Die ikonische Schweizer Spielzeughändlerin Franz Carl Weber, gegründet 1881, wird an den Drogeriemarktriesen Müller verkauft. Das mag Menschen schmerzen, für die «Franzki» an emotionalen Wegmarken im Leben lieb und teuer war. Eine kleine Träne zu vergiessen, ist okay. Aber darüber zu jammern, dass hier eine Schweizer Herzensmarke abwandert, ist – mindestens ökonomisch gesehen – nicht angebracht.  

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Erstens nicht, weil auch Schweizer Unternehmen in ihrer Geschichte immer mal wieder im Ausland Marken zugekauft haben, die dort als Lovebrands gelten. Etwa der Food-Multi Nestlé, der im alten Jahrhundert per Übernahme des Unternehmens Rowntree mit Kitkat, After Eight und Smarties gleich drei der süssesten britischen Markentöchter pflückte und jüngst in Deutschland die Hamburger Gewürzmanufaktur Ankerkraut aufkaufte, ebenfalls ein Liebling vieler Menschen.  

Zweitens ist Jammern nicht angebracht, weil diese Übernahme Franzki eine hoffentlich bessere Zukunft ermöglicht. Die Situation erinnert an eine Szene auf dem Spielplatz. Franzki, könnte man so gesehen sagen, war dort der charmanteste und beliebteste Kerli. Aber auch der mit den kleinsten Muskeln. Um im allgemeinen Raufen erfolgreich zu überleben, musste er sich einer neuen, schlagkräftigeren Clique anschliessen. Im engsten Fall per Blutsbrüderschaft. Was so nun geschieht und bedeutet: Im Verbund mit einem europäischen Multi, der mit seiner Purchasing-Power für gute Einkaufspreise und damit für bessere Bedingungen sorgt, kann Franzki seinen Charme im besten Fall behalten und investitionssichernd mehren.  

Das Geschäft lebt nicht allein von strahlenden Kinderaugen

Was Menschen mit Schweizerkreuz im Herzen zusätzlich optimistisch stimmen kann: Die Müller Handels AG Schweiz, die Franzki nun übernimmt, hat Sitz in Oberentfelden AG, die Aktien bleiben also in der Schweiz.  

Wenn die neuen Besitzer ihren Job gut und umsichtig machen, kann Franzki zu neuer Blüte kommen und dabei weiter seine Rolle als Lovebrand spielen. Als Relais der Emotionen, als Ort, wo Spielen mehr ist als Gamen, als vertraute und vielleicht etwas altertümliche Leuchtkraft im Schweizer Detailhandel. Preise und Prozesse müssen aber auch hier stimmen. Das Geschäft lebt nun einmal nicht nur allein von strahlenden Kinderaugen, sondern auch von den Ausgaben ihrer Eltern, Gotten und Göttis.  

Das übernehmende Unternehmen übernimmt mit Franz Carl Weber eine Verantwortung: Es geht darum, nicht nur die Erfolgsrechnung aufzuhübschen, sondern einer Schweizer Lieblingsmarke Sorge zu tragen. Dass Franzki Franzki bleibt – darauf will der bisherige Co-Besitzer Marcel Dobler achten, der weiterhin Verwaltungsrat bei Franz Carl Weber bleibt.

Das ist eine Herzensangelegenheit. Und eine Aufgabe.    

Andreas Güntert
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