Paukenschlag in der Modebranche: Esprit schliesst in der Schweiz 23 Filialen. Die Mitarbeitenden wurden sehr kurzfristig darüber informiert. Gemäss Informationen einer Lesereporterin wurden die Filialleitungen angewiesen, sämtliche Schlüssel der Angestellten einzuziehen.

Die Schliessung erschüttert die Branche. «Es ist ein Schock», sagt Jörg Weber (68), Gründer der erfolgreichen Schweizer Modekette Chicorée. «Die Marke Esprit war für viele in der Branche jahrzehntelang ein Vorbild.» 

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An der Zürcher Bahnhofstrasse ist die Überraschung am Dienstagvormittag gross. Am Schaufenster der Esprit-Filiale klebt ein Zettel: «We are temporarily closed.» Also: Wir sind vorübergehend geschlossen. Allerdings, die 23 Filialen werden nie mehr öffnen, wie im Laufe des Tages klar wird. 

Türen bereits verschlossen: In der Filiale in Zürich wird bereits nach Regensdorf verwiesen.

Türen sind bereits dicht: In der Filiale in Zürich wird nach Regensdorf verwiesen.

Quelle: Christian Kolbe

Verstaubtes Image

Kundinnen an der Bahnhofstrasse sind über die Schliessung sehr erstaunt, glauben aber nicht, dass die Schliessung nur vorübergehend sein wird. Ihr Verdacht: Die meisten würden heute Kleider online shoppen, zu wenige Leute gingen überhaupt noch in die Läden.

Für Weber hat sich das Ende abgezeichnet, zumal Esprit auch in Deutschland bereits eine Weile mit Problemen zu kämpfen hatte. «Die Marke galt schon länger als verstaubt, hat die Kundinnen nicht mehr angezogen.» Zudem war Esprit auch preislich schlecht aufgestellt: «Mittlere Preislagen sind stark unter Druck, billige und hochpreisige Brands dagegen funktionieren noch», so der Gründer der Tiefpreiskette Chicorée. 

Esprit Schweiz ist insolvent

Die Bestätigung der Schliessung kommt aus Hongkong, wo die Muttergesellschaft kotiert ist: Laut einer Mitteilung der Hongkonger Börse hat die Esprit Switzerland Retail AG (ESRA) in der Schweiz Insolvenz angemeldet. 

In der Mitteilung erklärt das Unternehmen, dass die Insolvenz und die damit verbundenen Filialschliessungen «unvermeidlich» und auf eine Kombination aus wirtschaftlichem Abschwung, stark gestiegenen Energie- und Logistikkosten, negativer Verbraucherstimmung in Europa und hohen Mieten für «unverhältnismässig grosse Filialen» zurückzuführen seien.

Franchise-Geschäfte bleiben offen

Zur Esprit Switzerland Retail AG gehören insgesamt 23 Filialen. Diese sind per sofort geschlossen. Von der Schliessung betroffen sind rund 150 Mitarbeitende.

Geöffnet bleiben dagegen die 19 Geschäfte, die zur sogenannten Esprit-Wholesale-Gruppe gehören. Das ist ein Zusammenschluss selbstständiger Unternehmer, die als Franchise-Nehmer die Kleider der Marke Esprit verkaufen. Zudem ist in die Marke Esprit in rund 150 Warenhäusern in der Schweiz präsent. 

Olivia Ruffiner
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