Machen wir uns nichts vor: Der Investor Steve Wood wird am kommenden Mittwoch nicht in den Verwaltungsrat der Swatch Group gewählt. Der Uhrenkonzern aber wird weder ihn noch die Themen, die er anspricht, schnell wieder los. Die harte Haltung der Hayeks, man brauche im Verwaltungsrat keinen Ausländer, der keine Ahnung von der Uhrenindustrie habe und obendrein bei einem reputationsschädlichen Rüstungskonzern aktiv sei, wird der Familie noch um die Ohren fliegen. Denn jeder, der sich auch nur am Rande mit der Uhrenindustrie beschäftigt, weiss: Wood spricht nur aus, was alle wissen, sich angesichts des denkmalähnlichen Status der Swatch Group aber nicht laut zu sagen getrauen. In der Schweiz gilt Kritik am Uhrenkonzern ja förmlich als Majestätsbeleidigung.
Schauen wir also nur auf die Fakten: Die Swatch Group verliert seit Jahren kontinuierlich Marktanteile. Der Aktienkurs dümpelt auf dem Niveau von 2009. Die meisten Marken des Konzerns sind nicht oder nur knapp profitabel, einige Marken wurden jahrelang regelrecht vernachlässigt. Ausserdem hat die Swatch Group ein ausgeprägtes Governance-Problem: Nayla und Nick Hayek vermischen exekutive Rollen und Aufsichtsaufgaben, im Verwaltungsrat schaut ihnen niemand auf die Finger. Die sogenannten unabhängigen Verwaltungsräte, ohnehin in der Minderheit, sitzen allesamt seit 15 oder mehr Jahren im Gremium.
Die Swatch Group hat Probleme, ernsthafte Probleme. Probleme aber, die von der Familie Hayek standhaft ignoriert werden. In langsam unerträglich werdender Nonchalance wird bei der Swatch Group so getan, als sei alles in bester Ordnung. Kritik, auch konstruktive, wird abgekanzelt. Unzufriedenen Aktionären wird beschieden, sie könnten ihre Titel ja jederzeit verkaufen.
Wären die Hayeks Besitzer eines privaten Konzerns, wäre ihr Gebaren zu akzeptieren. Sie kontrollieren aber einen börsenkotierten Konzern mit knapp 45 Prozent der Stimmen und 26 Prozent des Kapitals. Einen Konzern notabene, der für die ganze Schweizer Uhrenindustrie von struktureller Bedeutung ist. Beides beinhaltet eine Verantwortung, die über den Kreis der Familie hinausgeht. Die Hayeks werden lernen müssen, diese Verantwortung ernsthafter wahrzunehmen. Und Steve Wood könnte zum Katalysator werden, der das unumgänglich macht.