Heisser Kampf um heisse Tässchen» solche Titel signalisierten vor rund drei Jahren einen neuen Hype: Coffeeshops. Merkur, heute Valora, entwickelte Spettacolo-Kaffeebars, McDonald's brachte Aroma-Cafés in die Schweiz, Globus plante Caffè-Nannini, Mövenpick lancierte für den Anfang in Wien und in Zürich je ein Mövenpick-Café, und der amerikanische Kaffeehausriese Starbucks bereitete seinen Einstieg in Kontinentaleuropa via die Schweiz vor.

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Gegen 150 neue Coffeeshops (siehe Tabelle) sollten in der Schweiz entstehen, heute weisen die genannten Anbieter zusammen knapp die Hälfte der geplanten Shops aus. Mövenpick beispielsweise hat seine Café-Pläne schon vor rund zwei Jahren begraben: «Die beiden Cafés in Wien und Zürich existieren zwar weiterhin, doch wir haben uns auf unsere Kernkompetenzen besonnen. Der Betrieb von Cafés gehört nicht dazu», sagt Alkistis Petropaki, Marketingleiterin im Bereich «Bediente Gastronomie» von Mövenpick.

McDonald's ohne Café-Kette

Ähnlich ist die Situation bei den Aroma-Cafés von McDonald's: Zwar wurde in Zürich, Basel und Bern je eine Filiale eröffnet, doch: «Seit der Lancierung hat sich das wirtschaftliche Umfeld für Neugründungen in der Gastronomie grundsätzlich gewandelt. Darin ist eine wirtschaftlich tragbare Expansion für eine Café-Kette in der Schweiz ausser Sichtweite gerückt», sagt McDonald's-Sprecherin Nicole Krucker von Trimedia Communications. Deshalb wurde das Aroma-Joint-Venture zwischen McDonald's und Minderheitsaktionär Hans Maurer aufgelöst; Maurers heutige Firma Caferos beliefert als Aroma-Lizenznehmerin McDonald's mit Kaffeebohnen. Das Berner Aroma-Café wurde geschlossen, dasjenige in Basel wird demnächst in ein «McCafé» umgewandelt. Caferos betreibt das verbleibende Zürcher Café; es läuft, so Maurer, gut.

Ebenfalls nicht die geplante Zahl gegen 25 Coffeeshops erreichte die Globus-Gruppe mit Caffè-Nannini. Sechs solcher Cafés entstanden ab Frühling 2002 an ehemaligen ABM-Standorten, dazu zwei Nannini-Kaffeeecken. «Die ursprüngliche Idee, auch an anderen ABM-Standorten Coffeeshops zu eröffnen, musste auf Grund der Standortanalysen während der Testphase aufgegeben werden», erklärt Globus-Sprecher Ernst Pfenninger. Eine weitere Expansion war nicht möglich, also trat Globus die Coffeeshops an Franchise-Geber Nannini ab.

Zuversicht bei Nannini

Dort ist man offenbar guter Dinge: Laut Guido Stuflesser, Verkaufsdirektor Nannini Franchising, will die Kette in den nächsten zwei bis drei Jahren in der Schweiz weitere zehn Coffeeshops eröffnen mit Franchise-Partnern. «Die Schweiz hat Kaffeekultur und liebt die italienische Gastronomie und das italienische Flair. Da wir diese Eigenschaften anbieten, ist der Markt in der Schweiz für uns sehr interessant», sagt Stuflesser.

«Erfreut über die bisherige Akzeptanz der Marke Starbucks in der Schweiz» zeigt sich Bill O'Shea, Vice President Business Development in Europa, dem Mittleren Osten und in Afrika bei Starbucks Coffee International. Allerdings sind von den anfänglich geplanten gegen 50 Starbucks-Coffeehouses bisher erst 15 im Betrieb, Ende November folgt Nummer 16. Und die ursprüngliche Joint-Venture-Partnerin von Starbucks, die Bon appétit Group, hat sich Anfang dieses Jahres zurückgezogen. Ihre Nachfolgerin ist neu die griechische Marinopoulos Brothers S.A., bisherige Joint-Venture-Partnerin in Griechenland. «Zusammen mit Marinopoulos glauben wir weiterhin an das starke Potenzial der Marke Starbucks in der Schweiz», sagt O'Shea.

Bisher erfolgreichste Teilnehmerin im Coffeeshop-Markt ist Valora mit Caffè Spettacolo. Laut Stefania Misteli, Vizepräsidentin Corporate Communications der Valora Holding, betreibt Valora in der Schweiz 16 Caffè Spettacolo, dazu 18 weitere in Avec-Bahnhofläden. Bis Ende Jahr sollen zwei weitere Spettacolo dazukommen womit Valora gut im Plan ist. Laut Misteli laufen die Betriebe im Allgemeinen «gut bis sehr gut». Weshalb hat es mit Spettacolo geklappt? «Der Erfolg steht und fällt mit dem Standort Valora hat mit ihren rund 1600 eigenen Verkaufsstellen eine hohe Standortkompetenz», sagt Misteli.

Gute Standorte sind teuer

Der Standort ist also entscheidender Faktor beim Erfolg eines Coffeeshops: «Sie funktionieren nur an Hochfrequenzlagen, und so viele solcher Standorte gibt es nicht in der Schweiz», stellt Johanna Bartholdi, Geschäftsführerin Schweizer Cafétier-Verband, fest. Kommt dazu, dass geeignete Liegenschaften nicht nur von Coffeeshops, sondern auch von anderen Anbietern begehrt werden; entsprechend hoch sind die Mieten. Zudem braucht es eine gute Einschätzung des hiesigen Marktes: «In der Schweiz gab es schon immer eine relativ hohe Kaffeekultur», sagt Bartholdi, «in den USA wurde sie durch Kaffeehausketten gestei-gert, weil sie vorher weniger ausgeprägt war.» Deshalb könne man nicht davon ausgehen, in der Schweiz mit Coffeeshops so viel Erfolg zu haben wie in den USA.

Rare, teure Standorte, dazu eine spezifische schweizerische Kaffee-kultur offensichtlich haben die Coffeeshop-Betreiber das Potenzial der Schweiz überschätzt. Der grosse Boom ist ausgeblieben, und er zeichnet sich auch nicht ab: Seit 2000, so Bartholdi, sei der Kaffeekonsum in der Schweiz nämlich «stagnierend».

Viel weniger Coffeeshops als geplant Zahl der Betriebe

Unternehmen Betriebe geplant (2000/1) Betriebe 2003 Umsatz pro Betrieb

Aroma-Café Circa 30 2003: 1 k.A./«profitabel»

Mövenpick-Café 30 (CH, DE, Ö) 1 CH, 1 Ö k.A./«profitabel»

Caffé-Nannini 20 bis 25 (bis 2004) 8 0,51 Mio Fr.

Caffé Spettacolo 30 reine Spettacolo 22 (vier im Ausland) 0,8 1 Mio Fr.

20 Franchise-Shops 18 Franchise-Shops

Starbucks 40 bis 50 (bis 2005) Bald 16 k.A.