Lange muss der Arbeiter vor dem Shoppingcenter, nach dem Weg gefragt, nicht überlegen. «Ah, zu den Schönen willst Du», zwinkert er und fuchtelt mit der Rechten in Richtung Hauptstrasse. Mit «die Schönen» meint der Mann ganz offensichtlich ein Kenner der Materie die weiblichen Angestellten von Juvena, die zu 80% die Belegschaft des internationalen Kosmetikkonzerns mit Sitz in Volketswil stellen. Die Hand zum Gruss streckt in der Teppichetage dann aber doch ein Vertreter der übrigen 30% aus: Dirk Trappmann, Präsident und CEO der Gruppe.

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Eine halbe Stunde vordem Spiegel

Seit April führt der Deutsche die Geschicke von Juvena International. Eben gerade ist er zurückgekehrt von einer geschäftlichen Mission: Tokio, Osaka, Hongkong, Schanghai, London alles in einer Woche. Das Business mit den Gesichtspflegeprodukten vorab im Premium- und Hochpreissegment boomt, um fast 12% konnte die Gruppe den Umsatz alleine im letzten Jahr steigern. Von nichts kommt allerdings auch nichts; ohne Innovation, Qualität und globale Expansion, die sich das Unternehmen auf die Fahnen geschrieben hat, ist auch in dieser Branche kein Staat zu machen. Da gehört es dazu, dass der Chef persönlich zugegen ist, wenn neue Märkte erschlossen werden sollen. Zum einen, um nach aussen zu repräsentieren, zum anderen, um nach innen zu motivieren.

«Ich bin auf der ganzen Welt zu Hause», sagt der 44-Jährige. Dass er trotz der Vielfliegerei und den drohenden Jetlags erstaunlich frisch aussieht, schreibt der Betriebswirtschaftler zum einen seinen Joggingausflügen und Fitnesslektionen während den Wartezeiten zwischen zwei Flügen zu («die Laufschuhe habe ich immer im Handgepäck mit dabei»), zum anderen natürlich auch den Produkten aus dem eigenen Haus, mit denen er Körper und Haut wieder auf Vordermann bringt. So sei an dieser Stelle denn auch die an sich unflätige Frage erlaubt: Herr Trappmann, wie lange steht ein Mann wie Sie des Morgens vor dem Spiegel? Er lässt den Blick gegen die Decke schweifen und zählt die Stationen des Pflegerituals durch. «Fünf Produkte, inklusive Rasur eine halbe Stunde.»

Keine Kühlschränke für Eskimos

Dass er einmal im Beauty- und Pflegesektor landen könnte das hat Dirk Trappmann in jungen Jahren nicht ernsthaft in Betracht gezogen. Als Sohn eines Bundesgrenzschutzbeamten und einer Hausfrau, aufgewachsen mit drei Brüdern in der Eisenbahnerstadt Bebra hart an der Grenze zur damaligen DDR, hat es ihn zuerst zur Musik hingezogen. Zusammen mit fünf Kollegen bildete der Gitarrist und Trompeter die Band «The Hurricans», die über zwölf Jahre hinweg an Veranstaltungen und Tanzwettbewerben in Deutschland für Stimmung sorgte. «Wir waren richtig gut und haben auch anständig Geld verdient», erinnert sich der Rolling-Stones- und Robbie-Williams-Fan, «aber irgendwann musste sich jeder entscheiden, ob er mit Musik weitermachen will oder doch die berufliche Karriere vorantreibt.»

Trappmann, der als Manager auch die geschäftlichen Belange der Combo regelte und nebenbei an der Volkshochschule Musikunterricht erteilte, entschied sich nach dem Betriebswirtschaftsstudium für die Schiene Verkauf. Bei Procter&Gamble nahm er die ersten Stufen der Karriereleiter. «Da herrschte die Kultur der schnellen Schritte. In sechs Jahren zog ich nicht weniger als fünf Mal um und hatte insgesamt fünf verschiedene Jobs, zuletzt jenen des Verkaufsleiters Norddeutschland», erzählt Trappmann, der sich selber als absoluten Verkäufertypen bezeichnet, dem es in dieser Funktion wohl auch gelänge, einem Eskimo einen Kühlschrank zu verkaufen, der dies jedoch nicht tun würde so ehrlich sei er dann nämlich schon.

1992 wechselte er zum Beiersdorf-Konzern nach Hamburg. Und fing, wie er selber sagt, noch einmal ganz unten an als so genannter Junior in der Marketingabteilung. Er schlägt die Beine übereinander und zählt die Stationen beim Hamburger Konzern auf; mit sonorer Stimme, ohne grosse Umwege zu gehen, direkt auf das avisierte Ziel hin, was gleichzeitig einer Charaktereigenschaft von ihm entspricht. So erstaunt es nicht, dass ihn sein Weg bei Beiersdorf mit den Jahren in die Führungsetage führte, wo er zuerst als Marketingdirektor für das internationale Geschäft verantwortlich zeichnete und ab 2000 als Managing Director in Thailand wirkte.

