Glencores Geschichte erstaunt. 1974 begann man in einem Zuger Büro mit Metallen und Rohöl zu handeln. Heute ist Glencore das umsatzstärkste Unternehmen der Schweiz und ein weltweiter Rohstoffgigant. Das Unternehmen hat 2004 mit 90 Mrd Fr. Umsatz den Schweizer Multi Nestlé überholt, beschäftigt indirekt 52000 Menschen in 22 Fabriken und an 60 Handelskontoren in 50 Ländern. Innert fünf Jahren hat Glencore den Umsatz beinahe verdoppelt.

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Die Öffentlichkeitstermine der Gigantin hingegen sind rar. Sie ist weder börsenkotiert und muss ihren Geschäftsgang nicht veröffentlichen. Während sich Nestlé & Co. heute bis in die Lohnlisten ihrer Manager blicken lassen müssen, kennt man beim grössten Schweizer Unternehmen nicht viel mehr als den deutschen Namen Willy Strothotte, Verwaltungsratspräsident und Chef des exklusiven Aktionärs- und Mitarbeiterkreises, welcher Glencore besitzt und gleichzeitig auch managt.

«Minen-Spieler» an der Spitze

Zumindest zu Strothottes Werdegang gelang es letztmals der «Bilanz» Licht ins unübersichtliche Geflecht von weltweitem Rohstoffhandel und auf allen Kontinenten verstreuten Minenkonzernen zu bringen: Der «Minen-Spieler» habe Glencore seit seinem Bruch mit dem Marc-Rich-Imperium 1994 «zu einem der mächtigsten Minenkonzerne emporgekauft». Seit damals gilt Glencore als Gruppe mit der breitesten Bandbreite an Rohstoffen, die in drei Bereiche aufgeteilt sind: Metalle und Minerale, Energieprodukte sowie landwirtschaftliche Erzeugnisse.

Während andere Handelshäuser Bereiche abstiessen, hat Glencore in den letzten zehn Jahren zur weltweit tätigen Händlerin und Produzentin expandiert. Die Zuger investieren in Aluminiumwerke in den USA und Australien, holen Zink und Blei aus den peruanischen Anden und verarbeiten es in Italien oder Kasachstan, schöpfen Kupfer, Kobalt und Nickel in Australien oder Zambia, graben nach Kohle in Kolumbien oder Südafrika, raffinieren und handeln mit Erdöl aus Russland und den USA oder verarbeiten und vermarkten Weizen, Reis oder Zucker aus Afrika, Asien und Südamerika.

Beteiligungen rentieren

«Heute herrscht in allen Handelsbereichen ein starker Trend nach oben», sagt Glencore-Sprecherin Lotti Grenacher die jüngste Umsatzsteigerung um 31%. Das Wachstum, das auch in den nächsten Jahren anhalten soll, ist einerseits auf die immense Nachfrage in China, Japan und den USA zurückzuführen. Anderseits treibt die Preishausse beim Öl und den Metallen die Umsätze der Rohstoffkonzerne nach oben. Gewinnzahlen gibt Glencore keine bekannt.

Internationale Ratingagenturen schätzen deren Ertragslage aber als sehr gut ein. Messen lässt sich der Rückfluss an einzelnen Beteiligungen, die Glencore an die Börse gebracht hat: Paradebeispiel ist das zusammen mit der Credit Suisse First Boston gehaltene Minenunternehmen Xstrata, an dem Glencore 40% hält und das ebenfalls von Strothotte präsidiert wird und dessen Wert sich seit dem IPO in London 2002 auf 12,2 Mrd Dollar verzwanzigfacht hat. Goldgruben scheinen auch die börsenkotierten Glencore-Beteiligungen an der amerikanischen Century Aluminium (29%) und der australischen Minara (40%). Beide haben ihren Gewinn letztes Jahr gesteigert.

Grenacher sieht das Erfolgsrezept auch im privat gehaltenen Unternehmen und der Beteiligung «einer beträchtlichen Zahl von Mitarbeitenden», die ohne hierarchische Titel unter ihrem Vornamen miteinander verkehren und weltweit geschäften.