Die Schweiz ist ein einzig grosses Wasserschloss. Entsprechend dicht nimmt sich das Netz an Mineralquellen aus. Rund 20 kommerzielle Abfüller fördern jährlich über 500 Mio l Mineralwasser zu Tage; hinzu kommen unzählige Kurbäder mit eigener Quelle. Die Konkurrenz, sowohl die in- wie auch die ausländische, ist gross, fast täglich findet irgendein neues, trendiges oder teures Mineralwasser den Weg in die Verkaufsregale.

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Und dennoch trotz der Übermacht namhafter Grossquellen gibt es sie noch, die kleinen, regional verankerten und familiär gehaltenen Mineralquellen, die den «Blöterlikonzernen» erfolgreich das Wasser abgraben. So zum Beispiel die Appenzeller Goba, die sich in der Rolle des Nischenplayers durchaus gefällt.

Wasser mit Tradition

Der Kurbetrieb hat im hügeligen Appenzellerland eine uralte Tradition. Bereits im 16. Jahrhundert suchten angeschlagene Gemüter zu Füssen des Alpsteins Linderung von ihren Leiden. Aus dieser Zeit auch stammt die erste Erwähnung von Gontenbad als Kurbadeort. Ganzer Stolz des Weilers war während Jahrzehnten das mondäne Kurhaus mit seinen 200 Betten. Als dieses 1908 abbrannte und in der Folge redimensioniert wieder aufgebaut wurde, gelangte es in den Besitz des Metzgers Josef Schmidiger.

Der sich abzeichnende Zweite Weltkrieg und die ausbleibenden Gäste setzten dem Kurbetrieb so sehr zu, dass Schmidiger das Haus veräusserte und sich fortan auf die Erschliessung der zugehörigen Quelle konzentrierte. Das gefasste Wasser wurde 1930 ein erstes Mal in Flaschen abgefüllt und in der Gegend Gewinn bringend verkauft. Dies war zugleich die Geburtsstunde der Mineralquelle Gontenbad, die nunmehr in dritter Generation von Gabriela Manser geführt wird.

Chefin aus der Familie

Die 42-jährige Firmenbesitzerin, ursprünglich Kindergärtnerin von Beruf, hat das Unternehmen aus dem Dornröschenschlaf geweckt, stand doch auf Grund unklarer Nachfolgeregelung und unbefriedigender Übernahmeangebote lange Zeit nicht fest, wie es mit dem damals 13 Personen beschäftigenden Kleinunternehmen weitergehen sollte. Eigentlich habe sie gar nie in den Betrieb eintreten wollen, erinnert sich Manser. Die Freude am Führen eines Familienbetriebes und das Ansinnen, diesen als solchen zu erhalten, hätten sie letztendlich aber doch dazu bewogen, die Leitung der Goba zu übernehmen. Für sie ist klar: Wäre die Firma in fremde Hände gelangt, hätte der Standort Gontenbad wohl bald ausgedient gehabt.

1999 sind die Geschicke der Appenzeller Mineralquelle vom Vater an die Tochter über gegangen, die seither mit viel Engagement und spürbarer Begeisterung am zeitgemässen Auftritt des Unternehmens arbeitet. «Wir sind kein Biberli, wir sind kein Käse, wir sind kein Bier», sagt sie, auf das Vermarktungspotenzial ihres Mineralwassers angesprochen, «der Aspekt Folklore zählt für uns also nicht vollumfänglich.» Zwar bringt auch der Schweiz kleinste Mineralquelle das Appenzellerland mit seiner mehrheitlich intakten Natur gerne als Werbeargument für die eigenen Produkte ein, darüber hinaus aber baut man auf ein durchaus modernes Image.

Dazu gehören elegante Labels und Etiketten genauso wie neue Geschmacksrichtungen, die dem Gusto sowohl einer ländlichen wie auch der städtischen Bevölkerung entsprechen. Rund drei Viertel der jährlich 4 Mio l geförderten Wassers werden als Mineralwasser (in den Varianten «laut», «leise», «still») verkauft, der Rest findet den Weg als Süssgetränk wie Citro, Orange oder seit neuestem auch als nach Holunder und Melisse schmeckendem «Flauder» Flickflauder wird im Appenzell der Schmetterling genannt in den Verkauf.

Die Absatzkanäle erschliesst nebst lokalen und nationalen Getränkehändlern unter anderem die Migros Ostschweiz, die gleichzeitig stellvertretend für das Stammgebiet der Goba steht. «Wir sind regional verankert und wissen, dass wir im Vergleich zu den ganz Grossen nur Nischenplayer sind», betont Gabriela Manser, nicht ohne dem hinzuzufügen: «Uns ist das aber auch ganz recht so, denn der Konkurrenzkampf findet vor allem unter den Marktführern selber statt.»

Ihren Glauben an die Zukunft als erfolgreicher Familienbetrieb manifestiert die Mineralquelle Gontenbad augenfällig in einem 7 Mio Fr. teuren Neubau, der mitsamt moderner Abfüllanlage eine Steigerung der Abfüllmenge von bislang 4000 l auf neu 10000 l pro Stunde ermöglicht.

Standort gut für den Absatz

Firmenchefin Gabriela Manser ist denn auch überzeugt davon, dass sich der Standort Appenzell nur positiv auf den Absatz ihres Unternehmens auswirken kann. Die Konsumenten, erklärt sie dazu, seien langsam erwacht und wüssten, dass sich längst nicht mehr jede Schweizer Mineralquelle in Schweizer Besitz befinde. Entsprechend aufgeschlossen zeigten sich Kundinnen und Kunden denn auch gegenüber inländischen Produkten. Wenngleich diese vielleicht ein paar Rappen mehr kosten.

Firmen-Profil

Firma: Goba Mineralquelle Gontenbad, 9108 Gontenbad

Gründung: 1930; seit 1968 Aktiengesellschaft

Geschäftsleitung/Besitzerin: Gabriela Manser

Umsatz: 4,5 Mio Fr. (2003)

Beschäftigte: 13

Tätigkeit: Produktion und Vertrieb von Mineralwasser

Internet: www.mineralquelle.ch