Nestlé-Chef Laurent Freixe ist kein Einzelfall: Hin und wieder verlieren Topmanager ihre Posten wegen Beziehungen am Arbeitsplatz. Besonders heikel wird es, wenn Machtgefälle, Geheimhaltung oder Interessenkonflikte im Spiel sind. Für Firmenchefs können Affären schneller das Ende bedeuten als schwache Zahlen.

Laurent Freixe (Nestlé)

Nestle
Quelle: Keystone
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Der Schweizer Lebensmittelriese hat den CEO nach nur einem Jahr im Amt per sofort entlassen. Grund war eine nicht offengelegte Beziehung zu einer direkt unterstellten Mitarbeiterin, was als Verstoss gegen den Verhaltenskodex beim weltgrössten Nahrungsmittelkonzen gewertet wurde. Intern hatten Angestellte den Vorfall dem Verwaltungsrat gemeldet.

Andy Byron (Astronomer)

Byron
Quelle: Astronomer

Diese Affäre schlug so hohe Wellen wie kaum eine andere. Im Juli 2025 umarmte der Chef des IT-Konzerns Astronomer, Andy Byron (50), die Personalchefin des Unternehmens, Kristin Cabot (56) während eines Coldplay-Konzerts. Dumm nur, dass eine Kamera diesen Moment einfing und die Weltöffentlichkeit daran teilhaben liess.

Peinlich berührt, duckte sich Byron weg. Cabot verdeckte ihre Augen mit den Händen und drehte sich anschliessend weg. Alles half nichts. Die Affäre war aufgeflogen. Byron und Cabot waren zu diesem Zeitpunkt beide verheiratet. Wenige Tage nach dem Knutschskandal trat Byron als CEO zurück. Wiederum eine Woche später trat auch Cabot zurück.

Ashley Buchanan (Kohl's)

Der CEO der US-Warenhauskette wurde 2024 nach nur 100 Tagen im Amt entlassen. Grund war eine verdeckte Beziehung zu einer Beraterin, deren Firma Aufträge von Kohl's erhielt. Der Interessenkonflikt führte zur sofortigen Kündigung "for cause" - ohne Abfindung.

Richard White (WiseTech Global)

Der australische Tech-Milliardär stolperte über Berichte zu Affären mit Angestellten und Geschäftspartnerinnen. Medien warfen ihm vor, persönliche Beziehungen mit geschäftlichen Vorteilen verknüpft zu haben. White trat 2024 als CEO zurück, blieb aber als Executive Chairman einflussreich.

Steve Easterbrook (McDonald's)

Easterbrook

Easterbrook

Quelle: Keystone

Einen ähnlichen Fauxpas erlaubte sich 2019 auch Steve Easterbrook (58), damals CEO und Präsident von McDonald's. «Er zeigte ein schlechtes Urteilsvermögen, indem er kürzlich eine einvernehmliche Beziehung mit einer Mitarbeiterin einging», wird der Aufsichtsrat des Konzerns in einer Mitteilung damals zitiert. Im November 2019 wurde Easterbrook entlassen.

Easterbrook soll aber auch mit anderen Mitarbeiterinnen Beziehungen geführt haben. Dies kam nach Zahlung einer millionenschweren Abfindung heraus. Wie unter anderem die britische BBC berichtet, zahlte Easterbrook die 105 Millionen Dollar (rund 84 Millionen Franken) im Dezember 2021 zurück.

Brian Krzanich (Intel)

Intel
Quelle: imago/China Foto Press

2018 wurde auch dem früheren CEO und Verwaltungsrat des Halbleiter-Riesen Intel eine Affäre zum Verhängnis. Brian Krzanich (65), der seit 2013 Chef des Konzerns war, hatte eine Beziehung mit einer Mitarbeiterin geführt. Dies verstiess gegen einen Verhaltenskodex des Konzerns. Im Juni 2018 trat er von beiden Posten zurück.

Wie das «Wall Street Journal» damals berichtete, soll Krzanich die Beziehung mit einer Mitarbeiterin im mittleren Management geführt haben. Sie sollen allerdings nicht eng zusammengearbeitet haben. Ihre Beziehung hätten sie demnach begonnen, bevor Krzanich CEO wurde. Ausserdem sei sie Jahre vor Bekanntwerden bereits wieder beendet worden sein.

Noel Biderman (Ashley Madison/Avid Life Media)

Der CEO des berüchtigten Affären-Portals Ashley Madison trat 2015 zurück, nachdem ein massiver Datenleck persönliche E-Mails und vorangegangene aussereheliche Affären ans Licht brachte und seine Glaubwürdigkeit unwiderruflich beschädigte. Insgesamt waren Daten von 32 Millionen Nutzern mit Namen, sexuellen Vorlieben, Adressen, Kreditkartennummern und den verschlüsselten Passwörtern veröffentlicht worden.

Harry Stonecipher (Boeing)

Boeing
Quelle: Keystone

Die Affäre des ehemaligen Boeing-Chefs reicht noch viele Jahre mehr zurück. Harry Stonechipher (89) wurde im März 2005 entlassen, weil er eine Beziehung mit einer Mitarbeiterin eingegangen war. Nicht irgendeiner Mitarbeiterin, sondern einer Vizepräsidentin des Konzerns. «Das Direktorium ist zu dem Schluss gekommen, dass die Fakten ein schlechtes Licht auf Harrys Urteilsfähigkeit werfen», teilte Verwaltungsratschef Lew Platt mit. Stonechiphers Fähigkeit zur Führung des Unternehmens sei eingeschränkt, hiess es weiter.

(mit Material der sda)