Von den sechs Milliarden Portionen Red Bull, die 2015 konsumiert wurden, kommen drei Milliarden aus Widnau, der Rest aus einem 50 Kilometer entfernten Werk in Vorarlberg. Mehr Energy Drink als Käse aus der Schweiz für die Welt – das ist das Werk des Österreichers Dietrich Mateschitz. Er hat mit Red Bull ein neuartiges Geschäftsmodell erfunden, macht heute damit fast 6 Milliarden Euro Umsatz, hat seine Privatschatulle mit einem Vermögen von mehr als 8 Milliarden Euro angefüllt und die Marke Red Bull mit einem Wert von inzwischen 15 Milliarden Euro aufgeladen.

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Sein Erfolgsrezept: Er definierte Red Bull als «Marketing-Konzern» –  und setzt konsequent aufs Geldausgeben: Ein Drittel des gesamten Umsatzes fliesst ins Marketing, davon geschätzt die Hälfte in klassische Werbung, die andere Hälfte ins Sponsoring von Sportlern und Veranstaltungen. Im Interview äussert er sich zur Zukunft von Red Bull:

Herr Mateschitz, Red Bull produziert in Widnau. Warum haben Sie nicht auch den Firmensitz, zumindest den Steuersitz, hierher verlegt?
Weil ich mich in Österreich sehr wohlfühle und ein offenbar sehr loyaler Staatsbürger bin.

Sie sollen sich im Getränkegeschäft nicht mehr so stark einbringen, dafür umso intensiver in den Medienaktivitäten. Warum?
In unserem Kerngeschäft geht es inzwischen hauptsächlich um Organisation, Administration und Exekution. Unsere Position ist seit fast drei Jahrzehnten etabliert, alle wichtigen Unternehmensbereiche sind mit sehr guten Mitarbeitern besetzt. Unser Red Bull Media Network hingegen befindet sich noch in der Pionierphase. Und ich persönlich fühle mich in Phasen des Aufbaus wohler und auch richtiger aufgehoben.

In der Familie des thailändischen Mehrheitseigners Yoovidhya gibt es Unruhe - offensichtlich Anspruch auf mehr Mitsprache. Und ein Enkel des Gründers wird von der Justiz wegen Fahrerflucht gesucht. Wie gehen Sie damit um? Bringt das Unruhe ins Geschäft?
Damit müsste ich nur umgehen können, wären die von Ihnen erwähnten Themen existent.

Würden Sie eine Übernahme aller oder eines Teils der Anteile der Familie Yoovidhya in Betracht ziehen, um die Mehrheit zu übernehmen?
Auch solche Gedanken gab es nie weder in die eine noch in die andere Richtung. Wahrscheinlich auch, weil es schon seit nunmehr fast 30 Jahren so, wie es ist, hervorragend funktioniert.

Wann übergeben Sie an Ihren Sohn? Welche Funktion wird er haben? Was, wenn die thailändische Eigentümerfamilie Ihren Sohn nicht als beste Option für die Nachfolge sieht?
Auch das ist kein wirkliches Thema. Bei Red Bull wird er keine Funktion haben, die er nicht in einem anderen Unternehmen haben könnte. Er macht heuer seinen Bachelor in Betriebswirtschaftslehre fertig, wird dann wahrscheinlich irgendwo seinen MBA machen wollen. Dann wird sich irgendwann die Frage stellen, ob er überhaupt im eigenen Unternehmen tätig sein möchte. Das alles sind aber im Grunde genommen Fragen ohne Dringlichkeit, zumal ohne jeglichen Zeitdruck, da alle wichtigen Positionen im Unternehmen mit Mitarbeitern besetzt sind, deren Kompetenz wie Charakter ausser Frage stehen.

Wären Börsengang oder Verkauf Ihrer Anteile für Sie mögliche (Exit-) Optionen?
Weder noch.

Ist Red Bull in zehn Jahren noch ein eigenständiges Unternehmen oder bereits an ein Unternehmen wie Coca-Cola verkauft?
Im Moment ist so etwas sicher nicht vorstellbar. Aber andererseits sollte man ja nie nie sagen - wenn schon, denn schon, auch in die andere Richtung nicht.

Wann gehen Sie in Rente - und was haben Sie für diese Zeit vor? Oder ist Ruhestand für Sie kein Thema?
Mir fiele nichts ein, was ich nicht ohnehin jetzt auch schon mache. Ich habe ausreichend Zeit für die Dinge, die mich interessieren. Ruhestand ist also eher kein Thema, umso weniger, als ich ja die Verantwortung als Gesellschafter habe.

Was wird sich bei Red Bull ohne Dietrich Mateschitz ändern?
Wenig.

Sie sind Multimilliardär und Red Bull ein sehr erfolgreiches Unternehmen. Was treibt Sie noch an?
Dasselbe wie vor 10, 20 oder 30 Jahren: Dinge zu bewegen, Ideen umzusetzen und Spass daran zu haben.

Sport spielt bei Red Bull eine grosse Rolle. Welche Sportarten betreiben Sie?
Viele. Noch komm ich fast überall hinauf und so recht und schlecht auch wieder herunter. Und Akku habe ich auch noch keinen in meinem Mountainbike.

Dirk Ruschmann
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Erich Gerbl
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