Der Sanitärtechnikkonzern Geberit ist im wichtigsten Markt Deutschland zuletzt etwas langsamer gewachsen. Die Führungsspitze sieht den Bauboom aber noch nicht am Ende.

Deutschland ist mit einem Umsatzanteil von knapp einem Drittel der mit Abstand grösste Absatzmarkt von Geberit. Die Verkäufe lagen dort nach neun Monaten mit einem Plus von 4 Prozent noch solide über dem Vorjahr. Im dritten Quartal hat sich das Wachstum aber auf noch gut 2 Prozent abgeschwächt.

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Man solle nicht zu viel in die Quartalsergebnisse hineininterpretieren, die Zahlen nach neun Monaten seien aussagekräftiger, sagte dazu Firmenchef Christian Buhl in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AWP. «Grundsätzlich sind wir für Deutschland weiterhin zuversichtlich, die Nachfrage ist weiterhin auf einem sehr soliden Niveau.»

Fachkräftemangel hat auch Vorteile

Seit Jahren allerdings wird das Wachstum in Deutschland durch den Mangel an Fachkräften eingeschränkt. Das heisst, Geberit hätte schneller wachsen können, muss aber mit den Gegebenheiten auf dem Personalmarkt leben.

"Der Mangel an qualifizierten Facharbeitern betrifft uns indirekt über unsere Kunden, das verarbeitende Handwerk. Der Sanitärinstallateur findet nicht genügend Mitarbeiter mit den notwendigen fachlichen Qualifikationen", erklärte Buhl. Die Situation in der Schweiz sei zudem ähnlich.

Buhl sieht in diesem Mangel aber auch Vorteile. «Einerseits wird die stetig schwankende Nachfrage dadurch geglättet. Andererseits können wir eine unserer Stärken besser ausspielen: unseren Fokus auf die Entwicklung und Herstellung von Produkten, welche schneller, sicherer und insgesamt einfacher eingebaut werden können.»

Hauptmärkte bleiben stabil

Zuversichtlich zeigt er sich auch mit Blick auf den Heimmarkt Schweiz: «Der Markt in der Schweiz wächst zwar nicht mehr, bewegt sich aber nach wie vor auf einem hohen Niveau. So lange die Zinsen so tief bleiben und Geld in den Immobilienmarkt fliesst, dürfte dies auch noch so bleiben.» Insgesamt stellt Buhl in den grossen Märkten Deutschland, Schweiz und Skandinavien, wo Geberit insgesamt rund die Hälfte des Umsatzes erzielt, «zwar keinen Einbruch, allerdings auch kein grosses Wachstum» fest.

Der Akquisition von Sanitec, der grössten je von Geberit vollzogenen Übernahme, gewinnt er auch im Nachhinein nur positive Seiten ab. So hat etwa das Wachstum des grössten Produktbereichs Installations- und Spülsysteme zuletzt davon profitiert.

Er begründet dies mit dem grösseren Einfluss der Endkunden ausserhalb der Schweiz: «In vielen Märkten ausserhalb der Schweiz und von Zentraleuropa stehen WC-Schüsseln noch immer auf dem Boden und mit einem Spülkasten vor der Wand. Um in diesen Märkten mit Spülkästen hinter der Wand zu wachsen, braucht man auch die WC-Schüssel, da in den betroffenen Ländern mehrheitlich der Endkunde über die Toilette und damit den Spülkasten entscheidet. Wir verkaufen also über die Keramikschüssel den dazu passenden Spülkasten hinter der Wand mit.»

Für 2020 erwartet der Geberit-Chef grundsätzlich ein weiterhin positives Umfeld in der Bauindustrie, allerdings mit einer weiteren Abschwächung im Wohnungsneubau in Europa.

(awp/tdr)