Kommt er jetzt, der Aufschwung oder war die Belebung der Nachfrage nach Golfferien im Herbst/Winter des vergangenen Jahres wirklich nur ein Strohfeuer ohne viel Wirkung? Auf die Äste hinaus lassen will sich keiner der gegen zwei Dutzend Anbieter von Golfferien in der Schweiz, schon gar nicht namentlich zu klaren Aussagen über den Geschäftsgang verleiten. Aussagekräftige Kennzahlen über den Markt sind keine erhältlich. Der via Reisebüros hier zu Lande abgewickelte Umsatz mit «grünen Ferien» dürfte sich geschätzt in einer Grössenordnung zwischen 25 und 30 Mio Fr. bewegen. Natürlich geben Herr und Frau Schweizer für den Urlaub mit dem Golfbag im Gepäck mehr aus als die vorgenannte Summe, von 50 Mio Fr. und mehr müsste die Rede sein. Aber: Golfer sind Individualisten, auch in ihrem Reiseverhalten. Der Kurztrip übers Wochenende auf Plätze des benachbarten Auslands hat ebenso Tradition wie speziell bei den Turnierspielern die Saisonvorbereitung im März/ April an der Algarve, auf Mallorca oder an der Costa del Sol.

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Der härteste Konkurrent der auf Golf spezialisierten Reiseanbieter ist das Internet, im Sommerhalbjahr wenn primär mit dem eigenen Auto gereist wird noch stärker als im Herbst und Winter. Das Netz macht das Zusammenstellen und Buchen von Reisen immer einfacher. Zudem sind sich Golfer zumeist aus ihrem beruflichen Umfeld den Umgang mit dem World Wide Web gewohnt.

Das mittlere Preissegment ist fast gänzlich eingeschlafen

Die Beurteilung, ob sich das Business nach dem bösen Taucher 2001/02 mit Terrorangst, Lungenseuche Sars und Konsumflaute langsam wieder auffängt und zur alten Blüte der 90er Jahre zurückfindet, ist schwierig. Hört man sich bei den Travel Agencys um, so sehen viele eine Entwicklung: Einigermassen gut laufen die Angebote an den beiden Enden der breiten Palette, also Ferien im Günstigbereich einer- und Luxusurlaub auf höchstem Niveau anderseits. Auf tiefem Niveau verharrt hingegen die Nachfrage nach dem Mittelbau, dem Standbein der Golfferienanbieter. Pauschalreisen in der Preisspanne zwischen 2000 und 4000 Fr. die Woche Flug, Unterkunft und Green-Fees inbegriffen kommen nicht so richtig vom Fleck.

Die vor sich hin dösende Nachfrage ist in diesen Wochen wirksam, weil der Abschnitt zwischen Oktober und Februar die wichtigste Reisezeit für Golfer und Golferinnen überhaupt ist. Gemäss der in Deutschland durchgeführten Online-Erhebung von www.golf.de, die in ihren Kernaussagen auch auf die Schweiz zutreffen dürfte, fallen 14,6% der Golfreisen auf den November, 11,3% auf den Oktober, 9,6% auf den März sowie je 7,7% auf Dezember und Februar. Alle anderen Monate sind schwächer. Nicht auf Touren kommt in diesem Zeitraum einzig der Januar.

Die Reiseanbieter gehen davon aus, dass in der Schweiz im Winterhalbjahr jeder vierte Golfer seinen Bag für einen Auslandabstecher packt. Das entspräche, stimmt die Schätzung auch nur einigermassen, rund 15000 Reisenden.

Der Mittelmeerraum und wie schon früher Südafrika

Bei den bevorzugten Reisedestinationen haben sich in den letzten zwei, drei Jahren nur marginale Veränderungen ergeben. Übers ganze Jahr gerechnet liegt das sonnige Spanien in Front, mit Höhepunkt im Frühling. Auf den nächsten Plätzen folgen, allerdings meist ohne direkte Mitbeteiligung der Reisebüros, die Nachbarländer der Schweiz. Österreich führt die interne Rangliste an, dies nicht erst seit gestern. Dahinter werden die Marktanteile immer kleiner. Zu den Aufsteigern der letzten zwei Jahre werden die Türkei und Tunesien (beide stark im Günstigsegment) gezählt, zu den Standarddestinationen gehören Portugal und Südafrika.

