BILANZ: Zeithorizont, Emotionen, Berechnung des Firmenwerts – welches ist der erfolgskritische Aspekt einer KMU-Nachfolge?

Frank Halter: Am Anfang steht eine ganz andere Frage. Zunächst einmal ist wichtig, mit welchem Szenario man an das Thema herangeht. Wird eine komplette Firmenübernahme angestrebt oder bloss die operative Nachfolge? Aus der Antwort ergibt sich ein gewisser Handlungsspielraum für die optimale Planung.

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Wie sieht das Zeitraster aus im Fall der kompletten Übernahme?

Um hier eine optimale Handlungsfreiheit zu haben, um Fragen der Altersvorsorge und Eigentumsverhältnisse richtig zu regeln, sollte man das Thema zehn bis fünfzehn Jahre vor der Nachfolge angehen. Geht es lediglich um die operative Nachfolge, kann einem Unternehmen je nach Grösse auch ein Zeitfenster von zwei Jahren reichen.

Wie soll sich eine Familie, ein Patron am besten beraten lassen?

Weil bei der Komplettübernahme neben Fragen zu Steuern und Firmenwert auch unternehmerische und kulturelle Aspekte eine Rolle spielen, kann ein einziger Berater oft nicht alles allein auf die Reihe bringen. Es braucht einen Generalisten, der im Dienste einer gelungenen Nachfolge auftritt – und für spezifische Fragen externe Spezialisten ins Boot holt. Und es braucht einen Patron, der loslassen kann.

Wie macht man das?

Nachfolger brauchen einen Vertrauensvorschuss. Patrons können nicht erwarten, dass der neue Chef oder die neue Chefin die gleiche Lernkurve intus hat wie der Firmengründer. Der Senior muss sich selber ausfädeln und dem Nachfolger Luft unter den Flügeln verschaffen. Damit dieser neue Routen fliegen kann.

Oft wollen langjährige Firmenpartner weiterhin mit dem Seniorchef verhandeln.

Tatsächlich ist die gezielte Gestaltung der Kundenbeziehungen ein weiterer Knackpunkt. Zunächst können Patron und Nachfolger zusammen zu den Key Accounts gehen. Danach muss der Vorgänger die Grösse haben, den Junior alleine verhandeln zu lassen.

Was ist das grösste Tabu bei der Nachfolge?

Was immer weggedrückt wird, ist das Thema Liquidierung der Firma. Dabei kann das in gewissen Fällen, wenn etwa keine Nachfolge zustande kommt oder wirtschaftliche Sorgen zu sehr drücken, eine Option sein. Das wird aber stets verdrängt. Was genau eine erfolgreiche Liquidierung ausmacht – dieser Frage gehen wir derzeit verstärkt nach.

Frank Halter ist Geschäftsleitungsmitglied des Center for Family Business an der Universität St. Gallen und Vizepräsident der Stiftung KMU Next.