Wir wollen unseren Kunden Manufakturprodukte mit Zukunft anbieten, Uhren die auch in 50 Jahren noch funktionieren und so ihren Wert mindestens behalten.» So lautet das Credo von Luigi Macaluso, dem Eigentümer der Sowind-Gruppe und Gebieter über die beiden Uhrenmarken Girard-Perregaux (GP) sowie JeanRichard. Speziell die traditionsreiche GP kann sich rühmen, gegen 1880 die erste Serien-Armbanduhr gefertigt zu haben und heute auf dem Gebiet der Armband-Tourbillons eine führende Rolle zu spielen. 28000 Zeitmesser verlassen jährlich die Manufacture Sowind, 18000 tragen das Label GP und 10000 das von JeanRichard.

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Ausblick geht mindestens zehn Jahre nach vorne

«Um uns im Feld der Spitzen-Uhrmacherei zu behaupten, arbeiten wir mit einer Vision von mindestens zehn Jahren», bekennt der studierte Architekt und enthusiastische Ferrari-Freak Macaluso beim Rundgang durch die neue Fabrik in La Chaux-de-Fonds. Schon beim Betreten erkennt man die Handschrift des detailverliebten Italieners. Hier stimmt einfach alles. Mit ungemeiner Sorgfalt wurden die beiden zusammen rund 3000 m3 grossen Gebäudeteile gestalterisch in jenen Zustand zurückversetzt, den sie unter der Ägide der Gebrüder Schwob und deren Tavannes Watch in den Jahren 1905 bzw. 1918 aufwiesen. Später nutzte Cristallor, ein Gemeinschaftsunternehmen von Ebel und Cartier, den Komplex für seine Gehäusefabrikation. Und nun hat Sowind den alten Geist der Uhrmacherei unter neuen Vorzeichen wieder belebt.

Tradition und Moderne gehen Hand in Hand. «Manche Besucher», erklärt Willy Schweizer, verantwortlich für die Museen der Gruppe, «erwarten sich eine Uhrenproduktion im überlieferten Sinn und sind dann höchst erstaunt, wenn sie unsere Ateliers besuchen.»

Die mehr als 200-jährige Geschichte von Girard-Perregaux zeigt sich nämlich primär in einer konsequenten Pflege der Mechanik, welche 95% aller Zeitmesser dieser Manufaktur beseelt. Die Produktion der Rohwerke geschieht unter Verwendung modernster, computergesteuerter Maschinen. Das weitere Fertigstellungsprozedere, im Fachjargon T 0, T 1 und T 2 genannt, erfordert freilich weiterhin die Fingerfertigkeit erfahrener Handwerker. Das Atelier T 0 ist unter anderem für die Vormontage der Komponenten zuständig, T 1 montiert und reguliert die Werke. Die fertigen Armbanduhren entstehen in der Abteilung T 2.

Söhne mit gleichen Genen gesegnet wie der Vater

In diesem Zusammenhang legt «Gino» Macaluso Wert auf die Feststellung, dass er auch rund die Hälfte aller Gehäuse im eigenen Hause herstellt. Den steigenden Grad an industrieller Integration begründet der Chef, dessen Söhne Stefano (29) und Massimo (27) mittlerweile ebenfalls für das Unternehmen tätig sind, damit, «dass Unabhängigkeit einen klaren Blick in die Zukunft verlangt. Anderseits denken wir aber auch realistisch, immer den Fokus darauf gerichtet, was sich unter vernünftigem Mitteleinsatz machen lässt.»

Für den Blick nach vorne hat Macaluso zwei getrennte Arbeitsgruppen installiert: Ein zwölfköpfiges Team kümmert sich um die Kreation von Uhrwerken für die Gruppe, und sieben Mitarbeiter zeichnen für die Produktentwicklung verantwortlich. Derzeit entfallen 25% des Umsatzes auf den Bereich Haute Horlogerie, dessen Top-Seller eindeutig Drei-Brücken-Tourbillon heisst.

«Vor einiger Zeit», so Willy Schweizer, «haben wir unser 1000. Exemplar zelebriert. Und keines davon ist mängelbehaftet an uns zurückgeschickt worden.» Etwa 100 davon verlassen jährlich das neue Komplikationen-Atelier im blauen Stammhaus an der Place Girardet. Dort arbeiten knapp 20 Uhrmacherinnen und Uhrmacher so, als ob die Zeit irgendwann stehen geblieben sei. Ohne Eile fügen sie die sorgfältig veredelten Teile zu komplexen Mikrokosmen. «Manche Werke brauchen mehrere Monate, bis sie perfekt laufen. Unser qualifiziertes Personal ist in diesem Zusammenhang unser grösstes Kapital», fügt der Dottore in seiner leisen, stets vornehm zurückhaltenden Art hinzu.