Noch nicht klar ist, wie die europäischen Golfer auf die Tsunami-Katastrophe in Südostasien reagieren. Vor der verheerenden Flutwelle von Ende Dezember 2004 gehörte Thailand zu den Golfdestinationen mit dem stärksten Wachstum. Hotelplan stellt deshalb Thailand-Ferien unter das Motto «Jetzt erst recht». Hua Hin, Pattaya und Phuket locken mit fantastischen Golfplätzen für alle Spielstärken. Zur Attraktivierung des Programms organisiert Hotelplan ab Bangkok und ab Hua Hin drei- bis fünftägige Golfreisen an den weltberühmten River Kwai.

Golfwinter 2005/06: Die Empfehlungen der Schweizer Reisebüros

Eine einheitliche Tendenz lässt sich, spricht man die Schweizer Golfreisespezialisten auf ihre Tipps fürs kommende Halbjahr an, nicht ausmachen. Die einen legen ihr Schwergewicht auf Europa, die anderen auf Fernreisen. Francois Winckler von Altstadt Reisen AG in Lenzburg, der erstmals den Katalog des im August 2004 übernommenen Anbieters Kost produziert, unterstreicht die Wichtigkeit der Mittelmeerländer Marokko, Tunesien und Portugal. Winckler weist zudem darauf hin, dass sich frühzeitiges Buchen lohnt (Abschlagzeiten!), auch wenn die Veranstalter im Moment noch über genügend freie Kapazitäten verfügen.

Ebenfalls auf Tunesien setzt Xenotours AG in Baden. Karl Hochstetter macht geltend, dass die Nordafrikaner vor allem preislich interessant sind.

Dass auch im Winterhalbjahr Destinationen im benachbarten Ausland ihre Reize haben, bestätigt Urs Schwager von Gretener Reisen und Golfwochen, Zürich: «Die Toskana, das Piemont und die Region um Pisa bieten im Herbst hervorragende Spielmöglichkeiten.» Gretener legt ergänzend ein zusätzliches Schwergewicht auf Golfkurse für Anfänger wie auch Handicap-Spieler.

Ebenfalls auf Spätsommer und Herbst setzt das Sporthotel in Igls ob Innsbruck; die Tiroler eignen sich gut für eine Kurzvisite übers Wochenende. John Seymour, in der Schweiz nicht unbekannter Ausbildner, ist mit seiner Golf-Akademie wieder ins Herz des Tirols zurückgekehrt.

Weiter weg gehts mit Georges Sand, dem Vertreter von Travel Trade Representations, Kilchberg. Sand empfiehlt Südafrika, allen voran den Hans Merensky Country Club und das Sabi River Sun in Mpumalanga. Beide Golfplätze würden im echten Sinn des Wortes «tierische Überraschungen» bieten.

Ebenfalls auf Südafrika setzt Indermühle Reisen. Hervorgehoben werden vom Zurzacher Golfreiseanbieter die Plätze an der Garden Route, empfohlen wird das Guesthouse Kanonkop in Knysna. Zu einer Golfreise vom Feinsten lädt Indermühle vom 10. bis 26. Januar 2006 und vom 14. Februar bis zum 2. März 2006: Kapstadt und Stellenbosch dienen als Homebase, gespielt wird unter anderem auf den Plätzen Milnerton, Kleine Zalze, Durbanville, Paarl/Boschenmeer, Westlake und Rondenbosch.

Die Südafrika-Palette rundet Urs P. Diethelm mit seinem Golf-Butler-Programm ab. Besonders auffällig ist Diethelms Weihnachten-Neujahr-Special im Guesthouse Albatros in Southbroom direkt am Indischen Ozean.

Nicht ganz die Hälfte der Flugzeit nach Südafrika benötigt man für einen Abstecher nach Zypern. Novagolf in Adliswil mit Susanne Sieger-Wirt empfiehlt die Mittelmeerinsel mit ihren drei Golfplätzen. Zwei davon sind neueren Datums.

Bleibt Hotelplan. Auch die Migros-Reisetochter organisiert zwei attraktive Südafrika-Rundreisen, dazu aber auch, wie Hotelplan-Golfreisefachmann Peter Aeschbach unterstreicht, die Saisoneuheiten Soma Bay (Ägypten) und Paphos (Zypern). Zudem sorgt Hotelplan für die Rückkehr zur Normalität in Thailand. (mk)