Die Eigernordwand und ihr Gipfel auf 3970 m sind zum Greifen nah. Wo Extrembergsteiger sonst unter Einsatz ihres Lebens fast senkrecht hochklettern, schwebt eine der vier roten Ecureuil AS350 B3+ der Berner Oberländer Helikopter (Bohag) mit maximal fünf Passagieren fast waagrecht empor. Es ist dies einer von 40 Helikoptern, die unter der Swiss Helicopter Group (SHG) in Chur zusammengefasst sind.

Zehn Firmen unter einem Dach

Die vor über 27 Jahren gegründete SHG ist ein finanzielles Holdingdach und eine touristische Dachmarke zugleich. In der Gruppe sind zehn Firmen organisiert - sie alle sind juristisch selbstständige Einheiten, an denen die SHG um Eigentümer und Anwalt Dr. Jürg Riedi (VRP) jeweils die Mehrheit hält; unter dem Brand sind es sechs von zehn - nämlich die, die nicht nur Transport-, sondern auch Personenflüge durchführen:

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• Die 1976 gegründete Air Grischa Helikopter in Untervaz GR;

• die 1972 gegründete Bohag in Gsteigwiler bei Interlaken BE;

• die 1966 gegründete Eliticino in Gordola bei Locarno TI;

• die 1984 gegründete Heli-Gotthard in Erstfeld UR;

• die 1953 gegründete Heliswiss in Bern-Belp;

• die 1983 gegründete Rhein Heli in Balzers FL.

«Drei Viertel des Umsatzes von 50 Mio Fr. im Jahr erzielen wir mit Transportflügen, das ist unsere Kernkompetenz», erklärt Daniel Sulzer, Marketingleiter der SHG sowie Geschäftsführer der Bohag, der seit bald zwölf Jahren für die Berner Tochter tätig ist. Das touristische Angebot wurde früher von den unabhängigen Gesellschaften nebenbei betrieben. Vor gut drei Jahren hat man entschieden, es koordiniert unter der Dachmarke Swiss Helicopter zu bündeln, die Ende 2008 lanciert wurde.

Dafür wurde damals Sven Ammann angeheuert, der von der Migros-Reisetochter Hotelplan zur SHG gestossen ist und als Verkaufsleiter das touristische Geschäft vorantreiben soll. «Je nach Anbieter macht es bislang zwischen 5 und 30% am Umsatz aus», sagt Ammann. Dieser Wert möge sich für die gesamte Gruppe aufgrund des vereinheitlichten Angebots am oberen Ende einpendeln. Sulzer ergänzt: «Unser Ziel ist es, den Bekanntheitsgrad zu steigern, indem wir Ressourcen, Marketinggelder und Know-how poolen.»

Mittlerweile ist die Maschine der Bohag im Berner Oberland gekreist. Vorbei an Eiger, Mönch und Jungfrau, über den Aletschgletscher hinweg, samt Blick auf das Matterhorn. Die mindestens 20 Minuten vergehen nicht wie im Flug - sie kommen den Passagieren um einiges länger vor. Eine solche Tour kostet bis zu 300 Fr. pro Person; ein kürzerer Ausflug in der Region ist ab 130 Fr. zu haben.

15000 Flugstunden pro Jahr

Zur führenden Helikopter-Gruppierung der Schweiz, die ab ihren 14 Standorten mehr als 15000 Flugstunden im Jahr generiert, gehören noch vier Unternehmen sowie eine Organisation mit Sonderfunktionen innerhalb der Swiss Helicopter Group:

• Die 2008 gegründete Heliswiss International (ex Helog-Heliswiss) in Haltikon bei Küssnacht am Rigi SZ (zwei Schwerlasthubschrauber mit bis zu 5 t Nutzlast);

• die 2000 gegründete Swiss Helicopter Maintenance (SHMAG) in Chur und Bern-Belp (technischer Unterhalt für die SHG und Dritte);

• die 1990 gegründete Triebwerk Unterhalt (TUAG) in Arbon TG und Plan-les-Ouates GE (Triebwerkunterhalt für die SHG und Dritte);

• die 1983 gegründete Europavia in Bern (Handel von Produkten der Aviatikindustrie - insbesondere Helikoptern und Ersatzteilen);

• die 2007 gegründete Swiss Helicopter Training (SHT) unter der Leitung der drei Firmen Eliticino, Heli-Gotthard und Heliswiss (Aus- und Weiterbildung der SHG).

Als grössten gemeinsamen Nutzen aller Gesellschaften bezeichnet Sulzer den Ein- und Verkauf sowie die Wartung der Helikopter. «Dadurch verfügen wir über eine der modernsten Flotten überhaupt und können gleichzeitig eine hohe Verfügbarkeit unserer Maschinen garantieren.» Ein fabrikneuer Helikopter kostet ihm zufolge je nach Ausstattung 2,0 bis 2,5 Mio Fr. Daher lohne es sich, gleich mehrere Fluggeräte für diverse Firmen zu ordern, denn der Mengenrabatt sei ein weiterer Synergiefaktor.

Ein breites Spektrum deckt die SHG bei den Flugdienstleistungen ab, die auch mal ins benachbarte Ausland führen können: Bau- und Holztransporte, Hüttenversorgungen sowie Montageflüge gehören genauso zum Angebot wie Rund-, Taxi-, Transfer-, Shuttle- und VIP-Flüge. Wer als Privatperson resp. für eine Firmengruppe den Kick sucht, der kann entweder Heliskiing bzw. Skydiving ausprobieren oder unter Anleitung des Piloten selbst eine Maschine steuern. Insgesamt stehen an die 250 touristische Programme zur Auswahl.

Nun setzt der Helikopter auf dem Jungfraujoch zur Landung an. Von hier aus muss man zu Fuss gehen, um ins Gletscherrestaurant unter der Aussichtsplattform zu gelangen. Doch diese kleine Strapaze lohnt sich - schliesslich kann man nicht alle Tage «Top of Europe» zu Mittag essen. Spätestens beim Gipfelchampagner spürt man, dass man die knapp 2800 m vom Heliport in Gsteigwiler in Windeseile hinaufrotiert worden ist.