«Selbstverständlich hat das Image der ETH Zürich Foundation gelitten», sagt Donald Tillman, neuer Geschäftsführer der Stiftung. Diese sammelt private Fördermittel für die Hochschule. Bis in zehn Jahren soll es 1 Mrd Fr. sein.

Die frühere Geschäftsführung, deren Co-Leiterin die ehemalige FDP-Nationalrätin Maya Lalive d'Epinay war, war in die Schlagzeilen geraten, weil diese kostspielige Berateraufträge an eine Firma vergeben hatte, an der ihr Mann beteiligt ist. Von Anfang 2004 bis Mitte 2005 bezogen Lalive d'Epinay und der ebenfalls für die Geschäftsleitung verantwortliche Albert Waldvogel rund 1 Mio Fr. als Honorar und liessen operative Aufgaben für weit über 1 Mio Fr. extern erledigen, stellte eine externe Untersuchungskommission Ende letzten Jahres fest.

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Seit März führt nun der 39-jährige Donald Tillman, bisheriger Senior Equity Analyst bei der SAM Group (Sustainable Asset Management) in Zürich, die Geschäfte der Stiftung. Er möchte die Vergangenheit nicht gross kommentieren, sondern vorwärts schauen und beteuert: Das Spendenaufkommen sei weder eingebrochen, noch seien bereits zugesagte Gelder zurückgezogen worden. Der Geldfluss habe sich aber verzögert. Aus Gesprächen mit Gönnern und potenziellen Sponsoren weiss er, dass viele zunächst verunsichert waren: «Sie wollten abwarten, was die externe Untersuchungskommission zutage fördert.»

100 Millionen gesammelt

Nachdem die Kommission zwar vor allem die fehlende Good Governance kritisiert, aber kein rechtswidriges Verhalten festgestellt hatte, sei das Vertrauen der Spender in die Stiftung zurückgekehrt: «Seither sind wieder Gelder geflossen oder Zusagen gemacht worden.» In welcher Höhe, das möchte er nicht bekannt geben.

Insgesamt kamen seit der Gründung 2003 rund 100 Millionen Franken zusammen, die Hälfte davon ist bereits überwiesen, die andere ist zugesagt. Zwei Drittel der überwiesenen Gelder sind zinslose Darlehen, der Rest Spenden und Legate. Bisher flossen rund 3 Mio Fr. an die ETH.

Finanziert wurden unter anderem Forschungsapparate und eine Doktoranden-Stelle im Bereich Life-Science. Zu den Geldgebern gehören unter anderem die Swisscom und die Credit Suisse. Zu einem allfälligen Imageschaden will sich die Grossbank wie auch andere von der «HandelsZeitung» befragte Unternehmen nicht äussern: «In interne Diskussionen der Stiftung mischen wir uns als Donator nicht ein», erklärt CS-Sprecher Jan Vonder Mühll. Die Höhe der Fördersumme will er zwar nicht nennen, unterstreicht jedoch die Wichtigkeit von Drittmitteln: «Bis heute zeichnet sich die ETH Zürich durch Höchstleistungen aus und wurde so eine Botschafterin der Schweiz in der Welt.»

Damit die Hochschule ihren Spitzenplatz im globalen Wettbewerb auch in Zukunft behaupten könne, brauche sie neben öffentlichen Mitteln vermehrt Zuwendungen von privaten Geldgebern. Diese im Ausland verbreitete Sponsoren-Kultur will Geschäftsführer Tillman in der Schweiz fördern: «Wie es bisher Brauch ist, dass Menschen für Greenpeace oder den WWF spenden, könnte es künftig auch Brauch werden, dass sie die Wissenschaft fördern.»

«Gutes Produkt»

Er und seine drei Mitarbeiter verstehen sich als Bindeglied zwischen der ETH und den Donatoren. Er ist überzeugt. «Wir haben ein gutes Produkt.» Nachdem die Stiftung den Empfehlungen der Untersuchungskommission gefolgt sei, sieht er sich auf gutem Weg. Tillman verspricht mehr Transparenz. Das gilt jedoch nicht für sein Gehalt. Dazu sagt er nichts.

Vertrauensbildend habe die Auflösung der kritisierten «unzweckmässigen Verflechtung» zwischen Geschäftsleitung und Stiftungsrat gewirkt. Das Aufsichtsgremium, dem neben dem ETH-Präsidenten Ernst Hafen auch SNB-Präsident Jean-Pierre Roth, Swiss Re-CEO Jacques Aigrain, McKinsey-Director Thomas Knecht und Swisscom-CEO Carsten Schloter angehören, wird von Ulrich Bremi präsidiert.

Das ist nach dem Debakel ein geschickter Schachzug: Vom Ruf und vom Beziehungsnetz des früheren Unternehmers und FDP-Nationalrats dürfte die ETH Zürich Foundation profitieren. 2007 wird Bremi durch den CEO der erfolgreichen Hilti Gruppe, Pius Baschera, abgelöst, der dann als Botschafter um Spendengelder für die Wissenschaft werben soll.