Fühlen Sie sich als «Herr Wiederkehr»,nachdem Sie temporär aus der Konzernleitung ausgeschieden waren, jetzt aber wieder zurückberufen wurden?

This E. Schneider: Nein, das Forbo-Management wusste um die Umstände meines Aussscheidens aus der Konzernleitung. Das Management hat in der Zwischenzeit übrigens einen guten Job gemacht.

Forbo war in den letzten sechs Monaten gelähmt. Wo ist der Hebel sofort anzusetzen?

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Schneider: Vordringlich ist der Aufbau von Vertrauen, sowohl innerhalb der Unternehmung wie auch bei unseren Kunden. Unsere Mitbewerber müssen wieder Respekt haben vor Forbo. Das war leider in den letzten Monaten nicht mehr der Fall. Verwaltungsrat und Management gewinnen Glaubwürdigkeit zurück, wenn sie konsistent sind in ihren Aussagen. Jetzt haben wir die Gewähr, dass die vorgeschlagene Strategie, inklusive die geplanten Restrukturierungsmass-nahmen, vom neuen VR voll und ganz mitgetragen wird.

Das bedeutet, dass Forbo nicht zerschlagen wird.

Schneider: Forbo besteht weiterhin aus den Sparten Bodenbeläge, Klebstoffe und Transportbänder. Möglich ist, dass es in gewissen Teilbereichen zu Veränderungen kommt, das können Devestitionen, Akquisitionen oder auch Kooperationen sein.

Unerfreulich waren die Konsequenzen auf der personellen Seite: Sie haben aus Ihrem oberen Kader im letzten halben Jahr vier wichtige Köpfe verloren.

Schneider: Der Verlust dieser Leute war das eine, die Lähmung des Unternehmens das andere. Wir konnten in dieser schwierigen Phase auch keine Mitarbeiter mehr rekrutieren. Wer unterschreibt schon einen Vertrag, wenn er nicht weiss, ob und an wen die Firma verkauft wird? Die Personalrekrutierung war schlichtweg verunmöglicht, wir waren blockiert.

Hat das Ausland den Bieterstreit um Forbo wahrgenommen?

Schneider: Mit zunehmender Distanz weniger. Die Mitbewerber haben unsere schwierige Situation auf dem Markt aber ausgenutzt. Im Bodenbelagsgeschäft wurden unsere neuen Kollektionen zwar gelobt, aber die Bestellungen wurde zurückbehalten. Die Verunsicherung, wie und wo es mit Forbo weitergeht, war ganz einfach zu gross.

Forbo kam seit August 2005 nicht zur Ruhe. Die Strategien für alle drei Divisionen lagen auf dem Tisch, nur fehlten die nötigen finanziellen Mittel.Diese sind in der Zwischenzeit mit der Kapitalerhöhung beschafft. Weshalb lief das Bietverfahren aus dem Ruder?

Schneider: Normalerweise laufen derartige Verhandlungen ein paar Wochen und dann liegt ein Entscheid vor. Bei uns dauerte die Auktion mit mehreren Bietern fast ein halbes Jahr, damit viel länger und aufwendiger: Wir mussten jedem Interessenten für Auskünfte zur Verfügung stehen. Das hat uns im Tagesgeschäft gelähmt. Darunter litten die vorgesehenen, dringend notwendigen Restrukturierungen.

Wo muss restrukturiert werden - und wie gross sind die Kosten, die noch anfallen?

Schneider: Von Restrukturierungen sind alle drei Bereiche betroffen, die Sparte Bodenbeläge stärker als die Klebstoffe und die Transportbänder. Wir gehen von Restrukturierungskosten von 200 Mio Fr. aus; 160 Mio Fr. wurden 2004 verbucht, somit fallen 2005 und 2006 noch rund 40 Mio Fr. an. Seite 21: Meinung

Interview: Markus Köchli