«Trotz der Krisensituation, die auch an GP und JeanRichard nicht spurlos vorübergeht, halten wir an unseren bewährten Kräften fest. Entlassungen in grösserem Stil, wie sie vor kurzem ein benachbartes Unternehmen angekündigt hat, sind für uns kein Thema.»

Jetzt muss Deutschland erschlossen werden

Beim Vertrieb der solcherart gefertigten Armbanduhren stützt sich die Sowind-Gruppe auf eigene Filialen in Italien, Japan, der Schweiz sowie den USA. Den Rest besorgen freie Agenten. «In absehbarer Zeit wird jedoch eine weitere Tochterfirma in Deutschland hinzukommen, die wir gemeinsam mit unserem langjährigen Vertriebspartner gestalten», flicht Gino Macaluso in diesem Zusammenhang ein. Bei den Märkten für GP-Uhren rangieren Asien und Europa mit jeweils rund 30% ganz oben. Nordamerika absorbiert etwa 12%. Der Rest verteilt sich rund um die Welt. Bei JeanRichard nimmt Asien derzeit die Pole-Position ein.

Weil jede Uhrenmarke letztlich nur so gut ist, wie der Nachverkaufs-Kundendienst, geniesst selbiger einen hohen Stellenwert. Jährlich durchlaufen rund 3000 Uhren aus sämtlichen Epochen die entsprechenden Werkstätten. «Natürlich versuchen wir, alles zu reparieren», erläutert Willy Schweizer mit Blick auf eine GP aus den frühen 1960er Jahren. «Standardüberholungen dauern etwa vier Wochen, bei Komplikationen braucht es mehr Geduld», so Schweizer. «Nur Drei-Brücken-Tourbillons wollen wir ausnahmslos selbst warten», wirft Gino Macaluso mit Blick auf seine GP ein. Dann eilt es ihm. Er muss nach Shanghai, die Uhr zum Enzo, dem neusten Ferrari, vorstellen. Erstmals ein Drei-Brücken-Tourbillon mit Chronograph und ewigem Kalender. Spitzenklasse, wie die Strassenversion eines Fomel-1-Boliden. «Nicht limitiert», betont er beim Abschiednehmen, «aber die Produktion beschränkt sich von selbst. Mehr als drei werden wir 2004 wohl nicht herstellen können.» Stückpreis: Immerhin 250000 Fr.



Zeitzeichen

«Zeit ist Geld, das man vergeudet.»

Ludwig Marcuse, 189-41971, deutscher Philosoph

Zeitzeichen

«Wenn die Zeit Geld ist, dann lebt jeder über seine Verhältnisse.»

Ludwig Fulda, 1862-1939, deutscher Schriftsteller



Girard-Perregaux: Wie oftmals eine Hochzeit

1791: Der Uhrmacher Jean-Francois Bautte signiert in Genf seine ersten Taschenuhren. Bald darauf erhebt ihn sein Lehrmeister J. D. Moulinier in den Rang eines Teilhabers.

1837: Bautte stirbt. Sohn Jacques und Schwiegersohn Jean-Samuel Rossel lenken die Geschicke von J.F. Bautte & Cie.

1850: Constant Girard gründet in La Chaux-de-Fonds eine Uhrenmanufaktur, welche ihren Namen Girard-Perregaux (GP) der Hochzeit des Patrons mit Marie Perregaux, Tochter eines angesehenen Chronometermachers, im Jahre 1854 verdankt.

1897: Der neue Eigentümer der Firma Bautte & Cie heisst Felipe Hecht. Er fabriziert unter der Marke Ideal.

1903: Louis-Constant Girard-Gallet, der älteste Sohn von Constant Girard, übernimmt nach dem Tod seines Vaters die Leitung von Girard-Perregaux. Er übernimmt zudem von Juan Hecht die Marke Ideal, ehemals Bautte & Cie.

1918: Otto Graef, geboren 1862 in Deutschland, sowie seine Söhne Willy und Paul gründen in La Chaux-de-Fonds die Uhrenmarke Mimo (Manufacture Internationale de Montres Or).

