Anders wie verschiedentlich angegeben, sollen die Banken nicht den Tochtergesellschaften der Erb-Gruppe Kredite eingeräumt haben, sondern direkt an die vier Dachgesellschaften Herfina (Autogeschäft), Unifina (Finanzdienstleistungen), Uniwood (Küchen, Fenster) und Uniinvest (Beteiligungen) vergeben haben. Mit anderen Worten: Die Kredite im Umfang von 2 Mrd Fr., welche die insgesamt 82 in- und ausländischen Banken der Erb-Gruppe in den letzten Jahren gewährten, flossen zum überwiegenden Teil direkt an die Holdinggesellschaften.

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Dass dem so war, bestätigt zumindest ein Teil der Tochtergesellschaften gleich selbst. So sollen unter anderem Bruno Piatti und EgoKiefer ihrer gemeinsamen Dachgesellschaft Uniwood rund 60 Mio Fr. an Krediten gewährt haben und dies auch «korrekt in ihren Büchern vermerkt haben». Bei der Volcafe sind es knappe 14 Mio Fr., die, da aus dem Jahr 1994 stammend, aber bereits abgeschrieben sind, wie der zweitgrösste Kaffeehändler der Welt in einem Communiqué inzwischen mitgeteilt hat.

Trotz schlechter Zahlungsmoral innerhalb der Erb-Gruppe haben die Verantwortlichen der operativen Einheiten nie wirklich angenommen, dass es um die Holdings so schlecht stehen könnte, dass die ganze Gruppe einstürzt. Vom plötzlichen Zusammenbruch der Erb-Gruppe wurden sie überrascht.

Etwas anders dürfte es bei der Herfina (Autoimport und -handel) ausschauen, wo gemäss Ausführung des jetzigen CEO Hans Ziegler beträchtliche finanzielle Mittel beziehungsweise Bargelder in der Höhe von rund 563 Mio Fr. abgeflossen sind.

Unkorrekte Verbuchungen

Da es am Kapitalabfluss von insgesamt 2,5 Mrd Fr. gemäss neuer Konzernleitung «nichts zu rütteln gibt», bleiben als Geldgeber nur die Banken übrig, welche über Jahre hinweg die vier Dachfirmen der Erb-Gruppe immer wieder mit neuen Krediten versehen haben müssen.

Rund 1,2 Mrd Fr. sollen dabei in den Büchern nicht korrekt aufgeführt sein, wie eine aussenstehende Person geäussert hat. Diverse Schweizer Institute haben der Erb-Gruppe allerdings seit Jahren keine neuen Kredite mehr gesprochen, sondern vielmehr ihr Engagement eingeschränkt. Bis zum Äussersten konnten die Banken allerdings nicht gehen, da sonst der Familienkonzern schon viel früher illiquide geworden wäre. In die Lücke sprangen ausländische Institute. Dieses Vorgehen sei einmalig, erklärte der neue Konzernchef Hans Ziegler vor wenigen Tagen.

Dass sich die Finanzinstitute dabei blamiert haben sollen, stellt Stefan Holenstein, Generalsekretär der Erb-Gruppe, dagegen gegenüber der «HandelsZeitung» in Abrede. So durften die Banken gemäss Holenstein davon ausgehen, dass alles in Ordnung sei. Sollte dem so sein, wie Holenstein ausgeführt hat, dann dürfte dies den Verdacht auf Offizialdelikte wie Manipulation von Geschäftszahlen und Urkundenfälschung rasch erhärten. Entsprechende Vorabklärungen für eine allfällige Strafuntersuchung hat die Bezirksanwaltschaft des Kanton Zürichs bereits eingeleitet.

EBC Asset Management

Revisionsstelle erhebt schwere Vorwürfe gegen die Londoner Gesellschaft

Den Anfang genommen hat das Verhängnis im Dezember 1994. Die Erb-Gruppe beteiligte sich via Uniholding mit 49% an der Londoner EBC Asset Management. «Ein schwarzes Loch» sei die Firma, sagt Erb-Sanierer Hans Ziegler heute. EBC-Direktor Rainer Kahrmann ist darüber irritiert. Der Vielbeschäftigte, der laut Handelsregister in elf Unternehmen als Direktor tätig ist und seit 18. November 2003 als Vorstand die Geschäfte der deutschen Immobiliengesellschaft CBB führt, die das Erb-Debakel verursacht hat, will alles belegen können.

Sollte es so weit kommen, dürfte der 60-jährige Deutsche, der mit Frau und zwei Töchtern im Londoner Edelviertel Begravia residiert, wohl Schwierigkeiten bekommen. Die mit 4 Mio Pfund Eigenkapital ausgestattete EBC zeichnet sich durch Intransparenz aus. Der jüngste Geschäftsbericht datiert von 1999. Die Berichte für 2000, 2001 und 2002 sind überfällig. Angeblich will Kahrmann in der kommenden Woche nun immerhin den Bericht für 2000 einreichen.

Geschäftsbericht ist aber übertrieben. So sieht es auch die Revisionsstelle Wingrave Yeats, die ein vernichtendes Zeugnis ausstellt: «Unserer Ansicht nach spiegelt der Finanzbericht nicht den wahren und fairen Überblick über den Zustand des Unternehmens wider. Wir haben nicht alle Informationen und Erläuterungen bekommen, die wir für nötig erachteten.» Die Wirtschaftsprüfer störten sich daran, dass die Immobilientochter Primavera GmbH nicht geprüft worden war. Sie soll 60% zum Betriebsergebnis, 48% zum Nachsteuergewinn und 34% zum Nettovermögen der EBC beitragen. Auch die Verbindung zu der Immobiliengesellschaft CBB Holding AG kam den Wirtschaftsprüfern spanisch vor.

Der Jahresabschluss 1999 sei unter dem Vorbehalt aufgestellt worden, dass der grösste Einzelaktionär, die Unifina Holding AG, die EBC weiter finanziell unterstütze, schlossen die Prüfer. Nach Angaben der Wirtschaftsprüfer hat sich Unifina verpflichtet, für bestimmte Verbindlichkeiten gegenüber der CBB zu haften. Die Wirtschaftsprüfer empfahlen der EBC, Rückstellungen zu bilden, davon wollte aber Kahrmann laut Testat nichts wissen. Kahrmann reagierte auf seine Weise: Per 1. Dezember 2003 wechselte er die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Jetzt ist BDO Visura für EBC Asset Management tätig.

Klar ist: Die Familie Erb war seit langem im Bilde. Rolf Erb war ausserdem bis am 5. Juli 2002 als Direktor für EBC Asset Management Ltd tätig. Er wird vom Firmensekretär auch heute noch als Nutzniesser und Begünstigter bezeichnet.

Laut EBC sind seit 1994 918 Mio Fr. von Gesellschaften der Erb-Gruppe an die EBC London überwiesen worden. Davon seien «instruktionsgemäss jeweils Einzelbeträge an Erb-Gruppen-Gesellschaften zurückgeflossen, ferner an die CBB Holding AG, Köln, weitergeleitet worden sowie dazu verwendet worden, Kredite zu bedienen, die im Zusammenhang mit der CBB Holding AG stehen bzw. standen». Ansonsten habe es keine Erb-Zahlungen an die EBC London gegeben. Dafür wohl aber über die EBC Jersey, die bis Dezember 2001 eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der EBC London war.

Peter Herkenhoff, London