Hans-Ulrich Müller gilt als Lokalprominenter. Der frühere Credit-Suisse-Banker hat sich im Bernbiet einen Namen als Retter von kriselnden KMU und damit auch von Arbeitsplätzen gemacht. Er übernimmt sanierungsbedürftige Betriebe und richtet sie so aus, dass sie wieder Gewinn machen. Müller ist Wohltäter und Geschäftsmann zugleich. Sein Prunkstück ist der Bernapark in Stettlen BE – eine Art Kleinstadt mit Wohnungen, Gastrobetrieben, Läden, einer Kita und einem Fitnesscenter.
Vor zwei Jahren hat der Unternehmer die Kirchberger Verpackungsfirma Nyco übernommen. Sie ist unter anderem bekannt für die Herstellung von Kaffeerahmdeckeln. Müller konnte Nyco durch eine Nachlassstundung vor dem Konkurs retten. Sein Ziel: Die Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben. Damals beschäftigte das Berner KMU noch 130 Personen. Bereits im letzten Sommer kam es aber zu Entlassungen. Und jetzt muss der Ex-CS-Banker 60 bis 70 Prozent seiner Belegschaft rauswerfen, wie die «Berner Zeitung» zuerst berichtete.
Auch Zölle mitschuldig
Denn es kommt gemäss einer Medienmitteilung von Nyco zu einer grossen Restrukturierung. Danach dürften nur noch 30 bis 40 Mitarbeitende übrig bleiben. Ein Konsultationsverfahren wurde eröffnet. In den nächsten Monaten muss die Kirchberger Firma die Bereiche Tiefdruck und Lackierung schliessen. Nyco will sich in Zukunft auf die Flexodruck-Abteilung und die Endverarbeitung mit Rollenschneiden und Stanzen konzentrieren.
Gemäss der Mitteilung lasten «viele Faktoren» auf Nyco. Die Verpackungsfirma nannte unter anderem Versäumnisse der früheren Eigentümer und einen erheblichen Preisdruck aufgrund von Überkapazitäten. Zudem sollen auch die Unsicherheiten im Export aufgrund der schwankenden Zollsituation dazu beigetragen haben.
Gemäss der Medienmitteilung ist die Situation rund um das aktuelle Firmenareal ebenfalls ein entscheidender Einschnitt. Nyco kann das Gebäude nicht wie geplant kaufen. Es gehörte einem Fonds der UBS und wurde jetzt an Dritte verkauft. Ab 2030 sollen Wohnungen entstehen.
Für das Berner Unternehmen hat es dann keinen Platz mehr. Das Zügeln der grossen Maschinen im Tiefdruck- und Lackierungsbereich hätte sich nicht gelohnt. Die Flexodruck-Anlagen sind allerdings kleiner. Darum bleibt dieses Segment bestehen.