Die Business-Idee

Die nach eigenen Angaben weltweit erste serienreife Feststoffbatterie auf den Markt bringen will das Startup Swiss Clean Battery (SCB) aus Frauenfeld: «Unser Akku ist nicht nur nicht brennbar und wesentlich langlebiger als herkömmliche Produkte», sagt CEO und Mitgründer Roland Jung, «er kommt auch komplett ohne kritische Rohstoffe wie etwa Kobalt aus.» Wie das geht? «Dahinter stecken über dreissig Jahre Grundlagenforschung am Fraunhofer Institut für Chemische Technologie», so der COO und ebenfalls Mitgründer Dr. Thomas Lützenrath, «wir bringen den Akku jetzt als exklusiver Lizenznehmer auf den Markt.» 

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Die Gründer

Bereits Mitte der 1980er-Jahre begann die Forschung in Deutschland. 2015 gründete sich daraus die High Performance Technology GmbH im deutschen Bonn, 2018 folgte die High Performance Battery AG (HPB) in Teufen AR, die den neuartigen Akku entwickelt hat. «Über 300 Aktionäre und Aktionärinnen, darunter viele aus der Schweiz, haben diese Entwicklung begleitet und finanziert», erklärt Lützenrath. 

2023 war der Durchbruch geschafft, und der erste Feststoffakku wurde samt Messdaten der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Anfang 2022 gegründete Swiss Clean Battery AG verfolgt das Ziel, «die weltweit erste Massenproduktion für Feststoff-Akkus aufzubauen», so Lützenrath. Geplant sei eine Gigafactory in Graubünden. 

Der Markt

Ob für die E-Mobilität, die Stabilisierung von Stromnetzen oder Industriespeicher – die Nachfrage für Energiespeicher steigt seit Jahren rasant. Laut der Studie «Battery Monitor 2023» wächst der Markt jährlich um 34 Prozent. Vor allem Lithium-Ionen-Akkus dominieren bisher. Das Problem: Diese Akkus sind nicht nur leicht entflammbar, sondern enthalten auch hochgiftige sowie umweltschädliche Komponenten wie Lithium, Kobalt oder Nickel. 

Bisher hat die HPB in ihrer Manufaktur rund achtzig Akkus ohne diese kritischen Rohstoffe von Hand gefertigt. Das Verfahren setzt stattdessen unter anderem auf Schwefel-Eisen-Verbindungen und Grafit. «Die gebauten Akkus sind aktuell in Testanwendungen», sagt COO Lützenrath. Und die Ergebnisse würden zeigen, dass sie mindestens 50 Prozent umweltfreundlicher seien: «Während ein Vergleichs-Lithium-Ionenen-Akku im Test an der Universität Freiburg nach 1250 Ladezyklen den Geist aufgegeben hat, läuft unserer aktuell noch – nach mehr als 15’000 stündlichen, vollen Ladezyklen», sagt CEO Roland Jung, «und auch unter Extrembedingungen bei minus vierzig Grad Celsius hat der Akku eine viel höhere Ionenleitfähigkeit als alle anderen bei deren Optimum von plus sechzig Grad.»

Das Kapital

Diverse unverbindliche Vorbestellungen von Industrie- und kommunalen Unternehmen gebe es schon. Um diesen 13 mal 13 Zentimeter grossen Akku, der für mehr Kapazität gekoppelt werden kann, auf den Markt zu bringen, stehen nun grosse Schritte bevor: Die SCB plant eine 38 Meter hohe, siebenstöckige Fabrik, in der auf fünf Stockwerken Akkus produziert werden sollen, und zwar in Domat/Ems im Bündnerland. Die Planung steht bis ins letzte Detail. Die Fabrik soll langfristig rund 900 Arbeitsplätze bieten. Aber: Noch seien rund 450 Millionen Franken Investitionen dafür nötig: «100 Millionen benötigen wir an Eigenkapital. Das versuchen wir aktuell in der laufenden Finanzierungsrunde zu akquirieren, um dann Fremdkapital über 350 Millionen einzusetzen», sagt Lützenrath. 

Die Chance

«Sobald die Finanzierung steht, kaufen wir das Grundstück, beauftragen den Architekten, bestellen die Maschinen und machen uns auf die Suche nach den ersten 130 Mitarbeitenden», sagt Roland Jung.  Im ersten Schritt sollen 1,2 Gigawattstunden, also rund 7,5 Millionen Akkus jährlich produziert werden. Später sollen 47,5 Millionen Akkus pro Jahr rund 2 Milliarden Franken Umsatz jährlich einbringen. «Die Gigafactory im Bündnerland ist nur der Startschuss – die Vision sind weitere Fabriken in Europa, den USA und Afrika», so Lützenrath. «Nur nicht in China – wir wollen bewusst dieser Abhängigkeit von Asien entgegenwirken.» 

Stefan Mair
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