Nach der spektakulären Flucht des ehemaligen Renault- und Nissan-Chefs Carlos Ghosn in den Libanon hat die türkische Privatjet-Firma MNG Jet Anzeige erstattet. Die Jets des Unternehmens seien bei der Flucht illegal genutzt worden, erklärte MNG am Freitag. Ein Mitarbeiter habe zugegeben, Unterlagen gefälscht zu haben, indem er den Namen von Ghosn nicht in die offiziellen Dokumente aufgenommen habe.

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Viele der Details der Flucht sind weiterhin unklar, Ghosn selbst will sich dazu am 8. Januar öffentlich äussern. Libanesische Medien hatten berichtet, der 65-Jährige sei nach einem Privatkonzert in einem Instrumentenkasten aus seiner Wohnung in Tokio geschmuggelt worden. Der japanische Sender NHK berichtete dagegen am Freitag unter Berufung auf Ermittlerkreise, dass Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigen, wie Ghosn am Sonntagmittag kurz vor seiner Flucht allein das Haus in Tokio verlassen habe. Am Montagmorgen landete er in Istanbul.

Name erschien nirgendwo

Ghosn steht in Japan wegen Untreue und finanziellen Fehlverhaltens beim japanischen Renault-Partner Nissan unter Anklage. Er war im vergangenen Frühjahr gegen eine Millionen-Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen worden und wurde während seines Hausarrests streng überwacht. Dennoch konnte Ghosn, der unter anderem die libanesische Staatsangehörigkeit besitzt, nach Beirut fliehen.

Dazu nutzte er zwei Privatjets von MNG. Nach Firmenangaben vermietete MNG im Dezember zwei Privatjets an zwei unterschiedliche Kunden. Einer davon sei für den Flug von Dubai nach Osaka und dann von Osaka nach Istanbul angemietet worden. Ein zweiter Privatjet sei für den Flug von Istanbul nach Beirut angeheuert worden. Die beiden Anmietungen seien scheinbar nicht miteinander verbunden gewesen. Erst nach Medienberichten, dass MNG-Jets von Ghosn zur Flucht genutzt wurden, habe das Unternehmen eine interne Untersuchung gestartet und Anzeige erstattet. «Der Name von Herrn Ghosn erschien in keinem der offiziellen Dokumente zu den Flügen.» Ein Mitarbeiter habe die Unterlagen aus eigenem Antrieb gefälscht.

Möglicherweise in Verkleidung geflüchtet

Unklar ist, wie Ghosn in Osaka an Bord des Privatjets gelang. Auch im Terminal für Privatjets, das der Manager wahrscheinlich nutzte, müssen Passagiere Pass- und Gepäckkontrollen durchlaufen. Gepäckstücke, die für die Röntgenmaschinen zu gross seien, würden geöffnet, sagte ein Flughafensprecher. Es sei daher unwahrscheinlich, dass Ghosn so an Bord geschmuggelt worden sei. «Er hätte als Passagier durchgehen müssen, möglicherweise in Verkleidung», sagte der Sprecher. Das wäre nicht das erste Mal: Nach seiner Haftentlassung im März versuchte Ghosn sich in Verkleidung an den Medien vorbeizuschleichen, wurde aber dennoch erkannt.

Die türkische Polizei hatte am Donnerstag sieben Personen festgenommen, darunter vier Piloten. Nach Aussagen bei der Polizei mussten am Freitag die Piloten und andere Festgenommene vor Gericht erscheinen.

(reuters/tdr)