Klar, Zahlen sind nicht alles. Aber sie sprechen eine deutliche Sprache, wenn man sie denn lesen will. Und diese Zahlen könnten leicht auf Spektakuläres weisen. Die Credit Suisse, eine Bank mit Prestige und Tradition, könnte eher früher als später ins Visier von gierigen Jägern rücken.

Mit einem Börsenwert von 25 Milliarden Franken ist das zweitgrösste Geldinstitut ein Schatten seiner selbst. Die UBS, der Schweizer Platzhirsch, bringt mehr als das Doppelte auf die Waage.

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Mit Malus unterwegs

Und ein Aufrücken in eine höhere Gewichtsklasse ist für die Credit Suisse nicht wirklich auszumachen. Zu stark drücken die Pleiten von Greensill und Archegos auf die Stimmung. Niemand weiss heute, was die interne Untersuchung und jene der Finanzmarktaufsicht zutage fördern werden. Es könnten leicht Milliardenverluste anfallen, eine Organisationsmalaise und weiteren Chefs den Kragen kosten.

So ist es auch nicht wirklich verwunderlich, dass die Credit Suisse seit Monaten mit einem Malus unterwegs ist. Weil sie kein echter Vermögensverwalter ist, sondern ein Konglomerat, den ein launiges und überaus kapitalintensives Investmentbanking prägt. Zu dem eine Vermögensverwaltung gehört, die über drei Divisionen verteilt ist – in der Schweiz, in Asien-Pazifik und im Rest der Welt.

«Noch nie haben sich in der Bank so viele Leute um ­Risikominimierung bemüht. Noch nie hat es derart gescheppert.»

Eine Alles-aus-einer-Hand-Strategie, wie sie angekündigt wurde, hat in diesem hochkomplexen Konstrukt nie wirklich gegriffen. Und dass die Regionalisierung das Risikomanagement schwächte, haben die jüngsten Unfälle zur Genüge gezeigt. Da wusste die Linke nicht, woran die Rechte arbeitete. Und der Verwaltungsrat, der über allem thront, war selbst über die grössten Risikopositionen nicht einmal im Ansatz im Bild.

Am Personalbestand kann es jedenfalls nicht gelegen haben. Immerhin ist die Zahl der Kontrolleure in den letzten Jahren um stolze 40 Prozent gewachsen. Noch nie haben sich in der Bank so viele Leute um Risikominimierung bemüht. Noch nie hat es derart gescheppert.

All dies hat zu einem dramatischen Abschlag geführt. Würde die Bank heute in ihre Einzelteile zerlegt und verkauft, wäre das Konglomerat gut und gerne das Doppelte wert – nicht 25 Milliarden, sondern 50 Milliarden.

Das Asien-Geschäft ist hochattraktiv

Dies ist eine Kalkulation, die man derzeit in manchen Bankzentralen macht. Zweifellos bei der UBS. Doch diese wagte sich mit einer Übernahme des ewigen Konkurrenten auf glitschiges Terrain vor. Den Finma-Kontrolleuren treibt der Gedanke bereits heute den Angstschweiss auf die Stirn. Das UBS/CS-Combo würde ein Klumpenrisiko bergen, das ein noch strengeres Too-big-to-fail-Regime nach sich zöge.

Bleibt eine Grossbank aus den USA. Sie hätte zweifellos das Kleingeld für einen Take-over. Und sie dürfte die Vermögensverwaltung in jenem Markt locken, der die Zukunft verspricht, in Asien. Dort, wo die CS die Nummer zwei ist.

Für die Credit Suisse brechen unruhige Zeiten an.