Eigentlich wollte sich die Swiss längst mit ihren Pilotinnen und Piloten auf einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) geeinigt haben, zumal zum 31. März 2022 der bisherige GAV ausläuft. Der Termin fällt zudem auf einen Tag, an dem die Swiss seit zwanzig Jahren in der Luft ist: Am 31. März 2002 fand der Erstflug der Swiss statt.

Doch der Pilotenverband Aeropers und die Swiss haben immer noch keinen neuen GAV präsentiert. Ist das das Cockpit-Personal nun in einem vertragslosen Zustand unterwegs? Müssen Crews vielleicht sogar am Boden bleiben?

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Nein, so drastisch ist es nicht.

Immer noch keinen neuen Arbeitsvertrag

Die Swiss sagt: «Der Ausgang der Verhandlungen hat keine Auswirkungen auf den Flugbetrieb der Swiss ab dem 1.4.» Aeropers teilt mit: «Die normativen Bestandteile des auslaufenden GAV 2018 bleiben weiterhin in Kraft. Somit läuft der Flugbetrieb nach dem 31.3. weiter.» Auch einen Kündigungsschutz für ein Jahr gibt es noch.

Seit Wochen melden derweil sowohl die Gewerkschaft als auch die Swiss: Ja, wir reden miteinander. Nein, es gebe noch keine Lösung.

Die Stimmung zwischen den Parteien kühlte sich merklich ab, als der neue Swiss-Chef Dieter Vranckx kurz nach seinem Dienstantritt im Januar 2021 den GAV mit den Piloten und Pilotinnen kündigte.

Pilotinnen und Piloten wurden nicht entlassen

Piloten und Pilotinnen bei der Swiss erging es in der Corona-Krise insofern besser als dem übrigen Personal der Airline, da trotz der Krise niemand im Cockpit entlassen wurde. So stand ursprünglich zur Debatte, dort 120 Stellen zu streichen. Doch dazu kam es nicht. Allerdings gab es Lohneinbussen, Frühpensionierungen und die Möglichkeit für ruhende Arbeitsverhältnisse.

Beim Kabinenpersonal oder in anderen Bereichen der Swiss mussten hingegen Hunderte Mitarbeitende ihren Job verlassen.

So hatte die Swiss im Dezember 2020 auch «Krisenmassnahmen» mit dem Bodenpersonal getroffen. Die Swiss spricht diesbezüglich von «moderaten Sparmassnahmen für die Zeit nach der Kurzarbeit bis Ende 2023», dies solle ihr helfen, «nachhaltig in die Gewinnzone zurückzukehren». Im Gegenzug würde der aktuelle GAV bis Ende 2026 verlängert und bei einer nachhaltigen Rückkehr in die Gewinnzone eine Prämie in Aussicht gestellt. Der GAV sei seit 2018 gültig.

Debatte um Prämie und ums Impfen

Allerdings hatte es zuletzt Kritik von den Gewerkschaften SEV-GATA, VPOD und dem kaufmännischen Verband gegeben. Auch die Tatsache, dass es beim Mutterkonzern Lufthansa eine Corona-Prämie für Mitarbeitende geben solle, bei der Swiss aber nicht, sorgte für Streit. Allerdings soll es nun wohl auch bei der Swiss eine solche Prämie geben.

Beim Kabinenpersonal ist es in Sachen Vertrag so geregelt: Die Swiss hatte sich im November 2020 mit der Gewerkschaft Kapers «auf ein zeitlich befristetes Massnahmenpaket zur Bewältigung der Corona-Krise geeinigt», so die Swiss. «Die darin enthaltenen Sparmassnahmen sind befristet und bis Ende 2023 vorgesehen. Anschliessend wird der bisher gültige Gesamtarbeitsvertrag mit der Swiss bis mindestens 2025 weitergeführt respektive bei einer Rückkehr in die nachhaltige Gewinnzone wird der vor der Krise ausgehandelte GAV zur Abstimmung gebracht, welcher für die Kabinenmitarbeitenden substanzielle Verbesserungen vorsieht.»

Das kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Mitarbeitende in der Swiss-Kabine unzufrieden sind. Auch die Debatte um die Impfpflicht sorgt weiterhin für Zoff.

 

Tim Höfinghoff
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