Nein, auf Eis gelegt wurden verschiedenste Hafenprojekte an Schweizer Seen nicht. Solch ein «On the Rocks»-Schicksal widerfuhr in der Zeit knapp nach der Jahrtausendwende allenfalls Yachten am Neuenburgersee. Inzwischen ist die Eiszeit vorbei, und auch diese Schiffe sind wieder aufgetaut.

Zahlreiche grosse neue oder erweiterte Hafenanlagen für private Schiffsbesitzer an Schweizer Seen sind realisiert worden. Und neue, die - wie das Beispiel Scherzingen am Bodensee - dereinst Bojenfelder umnutzen sollen, werden zuvor jahrelang genauestens geprüft und auf ihre Umweltfreundlichkeit durchgecheckt.

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Ein direkter Handlungsbedarf bei Kantonen und Gemeinden, neue Schiffsplätze zu realisieren, besteht trotz teilweise jahrelanger, manchmal leider unprofessionell gehandhabter Wartefristen längst nicht allerorten - einerseits weil nach einem konstant leichten Abwärtstrend der Schweizer Schiffsbestände erst seit 2007 wieder ein sehr zaghafter Aufschwung verzeichnet wird, anderseits weil die Schweizer Werften immer mehr umfassende Dienstleistungen anbieten, zu denen beim Bootskauf bei ihnen in der Regel auch der entsprechende Liegeplatz gehört.

Am ehesten Probleme gibt es in den bevölkerungsstarken Ballungsgebieten. In Zürich oder in Genf ist es auch heute praktisch nur mit Beziehungen möglich, zu einem Bootsliegeplatz zu kommen. Das heisst: Gesucht werden müssen Alternativen. Einige sind hier aufgezeigt.

Bodensee in Spitzenreiterrolle

Kaum anderswo in der Schweiz sind die Bestimmungen für Motor- und Segelbootbesitzer strenger als auf dem Bodensee. Doch gerade hier wurden in den vergangenen Jahren Bootsplätze für Private geschaffen wie kaum je zuvor. Im brandneuen Hafen Altnau, wo am Karfreitag 2010 erstmals ein Kursschiff am 270 m in den See hinaus gebauten Steg anlegte, gibt es seit Juni letzten Jahres 155 moderne Plätze samt allen gewünschten Infrastrukturen und Hafengebäude.

Alles neu ist auch bei der Marina Rheinhof Altenrhein, wo mit etwas Glück ein Bootsplatz für ein 9,25 x 3,25 m grosses Schiff pro Saison für pauschal 4850 Fr. oder bei Platzübernahme ab 1850 Fr. angeboten wird. Der ganze Hafen wurde mit einer Baggerung, neuen Schwimmstegen und neuer Uferbefestigung usw. im Winter 2005/06 erneuert und auf 180 Liegeplätze erweitert. Der Fluss ist renaturiert worden; somit sind 2009 alle Plätze in den neuen Hafen verlegt worden, der vom Rheinunternehmen (RU) betrieben wird. Dort gibt es für 15 Euro Tagesliegeplätze im ehemaligen Kiesbaggerbecken. Selbst für Interessenten, die eine feste Bleibe direkt am See oder mit einmaliger Sicht suchen, gilt Staad SG am Alten Rhein als absoluter Geheimtipp.

Am Rohrspitz, der auch bei Ostschweizern beliebten Vorarlberger Seeuferlandschaft, soll kein Stein auf dem anderen bleiben. Die Pläne sehen den Abriss aller heutigen Bauten vor. Im Winter 2010/11 erfolgt der Neubau eines Hotelrestaurants, ergänzt mit einer Bootsgarage mit 34 Plätzen.

In Romanshorn, welches die grössten Binnenhafenanlagen der Schweiz bietet, gibt es ebenfalls freie Hafenplätze. Mit 4 m sind sie für luxuriöse Yachten prädestiniert. Eben noch im Kühlschrank, aber nicht auf Eis gelegt sind die Hafenausbaggerungspläne in Kreuzlingen. Das soll einmal eine «ganz grosse Kiste» werden, die länderübergreifend mit Konstanz genutzt werden könnte.

Arbon ist im Mai bezugsbereit

Nachdem in Arbon die Spundwand der neuen Hafenmole in den Schlick gerammt und das Hafenbecken ausgebaggert worden war, verschwand der alte Abschluss des Schlosshafens. Stahlelement um Stahlelement wurde aus der Verankerung gehievt. So wurde das Hafenbecken auf 4100 m2 vergrössert und wurden zusätzlich 150 Bootsliegeplätze geschaffen. Künftig wird der erweiterte Schlosshafen 385 Liegeplätze bieten. Die Boote werden im Mai dieses Jahres gewassert werden können.

Dass sich in Hafenanlagen leider nicht nur Wassersportfreunde herumtreiben, zeigt die Statistik der Kantonspolizei Thurgau, die 2009 in Güttingen, Egnach und zweimal in Steckborn ausrücken musste, weil insgesamt 38 Schiffsmotoren entwendet wurden!

«Es gibt immer mehr neue Hafenplätze. Die Situation hat sich entschärft», weiss auch David Clavadetscher, Geschäftsführer beim Schweizer Bootbauerverband, von seinen Mitgliedern. Die reservieren für sich bzw. ihre Kunden bei neuen Hafenprojekten in der Nähe langfristig Kontingente. Das ist beim neuen Hafen Bouveret am Genfersee ebenso der Fall wie bei mehreren neuen Steganlagen auf der italienischen wie der schweizerischen Seite des Lago Maggiore oder am Neuenburgersee.

Die Situation hat sich entschärft

Die vergangenen vier bis fünf Jahre waren geprägt von der Erweiterung bestehender sowie der Errichtung neuer Hafenanlagen an Schweizer Seen, allerdings oft zuungunsten der Bojenfelder. Das ist insbesondere für Nostalgiker ein Wermutstropfen, denn diese bunten Seebilder haben in der Vergangenheit zur Schifffahrt wie die Schraube am Heck oder das Segel am Mast dazugehört.

Spektakuläre Hafenverengung

Vom Vierwaldstättersee, wo sich 76 Hafenanlagen mit jeweils mehr als 10 Standplätzen für insgesamt 5043 Schiffe befinden, gibt es Spektakuläres zu berichten. Eines der jüngsten Projekte war die Verengung der Hafeneinfahrt des Gersauer Bootshafens Felsenegg mit zwei durch die Luft gehievten und in den See abgesenkten, 44 t schweren Betonelementen. Die Einfahrtsbreite des 1978 eröffneten Hafens mit 109 Plätzen bot bei Sturmlagen nicht den nötigen Schutz vor Wellenschlag. Der Hafen Felsenegg wird seit 1988 von der Pro Nautik Gersau AG, einer Filiale der Herzog Marinecenter AG in Alpnachstad und Luzern, verwaltet. Übrigens: Es soll auch dort noch freie Liegeplätze geben.