Susanne Ruoff, die einst für IBM und British Telecom arbeitete, setzt auf IT. Jüngstes Gadget der Postchefin ist ein knallgelber Paketautomat, an dem der Kunde rund um die Uhr Pakete abholen oder abliefern kann. Zwei Modelle waren postintern im Schlussrennen, ein Automat aus Polen und einer aus Österreich. Nun hat sich die Schweizer Post für das Hightech-Gerät der Linzer Automatenfirma Keba entschieden.

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Bis Ende 2014 sollen 40 Paketautomaten mit den Massen eines VW-Busses installiert werden. Der erste in den nächsten Wochen vor dem Konzernsitz der Post in Bern, der zweite in Zürichs Innenstadt. Standorte sind Hochfrequenzplätze, Einkaufszentren oder Tankstellen. Kostenpunkt je Automat: rund 60 000 Franken.
 
Abholen rund um die Uhr
 

Die auf  Bank- und Postautomaten spezialisierte Firma Keba hat viel Erfahrung 
in der Logistik. Die Linzer beliefern mit ihren Automaten seit zehn Jahren Postgesellschaften, darunter jene in Dänemark, Litauen, Luxemburg, Norwegen, Österreich, Russland oder der Türkei. Die Deutsche Post DHL hat bereits 3000 Keba-Automaten in Betrieb. Die Post-Expo, internationale Leistungsshow derweltgrössten Postlogistiker, kürte Keba vor einer Woche zum «Supplier of the Year 2013».
 
Die Postautomaten der Schweizer Post sind Teil der «My Post 24»-Strategie. Mit ihr soll der boomende E-Commerce begleitet werden. Wer über das Internet CD, Bücher oder Kleider bestellt, will schnell beliefert werden, und zwar am Abholort seiner Wahl. Gesteuert wird der Vertrieb via SMS und über das Internet. So wird auch dem Kunden mitgeteilt, in welchem Schliessfach das Paket abholbereit liegt.

Zahlen per Kreditkarte

Zudem können mit Kreditkarte oder PostFinance Card Nachnahme, Zollrechnung oder Porto bezahlt werden. Es ist ein wachsendes Kundenbedürfnis, postalische Dienstleistungen auch ausserhalb der rigiden Schalteröffnungszeiten zu beziehen. Der online getriebene Paketmarkt wächst jedes Jahr um vier, fünf Prozent. Sollte die Schweizer Kundschaft Gefallen an den Paketautomaten finden, wird eine weitere Serie in Linz bestellt, heisst es in Bern. Hersteller Keba wird umfassend eingebunden: Er liefert nicht nur die Hardware, sondern kümmert sich auch um Wartung, Hosting und Systemadministration.
 
Die Schweizer sind mit der neuen Dienstleistung keine Vorreiter. Die Deutsche-Post-Tochter DHL setzt seit Frühling 2012 auf automatische Packstationen. 
Das DHL-Angebot heisst Servicepoint 24/7 («Immer-offen-Paketschalter»); derzeit sind Geräte im Glattzentrum bei Wallisellen ZH, in Thonex GE und in Prélaz VD im Einsatz.
 
20 Millionen für E-Commerce

Zur «MyPost24»-Offensive gehört das Projekt pick@home, das Retouren zu Hause abholt. Ein weiteres Angebot ist Yellow-Cube, das 2014 lanciert wird. Es bietet Distanz- und Online-Händlern die Möglichkeit, sich direkt beim Paketzentrum Härkingen einzumieten. So soll Ware selbst bei einer abendlichen Online-Bestellung via Webshop anderntags ausgeliefert werden. Mit derlei Diensten will die Post die Paketdienste von Valora oder von Kurier- und Hauslieferdiensten kontern. Jedes Jahr investiert die Post rund 20 Millionen Franken in ihre E-Commerce-Strategie.