Asien im Allgemeinen und Thailand ganz speziell beeindrucken Dirk Trappmann ungemein, und sie haben ihn zu einem Teil auch geprägt. «Die Dynamik, die dort herrscht, ist atemberaubend, man sagt, dass in Asien sogar die Rolltreppen schneller laufen als anderswo auf der Welt.» Ein Bild neben seinem sauber aufgeräumten Schreibtisch zeigt ihn zusammen mit König Bumiphol, dem Monarchen von Thailand. Ein Erinnerungsstück. In den viereinhalb Jahren, während deren Trappmann in Thailand für Beiersdorf weibelte, hat er den Umsatz gleich verdreifacht. Annähernd Gleiches hat er nun auch von seinem neuen Domizil in der Schweiz aus mit der von ihm als «Diamond of the Beauty-Industry» apostrophierten Juvena-Gruppe vor. «Wir wollen bis 2010 unsere Geschäfte verdoppeln.» Wie das? Mit einer gezielten Eroberung des asiatischen Marktes in China wird bald ein neuer Sitz eröffnet und dem Ausbau des Duty-Free-Sektors.

Ganz einfach ist ihm und der Familie der Abschied nicht gefallen, als vor sechs Monaten der Umzug von Thailand in die Schweiz anstand. Es galt, sich sowohl auf einen Klima- wie auch auf einen Kulturwechsel einzustellen. «Asien ist eine absolute Dienstleistungsgesellschaft, da wird einem jeder Wunsch von den Augen abgelesen. Hier wartete ich vor dem Hotel vergebens darauf, dass mir beim Koffertragen jemand zur Hand gehen würde. Das hat mich überrascht.»

Abschalten und gut schlafen

Trappmann, der bei Juvena auf den in Rente gegangenen Harald Stolzenberg folgt, erwähnt eine Anekdote, die im Nachhinein schon fast einer Prophezeiung gleichkommt. «Meine Frau besuchte in Thailand nämlich einen Kochkurs und lernte dort Schweizer Spezialitäten kochen. Zwei Wochen später stand fest, dass wir in die Schweiz dislozieren würden, ein komischer Zufall, was?» Mittlerweile hat die dreiköpfige Familie im zürcherischen Uetikon ihr Domizil bezogen und ist daran, sich unter anderem mit Röschti und Ausflügen in die Umgebung, auf die Flumserberge beispielsweise, zu akklimatisieren. «Wir haben uns ein hohes Ziel gesetzt», verrät der reisefreudige Hesse, «wir wollen alle Kantone der Schweiz besuchen. Wie viele sind das eigentlich?»

Ungefähr eine halbe Stunde sitzt Dirk Trappmann im Auto, um von seinem Arbeitsplatz beim «Volkiland» nach Hause an den Zürichsee zu gelangen, eine halbe Stunde, die ihm reicht, um vom Geschehen im Büro Abstand zu gewinnen. «Ich kann gut abschalten und habe einen ausgezeichneten Schlaf.» Eine zentrale Voraussetzung, um fit zu bleiben und ausgeschlafen zu wirken. Und auf welche Rezepte setzt der Herr über Tuben und Tiegel noch, ausser auf die Essenzen und Crèmes aus dem eigenen Hause? «Viel Bewegung, viel Flüssigkeit, mindestens drei Liter Wasser pro Tag, eine ausgewogene Ernährung, wenig Alkohol, keine Zigaretten das Ziel ist ein gesundes Verhältnis von Arbeit und Leben.»

Und sollte dies einmal alles nichts nützen, dann hält es Dirk Trappmann mit dem Hamburger Dermatologen und Buchautor Volker Steinkraus: Wer keine Fältchen hat, der hat nicht gelebt!



In neunzig Ländern vertreten: Steckbrief

Name: Dirk Trappmann

Funktion: Präsident und CEO Juvena (International) AG, Volketswil ZH

Alter: 44

Wohnort: Uetikon am See ZH

Familie: Verheiratet, eine Tochter

Karriere

1986-1992 Procter & Gamble

1992-2000 Beiersdorf, u.a. Marketing Director for International Business

2000-2005 Beiersdorf, Managing Director Thailand

Seit April 2005 Juvena (International) AG, Präsident und CEO

Firma: Juvena

Die Juvena-Gruppe gehört seit 1990 zum deutschen Beiersdorf-Konzern und umfasst die Marken Juvena of Switzerland, La Prairie, Marlies Möller Beauty Hair Care und SBT Skin Biology Therapy. Das Kosmetikunternehmen führt Filialen in der Schweiz, in Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien, Spanien, Australien, Japan und den USA und ist via Distributionspartner in über 90 Ländern vertreten. Juvena hat rund 1000 Beschäftigte und erwirtschaftete 2004 einen Umsatz von 287 Mio Fr, was gegenüber dem Vorjahr einer Steigerung von gegen 12% entspricht.