sich nicht bewahrheitet», stellt Marcel Wepfer von TAG Aviation nüchtern fest. Er leitet die Zürcher Niederlassung der in Genf beheimateten Taxi-Airline, die mit der Zürcher Jet Aviation den Markt dominiert. Betreffend Flugbewegungen befinde man sich auch heute in stetigem Wachstum. Dies belegt die Statistik des Genfer Flughafens. Bis Ende September ist dort die Anzahl Starts und Landungen in der Privat- und Taxi-Fliegerei gegenüber dem Vorjahr um 10% angestiegen. Gemäss Flughafen-Sprecher Philippe Roy macht dieses Segment bereits 30% aller Flugbewegungen, allerdings nur 1% der beförderten Passagiere in Cointrin aus. Abstriche müsse TAG Aviation bei den grossen Leisure-Kunden nach Übersee machen, fügt Wepfer an. Insgesamt werde man den Umsatz aus dem Vorjahr halten.

Sogar um 10% gewachsen ist Jet Aviation, dies behauptet zumindest der Ground Operations Manager des Branchenleaders, René Meier. Er räumt ein, dass zwar grosse Teile der Business-Kundschaft dieses Jahr kleinere Jets bevorzugten. Durch die häufigeren Frequenzen seien deren Auslastungen dafür umso höher. Auch habe Jet Aviation mit Preisanpassungen auf die veränderten Nachfrageverhältnisse reagiert und sich Marktanteile von kleineren Gesellschaften zurückerobert. Das Preisargument ist auch für Mike van Berkel von Avcon wesentlich. «Dank unseres Volumens können wir im Einkauf von Discountpreisen profitieren, die wir an die Kunden weitergeben», so der Manager der in Zug domizilierten Schweizer Nummer drei. Avcon hat den Charterbereich markant ausgebaut und betreibt als klassische Management-Firma rund 20 Flugzeuge, hauptsächlich Privatmaschinen wohlhabender Kunden.

Die Luft für viele andere Anbieter und Betreiber von Privat-Jets wird dünner. Diverse kleinere Anbieter müssten wohl bald die Segel streichen, wenn ein zurückhaltender Markt für eine weiter fortschreitende Nachfrage-Polarisierung zu den etablierten Anbietern sorge, ist René Meier von Jet Aviation überzeugt.