Der Investmentbanker Andrea Orcel soll Mitte April den Chefposten bei der italienischen Grossbank UniCredit übernehmen. Der Verwaltungsrat nominierte den Italiener, der bei der UBS gross geworden war, einstimmig als Nachfolger von Jean Pierre Mustier, wie die Muttergesellschaft der HypoVereinsbank am Mittwochabend mitteilte.

 

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Orcel tritt erst im April an, weil er vorher den millionenschweren Rechtsstreit mit dem spanischen Geldhaus Santander um nicht gezahlte Gehälter beilegen soll, wie mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten. In dem Prozess, der für den 10. März angesetzt ist, sei Orcel zu Zugeständnissen bereit: Statt 112 Millionen Euro will er von Santander nur 60 Millionen.

«Riesiger Erfahrungsschatz»

Der designierte Verwaltungsratschef Pier Carlo Padoan gab Orcel Vorschusslorbeeren mit: Er habe «einen riesigen, breiten Erfahrungsschatz und ausserordentliches strategischen Urteilsvermögen» – was wichtig sei, um UniCredit in die Zukunft zu führen. Formal muss die Hauptversammlung von UniCredit am 15. April der Berufung Orcels und des neu besetzten Verwaltungsrats zustimmen. Padoan war bis 2018 italienische Finanzminister.

Damit ist die HVB-Mutter voraussichtlich für einige Wochen ohne Vorstandschef. Amtsinhaber Jean Pierre Mustier will seinen Posten Insidern zufolge bereits am 11. Februar, nach der Vorlage der Bilanzzahlen, räumen. UniCredit äusserte sich dazu nicht.

Rechtsstreit nach geplatztem Wechsel

Der 57-jährige Orcel leitete von 2012 bis 2018 das Investmentbanking der UBS und verliess die Schweizer Grossbank, um Chef von Santander zu werden. Doch die Spanier zogen ihr Angebot zurück, weil sich beide Seiten nicht auf das Gehalt einigen konnten. Daraufhin verklagte Orcel Santander.

Bis er den Chefposten bei UniCredit final übernimmt, soll er laut den Insidern bereits beratend für die Italiener tätig sein. Bei UniCredit stehen weitreichende Entscheidungen an: Die Regierung drängt das Mailänder Institut, die kriselnde Monte dei Paschi zu übernehmen. Mustier hatte dies ebenso strikt abgelehnt wie andere Fusionen und sich für den Rückzug entschieden.

(reuters/mbü)