Für die Credit Suisse war es ein grosses Ding. Ein neues Konto, ein neuer Name und hoffentlich bald viele neue Kunden. Das ist das Kalkül hinter «CSX», wie das neue Angebot heisst. Ein voll aufs Handy ausgerichtetes Bankkonto mit tiefen oder gar keinen Fixkosten und einfacher Handhabung.

Eigentlich staunt man, dass so etwas noch zu reden gibt. Denn wenn Startups wie Neon und Yapeal es schaffen, ein schlankes Bankkonto zu tiefen Kosten anzubieten, warum sollte das nicht auch eine Grossbank können? Oder sonst irgendeine Bank?

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Das was die CS heute angekündigt hat, ist nichts anderes als der einzig richtige Weg, wie eine etabliert Bank auf die neue Konkurrenz reagieren sollte: Alles kopieren, was die anderen vorgemacht haben, und dann mit den eigenen Stärken kombinieren. Noch ist CSX neu und nicht ausgetestet. Doch der erste Eindruck lässt hoffen, dass die CS diesen richtigen Weg gefunden hat.

Leider haben das viele Banken noch immer nicht begriffen. Ihre E-Banking-Plattformen und Apps kommen daher, als hätte es Angebote wie Whatsapp, Revolut und Twitter nie gegeben. Apps, die zunächst unscheinbar erschienen, aber mit ihrer Einfachheit schnell Kunden gewannen.

Umständliche Sicherheitsmassnahmen vergällen einem als Bankkunden teilweise noch immer die Lust, sich beim Bankkonto einzuloggen. Medienbrüche machen Geschäfte langsam. Funktionen sind in verschachtelten Untermenüs versteckt und schlecht funktionierende Einzahlungsschein-Scanner machen das Bezahlen von Rechnungen zum ärgerlichen Kampf mit der Handykamera. Man stelle sich vor, Bankomaten würde so funktionieren. Die Konsumenten hätten das Bargeld längst aufgegeben.

Wenn dafür dann noch hohe Kontoführungsgebühren verlangt werden, muss es keinen mehr erstaunen, wenn Kunden selbst zu Konkurrenten mit Sitz im fernen Ausland abwandern. Die britisch-litauische Revolut hat hierzulande mehrere hunderttausend Kunden. Das einzige was sie ihnen anbietet, ist eine günstige Kreditkarte und eine sauber funktionierende App.

Die CS scheint begriffen zu haben, dass man Kunden nicht mehr länger alleine mit Swissness und Sicherheitsversprechen bei der Stange halten kann. Und dass, wer mit Kleinkunden noch Geld verdienen will, das auf eine effiziente, digitale Art tun muss. Mal sehen, wer als nächster nachzieht. Ein sauber aufgestelltes Online-Konto ist keine Kür mehr, liebe Banken. Sondern schlicht Pflicht.

Michael Heim Handelszeitung
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