Spekulationen über einen Einstieg des Computerriesen Apple ins Automobilgeschäft lassen Daimler-Chef Dieter Zetsche kalt. «Wir haben lange Erfahrung im Automobilbau, wir haben das Auto erfunden. Und Erfahrung ist in einem so komplexen Geschäft wie dem Automobilbau mit entscheidend. Wer dort neu einsteigt, hat die nicht», sagte Zetsche der «Welt am Sonntag».

«Wenn wir morgen ankündigten, dass Daimler künftig Smartphones baut, würde das Apple nicht beunruhigen oder aus der Bahn werfen. Und das gilt auch für uns.» Sollte Apple ins Geschäft mit Autos einsteigen, würde Zetsche demnach «viel Erfolg wünschen und den neuen Wettbewerber begrüssen».

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Respekt vor jedem Wettbewerber

«Wir haben Respekt vor jedem ernstzunehmenden Wettbewerber», sagte Zetsche weiter. «Und wenn das eine Firma ist, die einen wirtschaftlich starken Hintergrund hat, ist das zweifellos eine potenzielle Stärke eines Wettbewerbers.»

Der Daimler-Chef machte aber auch deutlich, dass es weltweit mehr als hundert Automarken gebe. «Einige stehen mit uns in direktem Wettbewerb, andere weniger. Ob es da nun eine mehr oder weniger gibt, ist irrelevant. Wir gehen unseren Weg.

Fachleute teilen Zetsches Sicht nicht

Fachleute können die Gelassenheit des Daimler-Chefs nicht uneingeschränkt teilen. «Wir stehen vor einem grundlegenden Wandel der Mobilität. Und es waren schon oft Angreifer von aussen, die eine Branche umgekrempelt haben», sagt Autoexperte Stefan Bratzel. «Es steht keineswegs fest, ob am Ende die etablierten Autohersteller oder branchenfremde Konzerne, die neu in das Geschäft drängen, das Rennen um die künftigen Mobilitätsangebote machen.»

«Ich denke, wir werden uns in zehn oder 15 Jahren nicht mehr einfach in unsere Autos setzen, sondern vielfach mittels Mobilitätskarten unterwegs sein. Per Smartphone werden wir Autos bestellen, fahren, und am Ende wird abgebucht», prognostiziert Bratzel.

«Der Besitz des Wagens wird nicht mehr die entscheidende Rolle spielen.» Diese Entwicklung werde das Geschäftsmodell der Hersteller von Grund auf verändern. «Und es wird entscheidend sein, wer diese neuen Mobilitätsketten im Griff hat», so Bratzel.

(awp/ccr)