Gestern wurde Jürgen Frick, der CEO der Bank Frick, in der Tiefgarage seines Instituts erschossen. Kameraufnahmen zeigten, dass der Schütze der gescheiterte Fondsmanager Jürgen Hermann war. Bis heute wurde er nicht gefasst, die Behörden gehen von einem Suizid aus. 

Die Vorgeschichte reicht weit zurück – und nimmt laut Angaben der Bank ab Februar 2007 so richtig Fahrt auf, als Fondsmanager Hermann für seinen mittlerweile liquidierten Fonds knapp 33 Millionen Franken Schadenersatz von der liechtensteinischen Bank einforderte. Danach habe Hermann Führungspersonen der Bank, aber auch weitere Kreise mit diversen Mails und gar Medienmitteilungen belästigt, wie die heute von der Bank Frick veröffentlichte Chronologie zeigt.

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«Geisteskrankheit im Sinne des Gesetzes»

In einem Aktengutachten vom 10. Juni 2012 sei laut der Bank der Gutachter aber zum Schluss gekommen, dass bei diesem eine «ausgeprägte narzisstische Persönlichkeitsstörung vorliegt». Weiter habe der Gutachter diagnostiziert, dass bei Hermann eine «wahnhafte Störung» vorliegt. Die wahnhafte Störung entspräche «einer Geisteskrankheit im Sinne des Gesetzes», so der Gutachter.

Hermann, von Beruf auch Erfinder, habe dieses Gutachten per Fax kommentiert: «Erfindern ist es nun mal eigen, dass sie nicht nur alles besser wissen, sondern auch alles besser können, denn sonst wären wir noch immer in den Höhlen und würden von Psychos wie Ihnen geführt. Nur ein Idiot kann ein solches Gutachten erstellen.»

«Geistesverfassung nicht in optimalen Zustand»

Am 18. Januar 2013 machte Jürgen Hermann ein zweites, von ihm in Auftrag gegebenes, psychologisches Gutachten in Auszügen zugänglich. Dieses zweite Gutachten kommt zum Schluss, dass man auf eine Unzurechnungsfähigkeit im strafrechtlichen Sinne nicht schliessen könne, auch wenn «sich Jürgen Hermann von seiner Geistesverfassung her nicht in optimalem Zustand befindet».

Hermann zeige «mittlerweile recht bizarre Gedanken in Bezug auf die Grundidee, dass er betrogen wurde. Alle, die nicht für ihn sind, sind gegen ihn, (…) er zeigt ausgeprägte Grössenphantasien, die sich (…) aber auch durch sein Alias Robin Hood, seine Gleichsetzung mit Herakles zeigt, (und) die schliesslich darin gipfeln, dass er sich quasi gottähnliche Fähigkeiten zuspricht, indem er in der Lage sei, seine ‚unsichtbare Hand‘ auf alle die zu lenken, die seinen Zorn erregt haben.»

Am 4. April 2014 habe Hermann per E-Mail erneut ein Rundschreiben mit dem Titel «Nächster Schlag» an Dutzende von Empfängern, darunter die gesamte Staatsführung Liechtensteins, Vertretern von Bank Frick & Co. AG und Jürgen Frick persönlich gesendet. «Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht», zitiert die Bank in ihrer Chronologie. Bebildert sei das vierseitige Schreiben mit Bildern von der Judenverfolgung während der Nazi-Zeit und Hermann beklagte «die von Willkür, Destruktion (…) und Menschenrecht verachtende Perfidie geprägten Urteile», weshalb er am 11. April die Einreichung einer Klage beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ankündigt habe.