Greensill-Kredit wirft schlechtes Licht auf ehemalige CS-Risikochefin Lara Warner

Das Risikomanagement der Credit Suisse wird immer wieder von der Vergangenheit eingeholt. Und es zeigt sich, wie unsorgfältig die Bank gerade im Fall von Alexander «Lex» Greensill, einem australischen Unternehmer mit bewegter Vergangenheit, agierte. Die Schweizer Bank gewährte seiner Greensill Capital im Oktober 2020 einen Notkredit über 140 Millionen Dollar. Der Zeitpunkt war verhängnisvoll, denn ein halbes Jahr später krachte das windschiefe Finanzgebilde des Lex Greensill zusammen. Die CS war insofern betroffen, weil sie diverse Fonds mit Greensill-Produkten vermögenden Kunden vermarktete. Diese beklagten sich über Verluste in Milliardenhöhe. Faule Rechnungen nicht erkannt Für Alexander Greensill war der Kredit der Zürcher überlebensnotwendig, sonst wäre sein Kartenhaus wohl schon früher zusammengekracht. Allerdings stellen sich ernsthafte Fragen, wie gut abgesichert dieser Kredit überhaupt war. Denn gemäss «Financial Times» dienten offenbar Rechnungen der Firma Liberty Commodities des Greensill-Intimus und Industriemagnaten Sanjeev Gupta als Sicherheit des Darlehens. Mehrere der auf der Rechnung als Schuldner erwähnten Firmen bestätigten der Zeitung, mit Liberty gar keine Geschäfte getätigt zu haben. «Das offensichtliche Versäumnis, zu erkennen, dass verdächtige Rechnungen als Sicherheiten verpfändet wurden, wirft ein neues Licht auf Fehler im Risikomanagement der Credit Suisse», schreibt die Finanzzeitung. Lara Warner musste die Bank verlassen Erstaunlich ist das Vorgehen allemal, denn der Genfer Rohstoffhändler Trafigura soll die Grossbank vorgängig gewarnt haben, dass Liberty Commodities offenbar mit fingierten Rechnungen operieren würde. Diese bildeten offenkundig einen Teil der Sicherheit des Kredits. Dabei war der Deal bei der Bank auch intern heftig umstritten. Das Risikomanagement an der Front in London war gegen die Kreditvergabe, schliesslich aber übersteuerte die damalige oberste Risiko-Chefin der Bank, Lara Warner, die Vergabe. Es kamen Gerüchte auf, sie hätte nicht haargenau hingeschaut, weil Alexander Greensill ein wichtiger Kunde der Bank war, bestens vernetzt, und das IPO mit einer seiner Firmen plante. Warner musste kurz nach dem Zusammenbruch des Greensill-Imperiums die Bank verlassen. Ihr Nachfolger, David Wildermuth, war jahrelang einer der wichtigsten Risikomanager bei Goldman Sachs. Er soll das Risikomanagement der Bank von Grund auf neu ausrichten.