Schön Wohnen sei eben sein Hobby, meint Claude Hofer augenzwinkernd. Was so keck daher kommt, ist mehr als bloss ein Scherz. «Schön Wohnen» ist nicht Hofers Hobby. Es ist seine Leidenschaft. Wenn der junge CEO der Möbelfabrik Fraubrunnen über die neusten Sideboards philosophiert und über den Mut zur Schlichtheit, schwingt Begeisterung mit. Er spricht von weiss getöntem Glas, Reduktionismus, Funktionalität, zeitlosem Design und Innovation. Dass dies mehr als wohlklingende Worthülsen sind, zeigt sich in den Ausstellungsräumen des Familienbetriebs: Bestechend einfache, gradlinige, bewusst schnörkellose Möbelstücke für den Wohn- und Schlafraum sind hier zu sehen. Die meisten sind in klaren, hellen Farbtönen gehalten und wirken dadurch luftig und leicht. «Das ist es, was heute gefragt ist», ist Hofer überzeugt.

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Das, und aussergewöhnliche Ideen. Wie zum Beispiel die neuste Kreation des Hauses: Ein Sideboard mit Schiebetüren, die an keinem einzigen Punkt mit dem Korpus verbunden sind, sondern durch Magnetfelder getragen werden. Die Türen schweben vor dem Korpus. Dass Hofer und sein Entwicklungsteam mit solchen Ideen nicht auf dem Holzweg sind, demonstrieren die Wachstumsraten: 2005 steigerte der Familienbetrieb seinen Umsatz um 14% auf rund 15 Mio Fr., im Jahr zuvor waren es 16%. Und dies in einem Markt, der seit Jahren stagniert.

Aus der Not eine Tugend

Die Grundlage für diesen Erfolg hat Claude Hofers Vater, der Inhaber und Verwaltungsratspräsident Werner Hofer, vor rund 20 Jahren geschaffen. Damals liefen die Geschäfte nicht gut. Durch zunehmende Importe aus Billiglohnländern geriet die hiesige Möbelbranche massiv unter Druck. Werner Hofer ergriff die Flucht nach vorn: 1985 übernahm er die Firma von den drei Aktionärsfamilien und richtete den Produktebereich neu aus. Statt der massiven, klassischen Büffets, für welche die Fraubrunnen AG im ganzen Land bekannt war, sollten modernere und leichtere Möbel hergestellt werden.

Wer sich von den Wachstumszahlen allein nicht beeindrucken lässt, merkt bei einem Augenschein vor Ort, was der Erfolg auch bedeutet: Platznot. Wohin man im Fabrikationsgebäude schaut und tritt, überall stehen stapelweise Möbelteile in allen möglichen Formaten und in allen erdenklichen Arbeitsphasen.

Es zählt nur die Qualität

Im unteren Stockwerk der verwinkelten Halle werden die Einzelteile der Möbelstücke serienmässig hergestellt und zwischengelagert. Zusammengebaut wird das Möbel erst nach einer Bestellung. Die Fachhändler verlangten vor allem eines, so Hofer: «Qualität.» Fraubrunnen Möbelfabrik verarbeitet vorwiegend Ahorn, Nussbaum und Buche, ausschliesslich europäische Hölzer. Das gilt auch für die Spanplatten, auf die das Furnier geleimt und gepresst wird.

Die verschiedenen Kollektionen umfassen rund 3000 Einzelteile, die im EDV-System hinterlegt sind. Durchs Fenster fällt der Blick direkt auf eine Baustelle: Eine neue, 6400m2 grosse Produktionshalle ist am Entstehen. Das entspricht etwa zusätzlichen 70% der heutigen Fläche. Investitionsvolumen inklusive Maschinen: 6,5 Mio. Fr. Wer so viel Geld in die Hand nimmt, muss klare Ziele haben.

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Firmenprofil

Name: Möbelfabrik Fraubrunnen AG

Gründung: 1912

Führung: Claude Hofer

Umsatz: 15 Mio Fr.

Beschäftigte: 76

Produkte: Wohn- und Schlafzimmermöbel

Internet: www.fraubrunnen.com

Conny Schmid
Conny Schmidschreibt seit 2008 für den Beobachter. Sie beackert vorzugsweise sozial- und gesellschaftspolitische Themen und interessiert sich für alles, was Menschen bewegt.Mehr erfahren