Letztes Jahr konnte Winzer Georg Fromm in der Bündner Herrschaft ein kleines Jubiläum feiern: Es war sein 35. Weinjahrgang, den er kelterte. Doch eigentlich ist das nicht die ganze Wahrheit. In Wirklichkeit müssen nochmals 14 Jahrgänge dazugezählt werden, denn seit 1991 führt Georg Fromm in Blenheim in Neuseeland mit dem Weingut La Strada einen Zweitbetrieb.

Wie so viele Schweizer Winzer hat auch Fromm klein angefangen. 1970, als er den elterlichen Mischbetrieb in Malans übernahm, waren nur gerade 1,5 ha mit Reben der beiden damals vorherrschenden Sorten Riesling x Sylvaner sowie Blauburgunder bestockt. Aus den Trauben wurden süffige, unkomplizierte Weine erzeugt. Weine, mit denen sich der junge, ambitionierte Winzer nicht zufrieden geben wollte. Die konsequente Umsetzung verschiedenster Massnahmen im Rebberg und im Keller zeigte ermutigende Resultate. Bald kamen weitere Sorten dazu: Pinot gris, Gewürztraminer, später Merlot und jüngst Malbec, Chardonnay und die weit gehend krankheitsresistente, interspezifische rote Sorte Maréchal Foch.

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Tiefe, komplexe Weine

Doch trotz dieser schrittweisen Diversifizierung stellt der Pinot noir mit 75% der insgesamt 4 ha eigenen und 1,5 ha von Verwandten bewirtschafteten Rebfläche immer noch den Löwenanteil. «Neben drei alten Klonen haben wir vier weitere, mehrheitlich aus dem Burgund stammende Klone angepflanzt», erzählt Fromm: «Die verschiedenen Pinot-noir-Klone ergeben tiefere und komplexere Weine mit sich schön ergänzender Aromatik.»

In Malans keltert Fromm zwei verschiedene Pinot-noir-Weine: Einen klassischen Blauburgunder, der zu je einem Drittel im Stahltank, im grossen Holzfass und in gebrauchten Barriques ausgebaut wird, und eine konzentriertere, in Barriques ausgebaute Version. Beide Gewächse vermögen zu begeistern. Der 2004er Blauburgunder (er kostet ab Gut 17 Fr.) überzeugt mit einem herrlichen, fruchtbetonten Bouquet von roten und schwarzen Beeren. Ein Wein, dem man als Pinot-noir-Liebhaber nicht widerstehen kann. Das gilt auch für den 2003er Pinot noir (30 Fr. ab Gut), der sich jahrgangsbedingt üppig, aber keineswegs plump präsentiert.

Am anderen Ende der Welt

Auch im 22 ha grossen Weingut La Strada in Blenheim in Neuseeland, einer Region, in der hauptsächlich Weissweine erzeugt wurden, machen die Pinot-noir-Weine über die Hälfte der Produktion aus. «Ich wusste aus Erfahrung, dass sich in einem für die Chardonnay-Traube günstigen Klima auch gewisse rote Sorten, vorab Pinot noir, gut kultivieren lassen», erzählt Fromm. Die anfänglich von den Nachbarn belächelte Fokussierung auf rote Sorten verlief erfolgreich. Seit etlichen Jahren gehört die Fromm Winery zu den führenden Boutique-Weinkellereien Neuseelands. Zum guten Ruf des Hauses tragen nicht zuletzt die drei Pinot noirs bei, die Fromm und der aus Mels stammende Hätsch Kalberer, sein Kellermeister vor Ort, in europäischer Manier keltern. Ist der fruchtbetonte La Strada Pinot noir eine Assemblage der Trauben zweier Rebberge, so handelt es sich beim Clayvin Vineyard und beim Fromm Vineyard um terroirgeprägte Crus der gleichnamigen Lagen. Beide Gewächse vereinen in sich Kraft und Eleganz sowie Komplexität und Geradlinigkeit. «Um einen Pinot noir keltern zu können, der hohen Ansprüchen genügt, müssen verschiedenste Faktoren stimmen», erläutert Fromm. Dazu gehören neben einem eher kühlen Klima mit warmen, sonnigen Tagen und kühlen Nächten die intensive Rebbergpflege und die konsequente Reduktion der Erträge auf knapp 5000 kg pro Hektar.

Zudem arbeitet Fromm hier mit elf verschiedenen, sorgfältig ausgewählten Pinot-noir-Klonen, und die Reblagen sind, wie in Europa üblich, mit 4000 bis 5000 Stöcken pro Hektar relativ dicht bepflanzt. Deshalb steht für ihn fest: «Ein guter Pinot noir kann nie ein billiges Massenprodukt sein.» Wenn immer möglich, arbeitet Fromm mit Spontanvergärung. «Ich trimme meine Weine nicht auf ein bestimmtes Ziel hin. Ich verstehe mich vielmehr als aufmerksamer, aber geduldiger Begleiter, der den Weinen die nötige Ruhe lässt, damit sie sich entwickeln können.»

Erfolg auch mit Weissweinen

Neben dem Pinot noir kultiviert Georg Fromm in Blenheim auch Malbec, Merlot und Syrah, die grösstenteils zu reinsortigen Gewächsen verarbeitet werden.

Obwohl Fromm zweifellos ein Rotweinspezialist ist, dürfen sich auch seine neuseeländischen Weissweine sehen lassen. Von überraschender Eleganz und Knackigkeit sind die beiden in deutscher Manier gekelterten Rieslinge. Während der von floralen Noten geprägte Dry Riesling 2004 sich filigran, geradlinig und säurebetont zeigt, hat der mit deutlicher Restsüsse ausgestattete Riesling 2004 den Charakter einer Spätlese, zu der auch das typische Süsse-Säure-Spiel gehört.

Zu den viel beachteten Spezialitäten des Guts La Strada gehörte von Anfang an der Chardonnay. Beide Gewächse, die aus dieser auf der ganzen Welt verbreiteten Rebsorte gekeltert werden, sind jedoch keine Allerweltsweine, sondern eigenständige, ausdrucksstarke Erzeugnisse von burgundischer Anmutung. «Es ist nicht unsere Absicht, weisse Burgunderweine zu kopieren», winkt Fromm ab. «Doch wie die Burgunder Winzer versuchen auch wir, geschmeidige, finessenreiche und lagerfähige Weine zu erzeugen.»

Auf die Idee, am anderen Ende der Welt ein zweites Standbein aufzubauen, kam Fromm 1990 auf einer ausgedehnten Ferienreise quer durch Neuseeland. Im nächsten Jahr kaufte er in Blenheim im Nordosten der Südinsel Land und gründete das Weingut La Strada. Trotz der beträchtlichen zusätzlichen Arbeitsbelastung Fromm hält sich jeweils von Februar bis März in Neuseeland auf hat er bis heute seinen Entschluss nicht bereut. «Die Horizonterweiterung und die wertvollen zusätzlichen Erfahrungen möchte ich nicht missen», sagt er.

Die Weine sind direkt ab Gut oder bei Martel (St. Gallen) erhältlich: Weingut Georg Fromm, Oberdorfgasse 11, 7208 Malans; Tel. 081 322 53 51.