1928: Die Firma Girard-Perregaux wird liquidiert. Die Société de Banque Suisse (SBS) übernimmt die Marke, zahlreiche Rohwerke und das alte Hauptbuch von Jean-Fran™ois Bautte.

1929: Die Familie Graef kauft GP samt Rohwerken und Bautte-Hauptbuch für 30000 Fr. Sie produziert künftig nebeneinander Uhren der Marken GP und Mimo.

1951: Charles-Edouard Virchaux, Schwiegersohn Willy Graefs, und Jean-Edouard Friedrich, Paul Graefs Schwiegersohn, übernehmen die Leitung bei GP. Sie produzieren jährlich mehr als 200000 Uhren.

1969: GP bringt 5000 Aktien zum Stückpreis von 250 Fr. an die Börse. Sie repräsentieren 25% der Stimmrechte. 75% verbleiben in den Händen der Familie und einiger Angehöriger.

1979: Friedrich und Virchaux, die keine Nachkommen haben, verkaufen an das internationale Handelshaus Desco von Schulthess.

1988: Francis Besson, Generaldirektor von GP, kauft das Unternehmen mit Unterstützung der ortsansässigen Banken.

1992: Luigi Macaluso, italienischer GP-Importeur und Mitglied des Verwaltungsrats, wird Eigentümer. (glb)



Laureato EV03: Ein typisches Geschenk für eine gute Abschlussprüfung

Die Geschichte der Manufaktur Girard-Perregaux (GP) hat ihr ein reiches technisches und kulturelles Erbe hinterlassen: Zahlreiche klassische Modelle zeugen von den markantesten Phasen der Entwicklung der Markenidentität in den zwei Jahrhunderten ihres Bestehens.

Unter all diesen Kreationen nimmt die Laureato einen besonderen Platz ein. Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war Girard-Perregaux aktiv mit der Entwicklung eines Quarz-Uhrwerks beschäftigt, damals die absolute Spitzentechnik in der Uhrenwelt. Schon seit Ende der 60er Jahre war im Haus damit mutig experimentiert worden, und das Ergebnis war eine radikale Innovation, die sich allgemein durchsetzte: Es waren die Ingenieure von GP, die den internationalen Standard der Schwingfrequenz für Quarzwerke (32.768 Hertz) entwickelten, der danach von allen Werkeherstellern weltweit übernommen wurde.

Als äusseres Zeichen dieser technologischen Revolution entwickelte die Marke ein sportliches Uhrgehäuse mit integriertem Armband. Besonderes Merkmal war die achteckige, polierte Lünette als eleganter Kontrast zum satinierten Armband. Diese 1975 entstandene Uhr erhielt den Namen Laureato. Der Name ging auf einen Vorschlag des damaligen Importeurs für Italien zurück: «Il Laureato» war der italienische Titel von Mike Nichols' Film «The Graduate» (1967) mit Dustin Hoffman, Anne Bancroft und Katharine Ross. Und entsprechend war es kein Zufall, dass diese Uhr auf dem italienischen Markt fast zu einer Institution wurde, zum typischen Geschenk für junge Leute zur Abschlussprüfung!

Das erfolgreiche Modell wurde 1984 erstmals überarbeitet: Das Metallarmband erhielt eine wie die Lünette polierte Einlage, und ausserdem wurde die Laureato-Familie bereichert um die berühmten Equation-Werke, die verschiedene astronomische Anzeigen boten.

Die zweite Fortentwicklung erfolgte 1995. Die typischen Eigenschaften wurden beibehalten, und doch wurde die Laureato völlig neu konstruiert und nun mit einem automatischen Manufakturwerk GP 3000 ausgerüstet. Die Abmessungen wurden sichtbar vergrössert, die Lünette breiter, und die Glieder des Armbands hatten nun die Form eines H. 1998 gab es dann eine Laureato mit dem legendären Tourbillon-Werk dies als Beweis, dass dieses aussergewöhnliche Stück Mechanik robust genug ist zur Verwendung in einer Sportuhr.

Jetzt nun präsentiert GP die dritte Weiterentwicklung unter dem Namen Laureato EVO3. Die Neufassung ganz in der Linie der Vorgängermodelle birgt ein mechanisches Chronographenwerk mit automatischem Aufzug, selbstverständlich ein Produkt der Manufaktur. (m)